Wahlkampf 2009 in Altona
Natürlich ist der Wahlkampf 2009 in Hamburg-Altona genauso wie der Wahlkampf irgendwo sonst in der Republik. Mehr oder weniger schlechte Wahlplakate mit blöden Sprüchen verschandeln das Stadtbild – und hier oder dort verschönern sie es gar. Ein bunter Reigen von Politikern buhlt nun um einen gut bezahlten Posten in Berlin und eilt sogar persönlich herbei, um von diversen Bühnen Sprechblasen ins Volk zu blubbern.
In der Nähe des Altonaer Bahnhofs – wo sie eigentlich alle hängen – hängt der bekannteste Altonaer Conrad Daniel von Blücher-Altona, SPD. Ach, nee, das ist natürlich Dingsbums Scholz, der für die Belegschaft eines stolzen Haarwuchsmittelherstellers in den Kampf und, wenn alles gut geht, in den Bundestag ein zieht. Dort möchte er mit seinem bmas äh, ääh, ehm, nun, na ja, eeh, klar … Wir Altonaer Bürger sind jedenfalls froh, dass unser Bndarbtsmnstr wenigstens als Plakat in unseren Büschen hockt.
Einen weiteren Minister finden wir im Inneren der Altstadt in der Nähe Neptuns auf einem ebenso großen Plakat prangen. Niemand weiß, warum der Schäuble in diesem Moment nicht in die Kamera liest und keiner ahnt auch nur im Geringsten, was der Mann da gerade vor Augen hat. Wahrscheinlich ein wichtiges Sicherheitspapier, dass im Notfall den Fußboden davor schützt, dass ein rollender Kopf auf ihm zermatscht, wenn beispielsweise das Kinn keinen Halt mehr fände. Aber, wie gesagt, das wissen wir nicht.
In einem ganz ähnlichen Plakat lächelt uns der schönste Minister seit Otto Graf Lambsdorff und Cousin unseres Weltmeisters Lothar Matthäus in die Stadt. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg ist so, wie wir uns das Leben vorstellen: Niemand weiß, woher es kommt und warum es da ist, aber es sieht gut aus und es lohnt sich. Herr Minsiter stünde für Wirtschaft mit Vernunft, also Kneipe ohne Bommerlunder, wie der wahre Kanzlerkandidat und Guttenbergs Gegenspieler vom Äußeren her, Horst Schlämmer, sagen würde.
Dem Plakat mit seinem Namen, was diese kolossal aufwertet, die arme. Ein weiser Mensch sagte einmal: „Im liberalen Sinne heißt liberal nicht nur liberal!“ Wir wollen sie deshalb auch nicht wählen, die FDP. Hier in Altona ist sie nur eine Randerscheinung, etwas Gelb an einem Baum, wie eine Frau mit einem Männernamen.
Ende der Woche kommt Gregor Linke für die Gysi auf den Gänsemarkt. Dort stehen Buden und vielleicht auch Panzer, die der kleine Anwalt besteigen kann, um eine flammende Ansprache an die angestammte Wählerschaft rund um den traditionsreichen Gänsemarkt zu halten. „Raus aus Afghanistan“, wird er schwadronieren und niemand wird ihm verraten, dass wir hier an der Alster stehen und nicht im Land am Hindukusch. Und er wird fordern und es wird originell sein und Kartoffelsalat oder Leberwurst. So ist Politik unterhaltsam, so macht sie Spaß. Ich werde dort sein und berichten. Nächstes Mal. Sicher ist nur eins: DIE LINKE ist sehr wichtig für die politische Landschaft, gerade in den Bergen.
Bleibt nur noch der Gegen- und Kanzlerkandidat der ESPEDEH Franz Walzer Steinmeier. Hier prangt er in Altona-Altstadt mit ein paar luftigen Rentnerinnen auf einem Pappschild. Das Thema der älteren Herrschaften und dem Außenminister lautet: „Soziale Sicherheit für alle Generationen“. Man möchte diesem Lächeln glauben schenken, er wirkt so sympathisch der Mann, natürlich und menschlich, zwischen den gackernden Omas und überhaupt nicht wie im Fernsehen. Allein wenn wir HINTER das Versprechen schauen, sehen wir, dass da gar nichts ist. Zwei Stangen, die die Laune stützen, das wars. Im Hintergrund sehen wir auch gerade einen Beitragszahler flüchten. Vielleicht weiß Herr Schäuble, was Her Steinmeier uns damit sagen will. Ich jedenfalls nicht
Und die Grünen? Jobs. Jobs. Jobs. Zum umarmen!