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SMW Hamburg 2014

Kannst vergessen: Social Media Week Hamburg

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ASocial Media Week – das klingt so harmlos, so nett, nach Blümchensex, Giveways und Smalltalk, nach Gemeinschaft, Teilen und einer viiiiel besseren Welt. Tja. Pustekuchen. Das hier ist Business. Knallhart. Es geht bei der Social Media Week Hamburg wie im richtigen Leben im weitesten Sinne nur ums eins: Ums Geld. Und um Lobhudelei des Ego, sonst wäre es ja nicht „Social Media“. Selfie-Alarm in der Hansestadt. Die Teilnahme ist allerdings kostenlos. Das Geld wird anderswo gemacht.

Wirklich: Etwas unkritischers zum Thema Internet und Social Networks kann man sich eigentlich kaum vorstellen. Ich erspare mir die Geschichten der Vergangenheit, da ich ja seinerzeit hier und dort schon zum Besten gegeben habe. Das heißt natürlich nicht, dass man nicht auch Spaß haben könnte bei der Social Media Week Hamburg oder auch mal spannende Menschen treffen kann. Das wiegt das wogende Mitläufertum und die knallharte Kommerzialisierung, die ihre Abgesandten schickt, nicht auf.

Video vom letzten Jahr: SMW 2013

Als Alternative zu diesem Video, ein Beitrag aus titel thesen temperamente vom 16.2.2014: Jaron Lanier: „Wem gehört die Zukunft?“

„Du bist nicht der Kunde der Internetkonzerne. Du bist ihr Produkt.“ Dieser Satz stammt von Jaron Lanier. In seinem neuen Buch Wem gehört die Zukunft? seziert er die Allmacht der Internetkonzerne. In der ARD-Sendung sagt er:
„Den Leuten ist überhaupt nicht klar, welche Gefahren von Big Data ausgeht. Big Dats bedeutet, das Computer weltweit Informationen über uns sammeln und daraus fragwürdige Statistiken erstellen. Mit einem Ziel: Um Vorhersagen darüber zu machen, wie man den meisten Profit aus uns schlägt, wie man jemanden am Besten manipuliert.

Wenn alles frei verfügbar und umsonst ist, klingt das demokratisch, aber das ist es eben nicht. Denn die Internet-Mächtigen, mit ihren Riesen-Computern, mit der Möglichkeit die Informationen auszuwerten und weiterzuverkaufen, sind am Ende die einzigen Profiteure. Und so wurde das, was eigentlich so demokratisch aussah, sehr, sehr unfair (Digitaler Maoismus).

Die kurzfristigen Annehmlichkeiten stehen im maximalen Konflikt zu den langfristigen Auswirkungen. Das Problem bei diesen System ist: Sie arbeiten sehr schnell und schaffen schnelle Anreize. Die Folgen aber bleiben im Dunkeln. Und genau das ist das Problem.

Genau diese Dynamik können wir in allen Bereichen beobachten, die von Software übernommen werden. Man braucht die Menschen noch als Datenlieferanten und Konsumenten, ansonsten kann man so tun, als brauche man sie nicht mehr. Und bezahlt werden sie auch nicht. Und genau da passiert der entscheidende Fehler.

Der Nutzer soll durch seine Daten auch Einnahmen haben. Durch sogenannte Zwei-Wege-Links, die zurück auf den Urheber verweisen. Wenn Facebook mit den Fotos und Nachrichten seiner Nutzer Profit macht, müssen eben diese Nutzer dafür auch entlohnt werden.

Diese Methode ist ganz simpel und kann automatisch funktionieren: Der Input wird honoriert. Nicht ein einzelner Boss entscheidet ob und wieviel ein Nutzer bekommt. Man muss es nur machen. Viele werden sich beschweren, aber irgendwo müssen wir anfangen. Es könnte dafür sorgen, dass die Mittelschicht nicht ausblutet und wir eine Gesellschaft schaffen, die fit für die Zukunft ist. Und das ist das, was wir wirklich brauchen.“

Vor diesem Hintergrund ergraut die Social Media Week in Hamburg im Jahr 1 der Snowden-Enthüllungen. Doch die SM-Gemeinde war noch nie selbstkritisch oder gar reflektiert. Kritik kam stets von außen, die Kritiker wurden eher als nicht dazugehörig verächtlich gemacht. Ist das noch zeitgemäß? Im Dienst meist irgendeiner höheren Macht oder der eigenen Geschäftsinteressen reihen sich Workshops an Workshops, Vorträge und Diskussion, denn „Social Media“ ist in erster Linie ein Geschäftsmodel, es ist pures Marketing. Wer etwas anderes behauptet, befindet sich immer noch in der Euphorie-Phase, die sich einstellt, wenn man das erste Mal mit dieser Technik in Berührung kommt. Doch nach dem NSA-Datenskandal tauchen endlich wieder Fragen auf. Eine davon ist, ob die Firmen, die mit solchen Daten Geld verdienen, nämlich die Social-Media-Dienstleister, nicht die wahren Zerstörer des Internets sind, weil sie nicht im Verdacht stehen irgendeiner Kontrolle als die der Aktionärsversammlung zu unterliegen. Oder wie es Jaron Lanier sagte: „Du bist nicht der Kunde der Internetkonzerne. Du bist ihr Produkt.“ Von einer Social Media Week erwarte ich eine gehörige Portion Realismus. Doch keine Sorge, die ist dort nicht zu erwarten.

Social Media Week Hamburg? Kannst vergessen. Oder, um es mit einem guten alten Rock-n-Roller zu sagen: „People think you’re crazy if you talk about things they don’t understand.“ Elvis Presley!

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