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Buchcover: Alle Zeit

Warum Zeithaben ein Frage von Macht und Freiheit ist

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Kurz und Knapp die Beschreibung des Verlags. Um so gehaltvoller die 400 Seiten des Buchs Alle_Zeit von Teresa Bücker. „Zeit ist ein Geschenk, aber auch Verantwortung. Alle Menschen sollten frei über ihre Zeit verfügen können. Diese Utopie können wir jetzt gestalten.“

Aus dem Vorwort:
Warum empfinden wir, dass die Zeit niemals reicht? Können Menschen diesem Gefühl entkommen, wenn sie Zeit managen und ihren Alltag optimieren? Ist der gekonnte Umgang mit Zeit nur ein weiterer Skill, den man heute braucht?

Gesellschaftlicher Fortschritt wird oft an wachsendem Wohl- stand und technologischer Innovation gemessen, Gerechtigkeit als Frage des Zugangs zu Macht und Geld ausgelegt. Doch das sind nur einige von vielen Dimensionen, die eine Gesellschaft prägen und den Alltag von Menschen formen. Ich möchte in diesem Buch aufzeigen, dass Zeit eine der zentralen Größen ist, deren Einfluss auf das Leben wir genauer hinter- fragen sollten – sowohl in ihrer gesellschaftlichen als auch individuellen Wirkung -, und darauf basierend eine Vision einer neuen Zeitkultur entwickeln. Denn zu wenig Zeit zu haben, ist kein individuelles Problem, es ist gesellschaftlich erzeugt.

Ich finde die Debatte um Arbeitszeit, Lebenszeit, Freizeit extrem wichtig. Wie schlecht wir mit ihr Umgehen zeigt nicht nur die verflixte Zeitumstellung zweimal im Jahr. Wir brauchen uns nur umschauen und sehen, wie wenig Zeit die Leute heute haben, sich auf die wertvollen Aspekte ihres Daseins zu konzentrieren. Liebe, Freundschaft, Familie, Gesundheit, Chillen, Lesen, soziale Beziehungen, „Sorgearbeit“, Erholung und ausschlafen.

„Zeitarmut treibt uns in Vereinzelung und Erschöpfung“ schreibt die Autorin und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Es ist überall zu beobachten in unseren Metropolen und niemand scheint dagegen aufzubegehren, so fest haben uns die scheinbaren Zwänge im Griff. Der Zeitmangel „zerstört Familien und Freundschaften, sie macht politischen Engagement zu einer Klassenfrage.“

Ich persönlich ergänze noch, dass uns Zeitarmut geradezu krank macht. Denn wenn man dauernd in engen Zeitplänen steckt und Freundschaften nicht mehr pflegen kann, sich nicht genug um seine Gesundheit kümmert und das „gute Leben“ in weite Ferne gerückt ist, wird es aus Dauer kritisch. Der Mensch ist ein empfindsames Wesen, es geht kaputt wenn es Zeit mit Geld gleichsetzt.

Aber es geht um noch mehr, wie Teresa Bücker in ihrem tollen Buch herausarbeitet. Uns wird hier bewusst, was es bedeutet in einer Leistungsgesellschaft zu … existieren. Man möchte das Wort „Leben“ in diesem Zusammenhang nicht mehr in den Mund nehmen.

Auf meiner Suche nach einer neuen Partnerschaft, einer neuen Liebe, ist mir aufgefallen, wie viele Frauen, wie viele Menschen kaum noch Zeit haben und alles, ihr ganzes Dasein in eine gewisse Schieflage geraten ist. Bei manchen ist nur noch der Rückzug eine Möglichkeit, sich Zeit für das eigene Leben zu verschaffen. Oder – noch viel schlimmer – das Hinarbeiten auf den Jahresurlaub. Das kann es doch nun wirklich nicht sein.

Im vorliegenden Buch wird zwar der Bogen weit gespannt und auch die Aspekte der sozialen Gerechtigkeit und damit der gesellschaftliche Zusammenhalt thematisiert. Und in der Tat ist es wichtig, darüber nachzudenken. Die Nahtstellen dazu sind Arbeit und Lebensqualität. Ich glaube nicht, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen eine realistische Lösung ist, sondern ein Nachdenken darüber, was es bedeutet, am Leben zu sein, was wertvoll ist, wie wir leben wollen und was ein gutes Leben wirklich ist.

Zeithaben ist Selbstbestimmung. Selbstbestimmung ist unverzichtbare Voraussetzung für ein befriedigendes Leben.

Hören wir mal rein, was Antje Schrupp zu dem Buch zu sagen hat. Nebenbei bemerkt sei, dass die Buchautorin Teresa Bücker sich für Feminismus engagiert und daher dieser Begriff in dem sehr guten Buchbesprechungsvideo immer wieder fällt. Ja, unsere Gesellschaft fußt auf dem Patriarchat, was in letzter Konsequenz zur Zerstörung unserer Lebenszeit führt. Momo lässt grüßen.

Teresa Bücker: Alle_Zeit. Eine Frage von Macht und Freiheit.

Schaut mal rein in die Leseprobe. Das Buch liefert auch harte Fakten und ist deshalb im Zweifel eine intellektuelle Schrift. Das schadet aber in sofern nicht, als dass viele Entscheider mit diesen Fakten nicht überfordert sein dürften. Dass vielleicht auch hier die Impulse zur Änderung unseres grundsätzlichen Umgangs mit Lebenszeit von Frauen ausgehen (müssen) versteht sich aber beinahe von selbst.

Wie eine radikal neue, sozial gerechtere Zeitkultur aussehen kann

Zeit ist die zentrale Ressource unserer Gesellschaft. Doch sie steht nicht allen gleichermaßen zur Verfügung. Teresa Bücker, eine der einflussreichsten Journalistinnen in Deutschland, macht konkrete Vorschläge, wie eine neue Zeitkultur aussehen kann, die für mehr Gerechtigkeit, Lebensqualität und gesellschaftlichen Zusammenhalt sorgt.

Man wundert sich, wie viel Schäden und Lasten einer nur auf Erwerbsarbeit orientierten Gesellschaft beharrlich verdrängt werden. Endlich ein Buch nach dem Motto: Alles könnte anders sein.

Der siebte Tag, Nils Minkmar

Alle_Zeit – Eine Frage von Macht und Freiheit

von Teresa Bücker
Buch hier kaufen
400 Seiten, Ullstein (2022)
ISBN 3550201729
Gebundenes Buch 21,99

Lesprobe Alle_Zeit

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