Obdachlosen-Intitiative SAUBERES HAMBURG war angeblich Satire
Vor einigen Tagen bin ich auf Facebook über eine Statusmeldung gestolpert, die sich über die neue Website www.sauberes-hamburg.org beschwerte. Ich versuchte sofort mit anderen Usern herauszufinden, wer hinter diesem Scheiß stehen würde, wer die Seite online gebracht hat. Es war aber nichts heraus zu finden. Es gab nicht einen Anhaltspunkt, die menschenverachtenden Inhalte der Seite als Satire zu verstehen. Keinerlei Hinweis auf den Autor, kein Impressum nichts. Da die Seite auf .org endete, konnte man auch nicht auf Denic nachschauen. Für die Top-Level-Domain ORG gibt es international offenbar keine Pflicht zur Namensnennung. Es war etwas zu sehen von einem Hosting-Provider zu sehen, der sofort angeschrieben wurde, jedoch versicherte, dass die Seite nicht bei ihm liege. Da dies alles so dubios war, vermutete ich Neonazis hinter der Aktion „Sauberes Hamburg“. Wer sonst sollte auf die Idee kommen, sich derart Unkenntlich zu machen?
Und in der Tat, auf Hinz&Kunst ist unter dem Titel Initiative SAUBERES HAMBURG – Dubiose Hetze im Netz zu lesen (noch bevor bekannt wurde, wer hinter der Aktion steckte), dass „das so genannte Bulletproof-Hosting wird sonst gerne von Kriminellen benutzt, um ihre Spuren im Netz zu verwischen. Warum jemand so einen Aufwand betreibt, um gegen Obdachlose hetzen zu können, wissen wir nicht.“
Heute nun erschien auf SPIEGEL Online endlich die Aufklärung: „Hinter der satirisch gemeinten Aktion („Sauberes Hamburg“) steckt die Hamburger Firma Farbflut Entertainment, die auf die Situation von Obdachlosen aufmerksam machen will.“
Die Spinner stehen auch hinter dem Pennergame, das 2008 für Aufregeung sorgte. Auch hier widerwärtige Geschmacklosigkeit und Diskriminierung im Namen einer „guten Sache“ – und natürlich im Sinne der Eigen-PR für den Spielehersteller. Sowohl das Hamburger Spendenparlament, als auch Hinz&Kunzt wie auch verschiedene andere Initiativen, die tatsächlich und konkret obdachlosen Menschen helfen, distanzierten sich von dem Spiel. Aus diesem Grund entwickelte Hinz&Kunzt ein eigenes Online-Game, das ausklärt statt zu diffamieren. Ich habe das persönlich unterstützt – wie ich Hinz&Kunzt immer gerne unterstütze und keine provokante Ekel-Initiative brauche um tätig zu werden – und bin auch im Spiel Ego-Seller zu sehen.
Leider haben einige uninformierte und meist jünger Facebook-User diese beschissene PR-Aktion „Sauberes Hamburg“ gutgeheißen und glauben offenbar, das dies etwas bewirke, jedenfalls eher, als selber aktiv zu werden. Aber es sind nicht alle auf den Mist reingefallen, wie der user KaWiDu auf SPIEGEL Online den genannten Artikel kommentierte:
Wenn sich jetzt schon Hetz-Kampagnen als „gut gemeinte Satire“ herausstellen, dann ist die NPD vielleicht bald eine „Partei der Vernunft“. Irgendwann erwartet der Bürger solche Kapriolen geradezu und empfindet alles andere langweilig oder sogar als die eigentliche Lüge. Tatsächlich ist diese Kapagne in erster Linie ein Hype, der durch die Medien geht. Die Leute stumpfen dabei aber langsam ab. Wann kommt der Tag, an dem man uns filetierte Babyherzen servieren kann, ohne dass wir auch nur mit der Wimper zucken? Auch mich ermüdet das Prozedere inzwischen. Ich wünsche mir mehr Sachlichkeit und weniger Aufgeregtheit, mehr Aufrichtigkeit und weniger Marketing. Aber ich bekomme nur blöde Appelle und noch dämlichere Aktionen. Und der absolute Gipfel (und Grund für meine totale Verzweiflung) ist die Richtigkeit dieser Vorgehensweise: Nur mit solchem Schwachsinn bekommt man leider überhaupt Aufmerksamkeit – auch bei wichtigen Anliegen. Aufgrund der modernen Informationsüberflutung bleiben wir da hängen, wo eben nicht unser Verstand, sondern unser Gefühl angesprochen wird. *Das ist Manipulation pur.* Dagegen sind alle Zukunftsvisionen á la Orwell oder Huxley Kinderkacke.
Kann ich nur unterschreiben. Auch die Hamburger Initiative Leerstand zu Wohnraum äußerte such auf Facebook zur Aktion „Sauberes Hamburg“ und nennen die jungen Geschäftemacher beim Namen:
Was für Flachpfeifen! Nach dem diffamierenden „Pennergame“ wollten Marius Follert und Niels Wildung so gerne mit der „Initiative Sauberes Hamburg“ auf ihr kleine Online-Klitsche aufmerksam zu machen …
Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer:
Diese Satire war und ist geschmacklos. Uns ist nicht jedes Mittel recht, um auf Obdachlosigkeit in Hamburg aufmerksam zu machen. Ich gehe davon aus, dass Farbflut Entertainment versucht, mit dieser Folgeaktion zum „Pennergame“ neue Spieler zu gewinnen, um mehr Profit zu machen. Dabei scheinen die Macher sich wieder nicht vor diffamierenden und hetzerischen Äußerungen zu scheuen, wie wir sie schon aus dem „Pennergame“ kennen. Denen geht es um Profit und nicht um eine echte Auseinandersetzung.
Das Thema Obdachlosigkeit ist in den Köpfen von vielen Politikern und Hamburgern. Alle, die ernsthaft an Lösungswegen interessiert sind, setzen sich auch ernsthaft damit auseinander.
Genau so ist es.
Einfach schnell vergessen diesen Sauberen-Hamburg-Mist.