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Tatort Hamburg

Feuerteufel – Der neue Hamburger Tatort mit Wotan und Petra

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„Feuerteufel“ war der zweite Hamburger Tatort in diesem Jahr. Und mit Kommissare Falke und seiner Hospitantin Lorenz das zweite neue tatortische Ermittlerin-Team aus Hamburg. Nach dem unsäglichen Til Schweiger als Nick Tschiller war dieser Tatort gestern am 28.4.2013 eine Erlösung und nach Cenk Batu (Mehmet Kurtulu?) gibt es endlich wieder Hoffnung für die Hamburger Tatort-Fans.

Wotan Wilke Möhring als neuer Chefermittler Thorsten Falke ist ein toller Schauspieler mit Charisma und sehr viel Glaubwürdigkeit. Seine attraktive Kollegin Petra Schmidt-Schaller, die als ihm als Hospitantin an die Seite gestellt wird, da sich sein vorheriger Kollege und bester Freund Jan Katz (Sebastian Schipper) versetzen ließ, hat es ebenfalls. Ist ja noch so oft zu finden, in den Ermittlerteams der Tatort-Republik: Erotische Ausstrahlung, Charisma und Glaubwürdigkeit. Schon in den ersten Minuten von „Feuerteufel“ wird klar: Das ist ein guter Tatort.

Denn die Figuren sind offenbar langfristig und mit viel Konflikt-Potential angelegt (Buch: Markus Busch). Zwischen dem Ermittler-Pärchen schon aufgrund des Altersunterschieds und der sich daraus ergebenen natürlichen Geschlechter-Spannung. Zwischen dem Kommissar und seinem Ex-Kollegen, sowie zu seinem Vorgesetzen, den eher unsympathatischen Verwaltungsbeamten im gehobenen Dienst Bendixen (Achim Buch). Kommissar Thorsten Falke, der alleine lebt und eine Tochter hat, die er nie sieht, dafür eine Katze, die er liebevoll versorgt, hat tiefe und riecht schon nach eingien Leichen im Keller und … Entwicklungspotential. Hier ist also schon viel Stoff angelegt und wir dürfen uns auf die nächsten Folgen des Tatort Hamburg freuen.

Die Story – den Plot – des Feuerteufels in diesem Tatort fand ich gut und auch glaubwürdig, wenn auch mit einigen Schwächen (Bürgerwehr). Im Gegensatz zu Carsten Heidböhmer vom STERN, der zwar die Figur (des Komissars) großartig fand, aber den „Plot unlogisch“. Es geht um das stadtweite Autoanzünden, das vor einiger Zeit Hamburg in Atem gehalten hat. Dabei gab es eine Tote und wir glauben, den Täter in dem jungen Hitzkopf aus dem „Prekariat“ entdeckt zu haben, der mit dem nächtlichen Abfackeln eines Autos in Blankenese, seine Freundin beeindrucken wollte. Dabei kam eine Frau zu Tode. Die Freundin des Verdächtigen arbeitet als Verkäuferin und tanz Hip Hop in ihrer Freizeit. Klasse, weil sehr realistisch. Hinter den Brandanschlägen wird auch die „Autonome Szene“ vermutet, die aus politischen Gründen den Bessergesellten nachstellt. Dies erweist sich aber als Klischee. Kommissar Falke hat Kontakte in die Szene und nicht nur zu dieser, sondern auch zu einer Prostituierten, die wir sicher noch wiedersehen werden.

Thorsten Falke ist in Billstedt aufgewachsen, einem klassischem Hamburger Problemstadtteil. Obwohl es auch Klischees sind, ist doch etwas wahres dran: Während die wohlhabenden Bürger in Blankenese und Uhlenhorst ihre Besitztümer verteidigen, schlagen sich die Jugendlichen in Rahlstedt, Dulsberg, Horn und Billstedt mit miesen Jobs und Sport oder mit Gewalt und illegalen Geschäften durch. Leider zeigt dieser Tatort auch ziemlich brutale, blutige Szenen, die man sich eigentlich hätte sparen können. Vielleicht eine Konzession an Til Schweigers Gewaltorgien. Wenn wir den auf diese Art loswerden, soll es mir recht sein.

Feuerteufel hat einige sehr starke Szenen und es sind die Frauen, die sie haben. Da ist die sehr selbstbewusste Hospitantin, die sich von dem alten schlechten gelaunten Hasen Falke nicht den Pfeffer vom Brot nehmen lässt und einen sehr guten Polizei-Job macht. Und da ist die Freundin des Feuerteufels (sehr gut: David Berton), die Verkäuferin Meike (die wunderbare Lo Rivera), die sich nicht hineinziehen lassen will, in die kriminellen Machenschaften, in die Mord- und Gewalttaten ihres verzweifelten Freundes. Eine ganz starke Szene. Und da ist die attraktive Prostituierte, die dem Kommissar sein Versagen vorhält, als sie seine Hilfe brauchte und er nur käme, wenn er etwas bräuchte. Ganz ehrlich: Von solchen Szenen brauchen wir mehr. Nicht mehr Geballer, Gesteche und Gewalt, sondern mehr Beziehungen, mehr starke Frauen und mehr von diesen realistischen Männern.

Am Ende war es dann der Ehemann, der depressiven und tablettensüchtigen Frau. Ich finde es nachvollziehbar. Denn im Hintergrund zerbrachen diese Menschen an einem behinderten Kind und dessen tot in einem Pflegeheim.

Als Mensch und als Hamburger fand ich mich wieder in diesem Tatort. Und so verstehe ich gute Filme und so verstehe ich die Kultserie Tatort, mit der ich aufgewachsen bin: Meine Stadt, meine Heimat will ich sehen, mit ihren Menschen und Besonderheiten. Und mich selbst will ich wiederfinden, mit meinen Schwächen und Stärken, meinen Träumen und den Alltag, der an diesem Montag nach unserem Tatort ein kleinwenig angeregter beginnt als sonst.

„Nach dem scheußlichen Schweiger-„Tatort“ sind wir jetzt wieder mit dem NDR versöhnt.“ SPON

Foto: Petra Schmidt-Schaller, David Berton, Wotan Wilke Möhring. NDR

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