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Körperwelten Hamburg 2014

Kranke Toten-Ausstellung: Körperwelten in Hamburg

5 Kommentare

Vom 16. Mai bis 15. Oktober 2014 geistert die Gruselaustellung des irren Plastinators Dr. Gunther von Hagen durch die HafenCity Hamburg. Die Sensationsgeilheit auf die Körperwelten baut, ist nur schwer zu ertragen. Unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit – Lehrer und Referendare haben freien Eintritt – wird der altehrwürdige Tod des menschlichen Körpers und seine Würde der banalen Schaulust preisgeboten. Es erinnert etwas an die Jahrmärkte im Mittelalter und die öffentlichen Hinrichtungen. Nur dass jetzt sehr viel und sehr gutes Geld damit verdient wird und sich genügend GafferInnen geben wird, die das fasziniert. Ich für meinen Teil habe genug Tod gesehen und genügend Irre kennengelernt und auf den Besuch dieses Heidi-Klum-Events für Entleibte zu verzichten. Ich kotze schon so im Strahl.

Dass ich nicht lache: „Das oberste Ziel der KÖRPERWELTEN ist die gesundheitliche Aufklärung!“ Natürlich, es ist nicht das Ziel, die Sensationsgier oder den Geltungsdrang des Präparators als Humanen Doktor Frankenstein zu befriedigen. Nein, es ist rein wissenschaftlich. Und es gibt um Ihre Gesundheit. Man kann zwar für die Gesundheit tun was man will, am Ende des Lebens wird man zu einer Leiche. Wenn man großes Pech hat, sogar seiner Würde und seiner Orange beraubt. Gut, viele vermachen ihren dummen Körper sogar dem Gunther von Hagen, damit er ihn schäle und behandle auf dem stinkenden Marktplatz den wissbegierigen Untertanen vorführt. Ach, nee, nicht Untertanen, zwar nicht in jedem Schädel, aber Mittelalter ist vorbei.

Ein Besuch in der echten Pathologie in Hamburg

In der Krankenpflegeausbildung kommt die Zeit der Pathologie. Man betrachtet menschliche Organe in alten Senfgläsern und andere unappetitliche Präparate. Mich hat das nie fasziniert. Ja, der Tod ist ein Phänomen und er ist groß. Aber nein, man kriegt ihn mit Hilfe dieser kleinen schäbigen Tricks nicht unter Kontrolle. Und den Schrecken davor kann diese Art Wissenschaft auch nicht nehmen.

Eines Tages gings dann in die Pathologie, wo wir an einer gewöhnlichen Leichenfledderei teilnehmen … durften. Eine kleine Hutzeloma ohne Verwandtschaften wurde unter den Augen der SchülerInnen vom Pathologen auseinander genommen. Kreidebleich huschten die Zuschauerinnen zwischendring raus und Ihre Nerven bei einer Zigarette zu beruhigen. Faszinierend. Mir war schlecht, ich fand da gar nichts faszinierend und wartete draußen. Ich kam mit den anderen zunächst herein und sah dann hinten in der Ecke eine Art Plastikpuppe mit offenen Bauch und ohne Beine. In dem Moment, als mir bewusst wurde, dass was dies tatsächlich war, ein toter MENSCH nämlich, machte ich kehrt. Sollen sie doch die Toten auseinander nehmen, aber nicht mit mir.

Müssen das denn unbedingt Leichen sein?

Nein, müssen es nicht. Die Plastinate der Körperwelten-Ausstellung müssen nicht zu echten Menschen gehören, zu Toten. Man kann das ganz normal in Plastik, Holz und Eisen nachbilden. Man kann es sogar fotografieren oder filmen. Aber man muss keine Leichen präparieren, sie enthäuten, aufspießen und für gutes Geld dem gierigen Mob vorführen. Die Würde des Menschen ist auf diese Art nicht gewahrt.

Die Körperwelten-Ausstellung des Parkinson-Patienten Gunther von Hagens ist naturgemäß umstritten. Was ihrem Erfolg allerdings nichts anhaben kann. Es gab sogar Proteste gegen Dr. von Hagens „Körperwelten“ in Bochum, wegen allerhand Geschmacklosigkeiten. Die Initiative Stoppt Organraub in China wollte seine Show verhindern, denn dem Plastinator wird vorgeworfen, Leichenteile dubioser Herkunft in seinen Körperwelten zu benutzen. Etwa die von hingerichteten Chinesen, von denen gar keine Einwilligung vor liegen kann.

Auch ein Kommentar in der FAZ klärt über die kranke Sache mit den Leichen auf: Gunther von Hagens‘ „Körperwelten“ – Schluss damit! Lorenz Jäger nennt es hier beim Namen: „Frevelhafte Neugier statt wissenschaftliches Interesse.“

Es scheint ein Widerspruch, Körperwelten in Hamburg hier mit Einzelheiten bekannt zu geben und gleichzeitig diese Show – es ist eher Show im Sinne von Show-Business als von Ausstellung im Sinne von Kunst oder Wissenschaft – zu verachten. Ich meine aber, nur wenn die Fakten klar sind und eindeutig ist, worum es hier geht – Körperwelten in Hamburg – kann man seine Meinung fundiert ausdrücken und zum Nachdenken anregen. Ich werde mir diesen Mist jedenfalls nicht ansehen.

Körperwelten Hamburg

Vom 16. Mai bis 15. Oktober 2014
Montags bis Freitags von 9.00 – 19.00 Uhr
Samstags von 10.00 – 21.00 Uhr
Sonntags von 10.00 – 19.00 Uhr
ACHTUNG: Letzter Einlass eine Stunde vor Ladenschluss!

Tickets von 9,- bis 19,- Euro
Familienticket 48,00 Euro

KulturCompagnie

Shanghaiallee 7 (Nähe Lohseplatz), 20457 Hamburg

www.koerperwelten.com/

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5 Kommentare

  • 15. Mai 2014 zu 11:31
    TDS

    Mann, mann… Der „Hamburger Jung“ hat ja so gar keinen Spass am Leben. Klingt gar nicht nach Hamburger und erst recht nicht nach „Jung“. Nicht ALLES ist Schlecht und zum Glück gibt es entspannte Zeitgenossen die die Welt auch noch so sehen können. Gute Besserung!

    Antwort
    • 15. Mai 2014 zu 11:41

      Ich freue mich, dass du, TDS, so entspannt bist und ganz viel Zeit für diesen Kommentar hast. Ich jedenfalls finde diese Ausstellung schlecht und will die weder sehen noch haben und habe daran überhaupt keinen Spaß. Scheint ja auch deutlich geworden zu sein. Danke für das Feedback.

      Antwort
      • 15. Mai 2014 zu 11:51
        TDS

        Ja, schön entspannt sein hat was. Freu ich mich auch drüber!
        So wie Du, hab ich viel Zeit. Ja …
        Schönen Tag noch!

      • 15. Mai 2014 zu 13:06

        Danke schön. Aber ich hab nicht sooooo viel Zeit. Vor allem nicht für eine solche Monsterausstellung für Sensationsgaffer!

      • 15. Mai 2014 zu 13:19
        TDS

        Wollte Dich nicht beleidigen!
        Hätt ich gewusst das das so ankommt, hätte ich es gelassen.
        – Mir viel nur auf das ziemlich viel (Ina Müller z.B.)
        vom Hamburger Jung klein gemacht wird.

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