Erschütterungen: Joachim Gauck stellt sein neues Buch im Thalia Theater vor
Es kommt nicht so häufig vor, dass man ehemaligen oder amtierenden Bundespräsidenten begegnen kann.
Denn kurz vor Ostern rief Joachim Gauck höchstpersönlich Joachim Lux an – ein auch in einem Intendantenleben sehr besonderer Moment. Sie konnten unmittelbar an eine frühere Begegnung anknüpfen, denn 2014 hatte Joachim Gauck das Thalia Theater eingeladen, im Park des Schloss Bellevue aus Anlass von „100 Jahre Erster Weltkrieg“, eine Sondervorstellung von FRONT – Im Westen nichts Neues zu spielen – eine große Ehre und ein Höhepunkt für das Thalia Theater.
Wenige Sätze später sprachen sie über sein brandneues Buch Erschütterungen. Was unsere Demokratie von außen und innen bedroht. Binnen Sekunden waren sie in einem Gespräch über die brisante politische Lage und die Einschätzungen von Joachim Gauck. Herr Lux fragte ihn schließlich, ob er nicht Lust auf einen Gegenbesuch in Hamburg hätte. Er hatte …
Spontan und sportlich beschlossen sie beide – an allen normalen Abläufen und Veröffentlichungen in den Printmedien vorbei – sein neues Buch nur drei Tage nach der ersten Lesung bei der Leipziger Buchmesse im Thalia zu präsentieren. Sein Wunschpartner, der Journalist und Autor Reinhold Beckmann, sagte sofort zu, und die Thalia Buchhandlung versprach Unterstützung. So entstand binnen weniger Stunden eine Veranstaltung, für die man normalerweise Monate braucht.
Im Anschluss an die Präsentation seines neuen Buches signierte er die persönlichen Exemplare der Besucher, sei es als Erinnerung oder als hochwertiges Geschenk.
Darum geht es im neuen Buch von Joachim Gauck
Der russische Überfall auf die Ukraine bedroht unsere liberale Demokratie in einem Moment, in dem sie zugleich auch von innen unter Druck steht. Wie ist es dazu gekommen?
Joachim Gauck geht in seinen neuen Buch also der Frage nach, weshalb das Vertrauen vieler Bürgerinnen und Bürger in unsere liberale Demokratie erschüttert ist. Welche Rolle spielen autoritäre und libertäre Dispositionen in Krisenzeiten? Zugleich lotet er aus, warum wir heute vor den Scherben einer Ostpolitik stehen, die im Verhältnis zu Russland allzu lange nur auf die Prinzipien »Frieden vor Freiheit« und »Wandel durch Handel« gesetzt hat.
Sehr eindrücklich zeigt er, wie in den letzten Jahren so manche Gewissheit über die Stabilität unserer Demokratie verloren ging – und wie es uns gelingen kann, auch in Zukunft unsere liberalen Freiheiten zu verteidigen.
