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Ich kann nicht mehr

Ich kann nicht mehr … am Schauspielhaus

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Ein Chor junger Frauen marschiert in Militärdress auf die Bühne und brüllte einen Text, der sich gewaschen hat. Sehr laut ist er, dieser Chor. Und einer der Ankerpunkte im Theaterstück Ich kann nicht mehr .von René Pollesch am Hamburger Schauspielhaus. Ich habs gesehen.

Erschrocken war ist etwas, als der Revolutionärer Chor mit Kalaschinkows herumfuchtelte. Sahen schon ziemlich echt aus, die Requisiten. Und auch die exzellente Kathrin Angerer fuchtelte in ihrem Solo gegen Ende des Stückes mit einer Pistole herum, was zusammen mit dem Text und ihrer Spielkunst ein grandiose Bild ergab, aber eben auch beunruhigte.

In der Tat war das Ende von Ich kann nicht mehr nicht mehr so heiter wie vor allem der Beginn dieses skurrilen Stückes von René Pollesch. Am Ende gelangte es zu den wesentlichen Konfliktstoff im Leben des Menschen – den Dramen der Liebe und Partnerschaften. Zu or war die Stimme des Individuums in der brüllenden Kakophonie des Mädchenchors, der Vielstimmigkeit des Kollektivs, des Mainstreams nicht zu vernehmen. „Ich verstehe dich nicht, ich verstehe dich einfach nicht!“.

Wie schreibt in Anton in seinem Blog FLÜSTERN + SCHREIE – Theaterblog: „Die komplexen Monologe und Dialoge über das Scheitern von Kommunikation oder Revolution oder Liebe der vier großartigen Schauspieler Kathrin Angerer, Sachiko Hara, Bettina Stucky und Daniel Zillmann werden immer wieder vom gleichzeitig sprechenden Chor übertönt, wodurch pointiert kommentiert wird, was nie als Aussage, sondern immer nur als Frage formuliert wird: Warum funktioniert Kommunikation nicht mehr? Warum versteht man nie, was gesagt wird? Warum kann es aber auch entlastend sein, zu sprechen ohne gehört zu werden?“

Trailer „Ich kann nicht mehr“

Frauen im Krieg – aber in welchem?

In der Tat findet sich unten den Riesenküken nur ein Mann in Ich kann nicht mehr, der wundervolle Daniel Zillmann mit seiner unverwechselbaren „Synchronstimme“. Auch die unvergleichliche Sachiko Hara hat urkomische, brillante Momente in dem Stück. Sie ist als Japanerin nicht immer leicht zu verstehen, aber das soll so. Ich finde den Text des gesamten Theaterstück so gut, dass ich mir im Foyer das Heft kaufen musste.

Eine Mitarbeiterin des Schauspielhauses erklärte mir einiges von dem Stück und der Arbeitsweise des Regisseurs René Pollesch. Er entwickelte seine Stücke zusammen mit den Schauspielern und schreibt erst dann den Text. Die Schauspieler haben also viele Möglichkeiten, sich textlich einzubringen. So habe ich es jedenfalls verstanden. Ich bin Zuschauer, Laie und schreibe aus dieser Perspektive.

Gerade der Text um die das Drama in den Beziehungen, den Kathrin Angerer geradezu brillant vortrug – und ich habe mich echt ein wenig verliebt in diese Frau – sollte uns nicht nur allen aus dem eigenen Leben bekannt vorkommen. Ich muss ihn noch einmal lesen. Der Text schein konsequent aus Frauensicht gesprochen zu sein, aber wir Männer reagieren ja darauf? Wie reagieren wir auf die Frauen im Krieg. Das ist die Frage, die sich mir stellt.

René Pollesch sagt dem NDR: „Wenn allzu viele Leute vom Theater verlangen, gesellschaftliche Relevanz dadurch zu zeigen, dass sie quasi die Tagesschau nachbuchstabieren, da sehe ich keinen Sinn drin. Ich denke, ich kann sagen: Nee, ich muss das nicht machen. Ich werde dann auch trotzfrigide, ich kann das dann gar nicht. Wenn zu viele Leute A sagen, muss ich B sagen. Anders funktioniere ich gar nicht.“

Wie gut ich das verstehen kann. Ihm ist jedenfalls mit Ich kann nicht mehr und genau diesem Ensemble ein grandioses Stück gelungen. Etwas laut, aber dafür kurz – und streckenweise brüllend komisch, wie bitter ernst. Wir finden uns wieder mit unseren Dramen, die im Kleinen beginnen, in uns und unseren Beziehungen.

Ich kann nicht mehr ist nicht nur wundervoll unterhaltsam und lehrreich, lustig und herrlich absurd. Es ist anders, es ist anderes Theater, es ist Theater. Und so wollte ich das ja haben. Deshalb bin ich hin nach meinen Erlebnissen bei der Theaternacht im Schauspielhaus.

Fazit: Hingehen anschauen!

Ich kann nicht mehr - Schausspieler mit Mädchenchor

Ich kann nicht mehr – Schausspieler mit Mädchenchor auf der Bühne

„Ich kann nicht mehr“ von René Pollesch

75 Minuten
Regie: René Pollesch, Bühne: Wilfried Minks, künstlerische Mitarbeit Bühne: Eylien König, Kostüme: Tabea Braun, Licht: Holger Stellwag, künstlerische Leiterin des Chores: Christine Groß, Dramaturgie: Sybille Meier, Souffleuse: Victoria Voigt.
Mit: Kathrin Angerer, Sachiko Hara, Bettina Stucky, Daniel Zillmann. Und im Chor: Svea Bein, Julia Buchmann, Saskia Corleis, Alica Dietzel, Lillo Aline Dönselmann, Hannah Rebekka Ehlers, Laura Ehrich, Laura Eichten, Verena Gerjets, Lucie Anabel Gieseler, Veronika Hertlein, Nina Jacobs, Tabita Johannes, Raffaela Kraus, Helene Krüger, Luise Leschik, Klaudija Parizoska.

Weiter Informationen:

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