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Mein Weg durch die Hamburger Theaternacht 2017

Passionsnacht der Theaterspiele – Mein Weg durch die Hamburger Theaternacht

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Das war mal wieder eine zauberhafte Theaternacht 2017. Sogar das Wetter hat gepasst. Ich bin ja ein alter Theaternacht-Hase und jedes Mal dabei. Es ist auch einfach zu schön. In diesem Jahr habe ich die Sache auf die Innenstadt beschränkt. Hier gibt es die schönsten Häuser, die fußläufig erreichbar sind. Los gings an der Staatsoper. Was dann geschah war wunderbar.

Einen Plan hatte ich nicht. Habe ich meistens nicht, ich lasse mich gern durch die Nach treiben. Zur Theaternacht 2017 habe ich nicht mal ins Programm geschaut. Da ich aber jemand bestimmten treffen wollte, startete ich in der Probebühne 1 der Staatsoper. Es war noch vor 20.00 Uhr und das brachte mir sich, dass die Stuhlreihen nicht gefüllt und der schwarze Saal eine einer Probenbühne angemessenen Atmosphäre hatte. Ein wunderbar Beginn – Klavier und Gesang aus verschiedenen Opern. Direkt vor unseren Nasen konnten wir die volle Stimmkraft wundervollen Künstler genießen.

Liedprogramm „Schöne Hexen“ in der Staatsoper Probebühne 1

Jürgen Sacher in der Theaternacht 2017

Jürgen Sacher aus dem Ensembel der Staatsoper

Eine Hexe nach der anderen trat vor und sang zur herrlichen Klavier-Begleitung vom Studienleiter Rupert Burleigh ihr Lied. Etwa das „Die Lorelei“ von Franz List, dargeboten mit einem unvergleichlich faszinierenden Minenspiel und einer großartigen Stimme von Dorottya Láng. Richtig begeistert hatte mich Jürgen Sacher, der ais Johann Srauss´ Zigeunerbaron „Als flotter Geist“ zum Besten gab.

Ich fand die Idee mit den Hexenliedern wirklich fantastisch. Lediglich die letzte Arie „Alzati! Eri tu …“ aus Verdis „Un Ballo in Maschera“ gesungen von Kartal Karagedik hätte man an den Anfang nehmen sollen. Denn diese Arie ist ein einziges Drama, melancholisch, traurig, niederdrückend. Und so will man ja die Zuschauer nicht in die Theaternacht 2017 entlassen. Vielleicht sollte man die Reihenfolge im nächsten Jahr mit mir besprechen.

Ensemble Schöne Hexen in der Theaternacht 2017

Ensemble der Oper auf der Probebühne 1 bei der Theaternacht 2017

Ballett John Neumeier: Auszüge aus „Chopin Dances“ in der Staatsoper

Nun ging es hinüber zur Warteschlange vor dem großen Haus der Hamburger Staatsoper. Wir warteten nicht lange, denn viertel vor wurde eingelassen. In der Schlange hatte ich meiner wunderbaren Begleitung einiges zu erzählen, so dass ich die Schwester einer Schlangeninsassin knuffte. Das durfte nicht sein. Wo kommen wir denn da hin, wenn wir in Deutschland in einer Schlange stehen und wildfremde Leute vor uns versehentlich anknuffen!? „Würden Sie bitte meine Schwester nicht anstoßen! Merken Sie dass denn nicht, dass sie es schon ein paar mal gemacht haben?“ Ach, du grüne Neune. Und dieses Trauerspiel soll unsere Jugend sein?

Staatsoper mit Zuschauern in der Theaternacht 2017

Zuschauer in Erwartung des Neumeier Balletts bei der Theaternacht 2017

Schnell in die dritte Reihe im Parkett des großen Saales, aus dessen Orchestergraben schon Geigen, Hörner und Bässe erschallten. Das hatte ich bisher noch nicht bei der Theaternacht erlebt: Dass das philharmonische Orchester eine Ballett-Aufführung begleitet. Sonst kam die Musik immer vom Band. Wie wundervoll. Ich freute mich, wie ein kleine Ballettmeister.

Philharmonisches Orchester im Großen Saal der Staatsoper

Orchestergraben in der Staatsoper mit philharmonischen Orchester

So dann begann die größte Überraschung meiner kleinen Theaternacht-Karriere. Das wunderbarste, lustigste, schönste Ballett, das ich je gesehen hatte, mit wundervoller Musik, mit vollem Orchester und mit Klavier, mit herrlichen Kostümen und einem wirklich grandios unterhaltsamen, ja, begeisternden Choreografie riss den ganzen Saal am Ende zu einem ergreifenden Jubelsturm hin. Wirklich toll, was das Ensemble hier auf die Bühne bringt. Besser, davon überzeugt, geht es nicht. Und da ich immer dafür bin, auch in der Klassik mal etwas Neues zu wagen, war die Sache ganz nach meinem Geschmack.

„Albern“, aber im positiven Sinne, war das Stück, wie meine Begleitung meinte, ich fand es nicht nur sehr originell, sondern voller feinem Humor, Glanz und echtem Witz. So soll das sein. Ich muss das Stück „Chopin Dances“ unbedingt sehen und zwar so schnell, wie möglich. Wer mag mitkommen?