Meine Erschütterungen bei der Buchvorstellung im Thalia
Gauck: „Politische Ansichten können altern.“Duve: „Geben wir die Freiheit auf für eine Aussicht auf Frieden?“ Innenpolitische Motivation, Nationalismus in Russland statt Nato-Einkreisung Willy Brandts Verteidigungshaushalt war weit über 2,% Felix Zelinsky KGB. Lenin: Hast du die Macht, gib sie nie wieder her Verlust an Wirklichkeit, weil man gutgläubig, Gut sein möchte Sicherheit gegen Russland. Die Realität hat Rechte. Die Herrschaftsmechanismen des Kommunismus ist unter einer anderen Überschrift übrig geblieben Dohnanyis Sicht auf Russland ist finster. Gauck verzeiht das, weil es aus einen wohlmeinenden Herzen kommt Das Recht des Stärkeren bei der Nato-Osterweiterung. Freie Bündniswahl der Balten, die auch ihre Gesellschaftsform selber wählen Unbehagen gegenüber der Moderne. Verklärung der Vergangenheit … Welt-Erlösungsprogramm Ohnmacht/Hilflosigkeit der Russen durch Nationalismus erhoben. Eine gekränkte Nation (Weimarer Republik), ein Verführer, übermütig ausgestattet. Durchherrschte Gesellschaft in Russland – dann ist eine lange dunkle Zeit angebrochen Beckmann Kriegsdienstverweigerer Defekte Demokratie 33/44% haben autoritären Charakter/Haltung Unser Land ist durchzogen von einem Netzwerk des und der Guten
Erschütterungen: Was unsere Demokratie von außen und innen bedroht
von Joachim Gauck und Helga Hirsch
Buch hier kaufen
240 Seiten, Siedler Verlag (2023)
ISBN 3827501814
Gebundene Ausgabe 24,- Euro
Über die Co-Autorin
Helga Hirsch, geboren 1948, freiberufliche Publizistin, war unter anderem Korrespondentin der Wochenzeitung DIE ZEIT in Warschau. Für ihre Arbeit erhielt Helga Hirsch mehrere Auszeichnungen, etwa den deutsch-polnischen Journalistenpreis. Sie veröffentlichte zahlreiche Bücher, darunter »Gehen oder bleiben? Juden in Schlesien und Pommern 1945–1957« (2011) und »Endlich wieder leben. Die fünfziger Jahre im Rückblick von Frauen« (Siedler 2012). In Zusammenarbeit mit Joachim Gauck entstand dessen Autobiographie »Winter im Sommer, Frühling im Herbst«, die 2009 im Siedler Verlag erschien.
Aus der Einleitung
Darum soll es in diesem Buch gehen – um die doppelte Bedrohung, der unsere liberale Demokratie ausgesetzt ist: um die Bedrohung von außen seitens des imperialen russischen Nachbarn, der das völkerrechtliche Gewaltverbot missachtet; und um die Bedrohung von innen seitens autoritärer, populistischer Kräfte, die den Pluralismus und die Rechtsstaatlichkeit in Frage stellen. Offensichtlich bedurfte es erst tiefgreifender Erschütterungen, damit wir uns diesen Gefahren stellten, die beide letztlich demselben Motiv entspringen: einer Ablehnung der Moderne, einer Gegnerschaft zur liberalen Demokratie.
Leseprobe
leseprobe-erschuetterungenWer ist Joachim Gauck?
Joachim Gauck ist ein deutscher Politiker und ehemaliger evangelischer Pastor, der am 11. März 2012 zum 11. Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt wurde. Er wurde am 24. Januar 1940 in Rostock, Deutschland, geboren.
Vor seiner politischen Karriere war Gauck als Menschenrechtsaktivist und Bürgerrechtler in der ehemaligen DDR tätig. Während der Zeit der deutschen Teilung setzte er sich für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte ein. Gauck war einer der Mitbegründer des Neuen Forums, einer Oppositionsbewegung, die sich gegen das SED-Regime in der DDR richtete.
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde Gauck Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde, die für die Aufarbeitung der Stasi-Akten zuständig war. In dieser Position spielte er eine wichtige Rolle bei der Aufdeckung und Verfolgung von Verbrechen des DDR-Geheimdienstes.
Als Bundespräsident Deutschlands war Gauck von 2012 bis 2017 im Amt. Während seiner Amtszeit setzte er sich für Themen wie Freiheit, Demokratie, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit ein. Er war bekannt für seine offene und engagierte Art, die ihm hohe Beliebtheitswerte in der Bevölkerung einbrachte.
Joachim Gauck hat in Deutschland einen bedeutenden Beitrag zur Förderung der Demokratie, der Menschenrechte und der Versöhnung geleistet. Er wird oft als eine der prominentesten und respektiertesten Persönlichkeiten Deutschlands angesehen.