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The Cut

Filmkritik: Fatih Akins „The Cut“

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Kurz vor der Verleihung des Douglas-Sirk-Preises für seinen neuen Film im Cinemaxx während des Hamburg Filmfest 2014 traf ich Fatih Akin bei Budnikowski. Wir leben beide in Ottensen. Ich gratulierte ihm zu diesem Film-Preis und bemerkte, dass das Thema des Films gerade sehr aktuell ist (Stichwort Völkermord, Syrien, Krieg, Kobane und Allepo). Das sei nicht beabsichtigt gewesen versicherte mir der Regisseur. Klar, so ein großer Film wie The Cut, der in diesem Herbst in den deutschen Kinos läuft, braucht jahrelange Vorbereitung. Doch ich hätte den deutsch-trükischen Filmemacher eher fragen sollen, weshalb er zwei Filme in einem gemacht hat.

Bevor ich am Wochenende The Cut im Zeise-Kino sah, habe ich die The Cut“ Rosen und Steine“ target=“_blank“>Filmkritik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gelesen, die den Streifen nicht für Akins besten Film hielt. Und bemängelte, dass der Film sich immer weiter vom ursprünglichen Thema – den 1. Weltkrieg, das Osmanische Reich und den Völkermord an den Armeniern – entfernt, bis nichts mehr davon übrigen bleibt. Intuitiv ahnte schon, dass der Kritiker der F.A.S. recht haben würde. Doch ich musste den Film mit eigenen Augen sehen und möglichst ohne Vorbehalt. Am Ende des Films kämpfte ich gegen Vergessen des Anfangs dieses Films.

„The Cut“ Trailer

Ich weiß nicht woran es liegen könnte, aber Fatih Akin kann nicht so gut Dialoge und es ist nicht das erste Mal, dass er in einem Film über die lange Strecke den Faden verliert. Wobei einfach nicht nachzuvollziehen ist, weshalb er diese Brüche einbaut, die teilweise extrem konstruiert wirken. Vielleicht empfinde ich das nur so. Auf jeden Fall erwarte ich mehr, viel mehr von den Dialogen.

Aber die haben im Film The Cut keinen großen Stellenwert. Denn der Hauptdarsteller ist ab der 20 Minute des Streifens stumm. Er sollte getötet werden und überlebt den Schnitt in den Hals – The Cut. Dann beginnt die eigentliche Reise des Helden. In den Wirren des durch den 1 Weltkrieg untergehenden Osmanischen Reiches nach seiner Familie zu suchen.

Wir sehen trostlose Wüstenlandschaften, entrüstende Brutalität, die tatsächlich an den Terror der IS in Syrien erinnert, nur hier von den Türken an den Armeniern ausgeführt wird. Und wir erleben wunderbare Menschen voller Mitgefühl. Solidarität und tiefer Menschlichkeit. Und das der Untertitel – es wird Türkisch und Arabisch gesprochen – und der zuweilen simplen Dialoge. Wir werden Zeugen ungeheurer Grausamkeiten und sehen Bilder der Apokalypse. Denn die Türken lassen die vertriebenen Armenien zu tausenden verdursten und verhungern. Diese Schrecken hatten wir nicht erwartet. Denn wir wissen über diesen Teil der türkisch-syrischen Geschichte so gut wie gar nichts.

Bis hier hin ist The Cut ein überaus sehenswert und fesselnd Geschichte. und im Nachklang hätten wir gerne mehr erfahren über diese Ereignisse. Über deren Ausmaß und Motivation. Wir erfahren nichts davon, weshalb die Türken die Armenier umbringen wollten. Ein kleiner Hinweis zu Beginn des Films, dass man die Minderheiten des Osmanischen Reiches loswerden wollte, reicht hier nicht. Dieser Hinweis, der ganz am Anfang etwas willenlos wirkt, der aber die Erwartungen hochschraubt. Aber im Laufe des Films erfahren wir nichts Näheres, der die Story verdichtet sich immer mehr zu einer Suche des Vaters nach seiner Zwillingstöchter. Die ihn von den Weisenhäusern der Gestade des arabischen Mittelmeers über Kuba und Florida bis hinauf ins unwirtliche, winterliche South Dakota führt. Dort gibt es trostlose Indianer-Reservate der Dakota. Aber was soll das? Was soll der Film dort? Sind die Armenier des Osmanischen Reichs und der Türken die Indianer der weißen Männer Nordamerikas? Eine solche übersymbolische Konstruktion wäre der Sache sicher nicht dienlich.

Fazit : „The Cut“ von Fatik Akin

Fatih Akin hätte zwei Filme darauf machen können. Einen über den Völkermord der Türken an den Armeniern anhand des Schicksals einer Familie. Und einen über die Immigration nach dem 1. Weltkrieg nach Übersee und die Suche nach verschollenen Angehörigen. Aber so bleibt einen nur, der ersten zwei Drittel des Films in bester Erinnerung zu behalten und das letzte Drittel einfach zu vergessen. Im Zweifel verlässt man das Kino, wenn Nazaret Kuba Richtung Florida verlässt. Der Film zwingt uns aber zum Sitzenbleiben, da die Suche des Vaters nach seinen Töchtern tiefe Ängste und Gefühle in uns berührt. Wer sich aber sagen kann, es wäre eh nur ein Film, hätte nichts verpasst, wenn er das Ende auslassen würde. Das würde einem auch den Rest des mäßigen Soundtracks ersparen.

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