Buchtipp: Lass uns tanzen, Fräulein Lena von Hanna Aden – Ein Roman über Flucht, Neubeginn und die Suche nach Hoffnung

Lass uns tanzen, Fräulein Lena. Das Wort Fräulein wird es in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Die Geschichten, der deutschen Flüchtlinge nach dem Zusammenbruch des 3. Reiches, auch nicht mehr. Hamburg hat schlimme Dinge im 2. Weltkrieg erlebt, von Dänemark über die deutschen Küsten waren die Kriegsflüchtlinge aus den verlorenen Gebieten, etwa Ostpreußen und Schlesien verteilt.

Auch meine Mutter gehört zu ihnen. Die war damals zwar noch ein Kind, aber ich meine, diese Geschichten von damals, sollten heute gehört werden. Denn wie zu vernehmen ist, scheint es Bildungslücken bei vielen jungen Mitbürgerinnen zu geben, was die Nazizeit und den letzten grauenhaften Weltkrieg angeht. Daher stelle ich dieses Buch, diesen norddeutschen Roman gerne vor.

In ihrem neuen Roman Lass uns tanzen, Fräulein Lena entführt uns Hanna Aden in das Nordfriesland des Jahres 1946, wo die junge Lena Buth, eine Flüchtlingsfrau aus Pommern, nach einem Ort sucht, der endlich Heimat für sie sein könnte. Wie viele andere, die aus den ehemaligen Ostgebieten vertrieben wurden, wird Lena von den Einheimischen mit Skepsis betrachtet und als „Rucksackdeutsche“ abgestempelt. Doch inmitten des Misstrauens und der Entbehrungen findet sie Momente des Glücks – und Hoffnung.

Eine Geschichte, inspiriert von Adens eigener Familiengeschichte

Bereits mit ihrem ersten Roman I love you, Fräulein Lena ließ sich die Autorin von der Lebensgeschichte ihrer Großmutter inspirieren und greift nun erneut auf ihre Familienwurzeln zurück. Das Ergebnis ist ein ergreifendes Porträt einer Frau, die trotz aller Widrigkeiten den Mut nicht verliert und ihren Platz im Leben sucht. Die historischen Verwerfungen und die gesellschaftlichen Spannungen der Nachkriegszeit lassen die Geschichte sowohl realistisch als auch berührend wirken.

Zwischen Misstrauen, Freundschaft und Liebe: Lenas Leben im Aufbruch

Lena schöpft Kraft aus den gemeinsamen Spaziergängen mit Rainer, ihrem Freund, der wie sie vom Krieg gezeichnet ist und sich mit eigenen Lasten und Zweifeln auseinandersetzen muss. Doch seine Zurückhaltung und die Gerüchte, die sich hartnäckig um Lena ranken, werfen immer wieder Schatten auf ihre Beziehung. Zum Glück trifft Lena ihre Kollegin Doro, eine lebensfrohe Berlinerin, die ihr zeigt, dass das Leben noch Freude und Leichtigkeit bereithält. Gemeinsam lernen sie die Welt der Jazzkeller und Tanzclubs kennen, in denen britische Besatzungssoldaten Musik spielen, die nach Freiheit klingt. Für Lena sind die Abende mit Doro ein neues Lebensgefühl – ein kurzer, befreiender Moment inmitten der strengen Nachkriegsrealität.

Die Last der Vergangenheit – Rainer’s innerer Konflikt

Auch Rainer kämpft mit den Schatten der Vergangenheit: Die Erinnerungen an seinen Schwager, der während des Krieges als Aufseher in einem Vernichtungslager arbeitete, verfolgen ihn. Die Vorstellung, dass dieser Mann für seine Taten ungestraft bleibt, belastet Rainer zutiefst. Als ein alter Freund aus der Vergangenheit nach Niebüll zurückkehrt, steht Rainer vor einer schwierigen Entscheidung – eine Wahl, die seine Beziehung zu Lena und seine eigene Zukunft auf eine harte Probe stellt.

Einfühlsames Zeitporträt und eindrucksvolle Figuren

Hanna Aden gelingt es, in Lass uns tanzen, Fräulein Lena die Spannung zwischen Aufbruch und Schuld, zwischen Lebensfreude und Verzweiflung eindrucksvoll zu inszenieren. Ihr Roman ist nicht nur ein bewegendes Porträt einer Frau im Aufbruch, sondern zeigt auch das Nachkriegsschicksal einer Generation, die zwischen den Extremen der Vergangenheit und den Hoffnungen auf ein neues Leben steht. Ein Werk, das nachdenklich macht und gleichzeitig zeigt, wie viel Mut, Stärke und Lebensfreude selbst in dunklen Zeiten möglich sind.

Dieser Roman ist ein idealer Lesetipp für alle, die Familiengeschichten mit historischem Hintergrund lieben und sich für das Leben und die Entscheidungen jener interessieren, die nach dem Krieg neu anfangen mussten.

Leseprobe Lass uns tanzen, Fräulein Lena

Auch erhältlich: der erste Roman von Hanna Aden – I love you, Fräulein Lena – eine weitere inspirierende Geschichte, die von Aden’s eigener Familiengeschichte geprägt ist.