Abschiede im Leben – Trost in dunklen Zeiten
Abschiede gehören zum Leben dazu, das wird in dem Buch „Mehr vom Leben – Wie mich die Begleitung Sterbender verändert“ sehr deutlich.
Dennoch ist die Trauer und der damit verbundene Schmerz für viele Menschen schwer zu bewältigen. Dabei muss es nicht unbedingt um den Tod eines geliebten Menschen gehen – auch der Lebensalltag mit einem oder einer Demenz-Erkrankten erfordert die Bereitschaft, schrittweise Abschied zu nehmen. Der Umgang mit einem Verlust ist nicht leicht – unsere Titel beleuchten das Thema »Abschiede im Leben« von einer neuen Seite, regen zum Nachdenken an und spenden etwas Trost in dunklen Zeiten.
Johanna Klug gelingt etwas Einzigartiges: Sie schreibt ein Buch übers Sterben, das voller Leben steckt. Einfühlsam, zugewandt und völlig frei von Berührungsängsten dürfen wir mit ihr dem begegnen, was es wirklich heißt, ein Mensch zu sein.
Stefanie Stahl
Gestern noch der Aufruf, für die Hinterbliebenen der von dem Ex ermordeten Johanna zu spenden, heute diese Buchvorstellung. In „Mehr vom Leben“ berichtet die Sterbebegleiterin über ihre Erfahrung auf einer Palliativstation über den Umgang mit vom Tode gezeichneten. „Die Junge Autorin nimmt mit ihren Erzählungen vom Sterben das Leben neu in den Blick.“
Wenn man mit Sterbenden Arbeitet, erfährt man nicht nur, wie hart und ungerecht das Leben sein kann. Man erfährt nicht nur unmittelbar was es bedeutet zu sterben. Man erfährt vor allem, was es bedeutet in dieser Gesellschaft zu sterben. Einer oft groben und teils auch gewalttätigen Gesellschaft mit ihrem Leistungsanspruch, mit ihrer Bürokratie und Engstirnigkeit, mit ihren Isolations- und Spaltungstendenzen, mit ihrer Herzlosigkeit. Darüber gilt es zu erzählen.
Der Tod, so viel steht fest, wurde aus unserem Leben ausgeblendet. Er ist eine Art Niederlage, ein, tja, scheinbar vermeidbares Ereignis, dass immer nur die anderen betrifft. Darauf baut unser modernes Leben auf. Man spaltet die Sache ab und lagert den Tod aus in die Krankenhäuser und Altenheime.
Als ich meine Ausbildung zum Krankenpfleger absolvierte und eine Fortbildung in Sterbebegleitung, begriff ich langsam, was wirklich wichtig ist im Leben. Mehr vom Leben nämlich. Aus meiner Sicht ist es wenigstens der Versuch, meine Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen, und tiefe Beziehungen zu führen, neue Begegnungen zu haben und immer offen für die Wendungen und Überraschungen des Lebens zu sein. Damit ich am Ende nicht daliege und bereue, es nicht versucht zu haben, jetzt, da es zu spät es überhaupt noch irgendwas zu tun. „Nicht gelebtes und nicht mehr Mögliches“, heißt ein Kapitel in dem Buch
Die zentralen Themen sind Selbstbestimmung, Beziehungen und Kommunikation, Beistand und Trauer. Meine spätere Unterstützung des Leuchtfeuer Hospiz in Hamburg unterstreicht mein Anliegen, den Tod in unser Leben wieder zu integrieren und seine Botschaft wirklich zu hören. Nämlich:
Der Tod bringt uns das Leben nah
Für Johanna Klug werden in der Begegnung mit Sterbenden die existenziellsten Themen des Lebens deutlich. Das Bedürfnis dieser jungen und klugen Autorin nach direkten, aufrichtigen und echten Begegnungen mit Menschen, die ihr mehr über das wirkliche Leben nahebringen als viele für sie häufig oberflächlich empfundene Antworten der Gesellschaft, brachte sie dazu, Zeit mit Sterbenden zu verbringen. Hier wird ihre Suche nach Wahrheit befriedigt.
Sie schreibt mitreißend und nachdenklich über ihre Erfahrungen mit Sterbenden, über Themen, die uns alle im Leben beschäftigen. So geht es um Essen und Trinken, Schönheit, Gesundheit – und alles in Relation zu den absurden Forderungen des modernen Lebens vom Ende des Lebens her betrachtet. Eine Autorin, die mit ihrem Anspruch auf Wahrheit und Reduktion auf das Wesentliche einen besonderen Text geschrieben hat und die Leser*innen mit einem neuen Blick auf die eigene Wirklichkeit entlässt.
Johanna Klug, geb. 1994, ist ausgebildete Sterbe- und Trauerbegleiterin und hat sich nach langjähriger Erfahrung im Hospiz- und Palliativbereich in Deutschland und Südafrika auf die Begleitung Sterbender auf Palliativstationen und die Betreuung von (Kinder-)Trauergruppen spezialisiert. Sie studierte Medienmanagement mit Schwerpunkt Journalismus (B.A.) in Würzburg und Groningen, sowie Digitale Kommunikation (M.A.) in Hamburg und Oslo. Johanna Klug war Studienkoordinatorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim interdisziplinären Masterstudiengang „Perimortale Wissenschaften“ an der Universität Regensburg, der sich mit Themen rund um Tod und Trauer auseinandersetzt. Auch auf ihrem Blog „endlich endlos“ beschäftigt sie sich mit diesen Schwerpunkten.
Ein großartiges Buch, das tröstet und zeigt, dass unser tabuisierter Umgang mit dem Tod zu einem Mangel an Leben führt
Tobias Haberl, Süddeutsche Zeitung Magazin
Mehr vom Leben – Wie mich die Begleitung Sterbender verändert
von Johanna Klug
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160 Seiten, Kösel-Verlag (11. Oktober 2021)
ISBN 3466372798
Gebundenes Buch 18,- Euro