„Das achte Leben (Für Brilka)“ im Thalia Theater

Nun, das Lustigste vom Thalia-Theater in dieser Theaternacht 2017 waren die riesigen Monster vor dem Eingang, die sich mit den Besuchern balgten. Auf der Bühne war es dann weniger schön.

Thalia in der Theaternacht 2017 mit wilden Kerlen

Wilde Kerle vor dem Thalia Theater zur Theaternacht 2017

Der Moderator versucht es mit Witz und Schauspiel, aber wir waren vom Feingeist der Staatsoper verwöhnt und uns erreichte dieser grobschlächtige Kerl nicht mit seiner unmotivierten Verunglimpfung von Theaternacht-Besuchern wie mich, die schon mehrere Jahre dabei sind. Er versuchte sich darüber aggressiv lustig zu machen, wie wir angeblich einen engmaschigen Zeitplan verfolgten, der uns mit den Shuttelbussen zu streng festgelegten Zeiten zu den von uns angeblich akribisch ausgesuchten Stücken kutschieren würden. Mag es wohl geben. Aber was sollen diese blöden Bemerkungen? Witzig war das jedenfalls nicht … sondern passiv-aggressiv.

Riesige Grüffelo-Figuren oder was das darstellen sollte vorm Thalia Theater während der Theaternacht 2017

Wilder Kerl lässt im Thalia Theater grüßen

So dann erfuhren wir auf der Bühne von zwei Schauspielerinnen von ihren Kindheiten in der Sowjetunion. Tja. Schön gesungen und scharwenzelt, aber was interessiert mich eine Kindheit in der Sowjetunion? Das achte Leben (Für Brilka)? Ich kann mir aktuell kein Thema vorstellen, was weiter weg wäre von den Herausforderungen eines Lebens in Mitteleuropa in diesen Zeiten. Ich habe ja schon länger den Eindruck, dass das Thalia eine Entwicklung macht, der ich weder folgen kann, noch will. Es passt aber zu meinem Eindruck, dass gerade dieses Theater gerne mal dem das linken Lager umschmeichelt. Aber ich bin auch kein Theatermensch oder jemand, der von den Hamburger Theatern etwas versteht. Ich bin ein normaler Besucher, der einfach nur etwas Originelles erleben wollte. Hier nun interessierte es mich einfach nicht. Wir waren froh, als es vorbei war und wir gehen konnten.

Das achte Leben (Für Brilka)

Ach so, im Foyer nervte mich die Leiterin oder Koordinatorin des Tusch-Programms für das Thalia. Da ich als Elternteil und Elternrat einer betroffenen Schule mit „Tusch“ zu tun hatte, aber aus irgendwelchen Gründen kaum etwas „proaktiv“ an uns Eltern kommuniziert wird – etwa, dass das Junge Schauspielhaus nicht mehr dem Thalia in der Gaußstraße angeschlossen ist – nahm ich die Gelegenheit wahr und machte diesen Umstand deutlich. Und genauso wenig, wie ich mich für sowjetische Kindheiten interessiere, interessierte sich diese verhärmte Dame für die Anliegen der Eltern der Kinder des Tusch-Programms. Sie verwies mich auf die Website, auf der das ja alles zu lesen sei. Auf der wirren Thalia-Seite – auch die Website der Kammerspiele ist aus Usability-Sicht geradzu unterirdisch – war nicht einmal zu lesen, dass es wilder Kerle waren, die da vor der Tür auftauchten. Ich musste mich von dieser Funktionärin schnell entfernen, um nicht in einen überflüssigen Disput zu geraten. Was für eine Schrulle!

„Passionsspiele“ in der Theaternacht 2017

Dann der Höhepunkt meiner ganz persönlichen Theaternacht 2017: Die Passionspiele im Schauspielhaus. Sie hatten vor Ostern diesen Jahres Premiere und sind das Lustigste, das ich seit langem im Theater gesehen habe. Die Figuren und ihre Masken erinnern sehr stark an „Life of Brian“. Wie toll, mein absoluter Lieblingsfilm. Zu Anfang sieht man Jesus bei der Auferstehung als Film; auf einem Balkon im 1. Stock neben der Bühne spricht das gesamte Ensembel im Chor die die Bibelstelle <em>Matthäus 1 „Jesu Stammbaum“. Was für ein Quatsch!

Passionsspiele während der Theaternacht

Passionsspiele im Schauspielhaus

Dann geht es auf der Bühne weiter. Das ist so fein, dass ist so ein Spaß, so abwechslungsreich, absurd und, ja, albern, dass es die reine Freude ist und die Theaternacht 2017 zu einer der schönes Nächte diesen Jahres macht. Und da wird schon bei Jesus und seinen Leuten sind: Ich habe Mitgefühl mit all jenen Menschen, die dieses Licht nicht gesehen haben in dieser Nacht, die bei den Stones im Stadtpark waren oder bei den „Cruise Days“ in Hamburger Hafen. Diese Bürger sind zu bedauern. Chleudert die Burchen zu Poden!

Passionsspiele – Ein Abend von und mit Bastian Reiber, dargeboten vom Hochglanz-Ensemble des Deutschen SchauSpielHauses

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