Google Street View in Hamburg? Nein Danke!
Was will Google wohl mit dem zumindest in Deutschland umstrittenen Aufnahmen für Google Street View erreichen? Geld verdienen. Ich bezweifele, dass der Widerstand hierzulande seine Ursachen wirklich in der Sorge um den Datenschutz hat. Meiner Ansicht nacht reicht das Unbehagen – auch bei mir – viel, viel tiefer.
Der Ausspruch Big Brother is watching you hat nichts mehr mit George Orwell und seiner finsteren Vision (1984) eines totalitären Staates zu tun. Es ist Unterhaltung geworden. Es ist eine dämlich Unterhaltungsshow im Fernsehen geworden.
Und ist für die Generation Gadget nicht längst alles Spielkram und Unterhaltung? Warum also nicht mit neuestem Schnickschnack durch die Gegend zoomen? Wo bin ich? Moment. Ich check mal Google. Wer bin ich? Moment. Ich checke Facebook.
Gut, auch bei den Nerds – mittlerweile der stolze Titel einer zum Ritter geschlagenen Kommunikationsbremse, den man sich auch gern mal aufs Shirt druckt – poppt mal die Furcht vor der Datenkrake und die Sorge um den Datenschutz im Internet auf. Aber die Geilheit auf das nächste Spielzeug (iPhone, iPad, Handy, Netbook, Navi etc.) ist größer als alle Besorgnis um, tja, um was eigentlich?
Es ist nicht wirklich sooo lange her, dass Deutschland eine Diktatur war. Viele wissen wahrscheinlich nicht, was Diktatur bedeutet. Genaus wenig wie sie wissen, dass es selbst jetzt noch Diktaturen in Europa gibt und dass die meisten Menschen auf der Erde in Unfreiheit leben. Griechenland, Spanien und Portugal waren bis weit in die 70er Jahre Diktaturen und in den 80ern gab es in der Türkei einen Militärputsch. Ganz abgesehen von den schlimmen Ereignissen im ehemaligen Jugoslawien gegen Ende der 90er Jahre.
Mir ist nicht wohl bei dieser Google-Sache. Google ist einer der mächtigsten Konzerne der Welt. Von mir aus muss Google das nicht machen, ich brauche diese Bilder nicht um damit zu spielen oder mich zurecht zu finden. Ich komme auch ohne Navi genau da an, wo ich ankommen will. Jaaa, das geht, das funktioniert. Das hat Jahrtausende gut funktioniert. Ich kenne sogar noch Zeiten ohne Handy. Unsere Verabredungen haben dennoch geklappt. Hervorragend sogar.
Ich persönlich brauche den ganzen Scheiß nicht. Ich will auch nicht ins Fernsehen. Mein Haus auch nicht. Das weiß ich. In unserer Tiefgarage mitten in Ottensen, dem ach so gerecht-kreativen Gutviertel in Altona, sind sie in unsere Autos eingebrochen. Vor der Tür hatten sie versucht meinen Roller zu klauen. Überhaupt kein Zweifel: Mit Google Street View wird es den Kriminellen noch leichter gemacht, andere Menschen zu schädigen, zu verletzen und zu berauben.
Aber das kann doch kein Argument sein! Oder? Man kann jedes Instrument missbrauchen.
Vielleicht tun wir Deutschen besonders gut daran, Google die Zusammenarbeit an dieser Stelle zu verwehren. Wir haben doch alle ganz andere Sorgen als diesen Street-View-Mist, also lasst das doch einfach bleiben, ihr lieben Internet-Kapital-Amerikaner. Könnte ihr nicht mal irgendetwas tolles für alle Menschen machen? Lasst doch beispielsweise die Kinder in Schulen und Kindergärten ihre Häuser in denen sie wohnen malen und stellt die als „Street View“ auf euren Maps zur Verfügung! Das wäre doch mal was! Angenommen, immer mehr Menschen beschweren sich im Internet wiederzufinden samt Adresse und Foto, dann würde es bestimmt zu einer Welle von Wohnungswechsel kommen. Somit wäre ein Umzug garantiert.
Werden denn auch Asylanten-Heime, Aussiedler-Siedlungen, Elendsviertel und Stadtbrachen gezeigt? Ich würde gerne Bilder mit Toten aus Überschwemmungs- und überhaupt Katastrophengebieten sehen. Vielleicht den Stall in dem das Schweinepestvirus ausgebrochen ist. Irgendwas Perverses will ich als Medienendverbraucher sehen. Gewährleistet Google Street View das überhaupt?
Ich frage mich, welche armen Säue in diesen blöden Google-Fahrzeugen sitzen müssen und überhaupt keine Skrupel wegen ihren Jobs aufkommen lassen wollen. Müssen ja alle Geld verdienen. Alle müssen Geld verdienen und alle wollen viel Geld verdienen. Ist es das?
Aber wer sagt mir, dass Google Street View nicht hervorragend in die neueste Generation Lenkwaffen integriert werden wird? Dann können sie uns noch weiter verarschen mit den „sauberen“ Kriegen und einer Bevölkerung, denen man das Haus unter dem Arsch wegbomben kann, ohne dabei auch nur einen versehentlichen Kopf abzureißen.
Nee, Google. Ich will das alles so nicht. Und ich brauche das auch so nicht. Lass mal stecken!
Google Maps Street View world wide. Bild: Pietro Zanarini
Warum ist Street View umstritten?
Datenschützer und Politiker kritisieren, dass auch Passanten und Kfz-Kennzeichen von Street View erfasst und Häuseransichten ohne Zustimmung der Eigentümer fotografiert werden. Google hat jedoch zugesagt, durch eine spezielle Software in Deutschland alle Gesichter und Autonummernschilder unkenntlich zu machen.
Quelle: hamburg.de
Google Maps Deutschland:
Unkenntlichmachung Ihres Gebäudes/Grundstückes in Street View
Titelbild: Achim Hepp, Engneer: Jack Qiao