Theater KONTRASTE: Hinter der Mauer ist das Glück
Über das Stück Hinter der Mauer ist das Glück: Hier ist sie, die typische deutsche Familie in nicht allzu ferner Zukunft: Sie ist gesund, gut und glücklich. Sie lebt in einem sauberen, naturfreundlichen Deutschland, einem überglücklichen Ökosystem. Die Kinder sind strebsam, die Mutter kümmert sich um das Essen, der Vater dient dem Staat. Es gibt kein Plastik mehr, keinen Müll, keine strahlenabsondernden Smartphones, nur Powerfood aus der Region, und alle haben sich schrecklich lieb.
Diese Familie ist privilegiert, denn sie lebt hinter der Mauer des Glücks. „Früher, als noch alle Menschen zu uns nach Deutschland kommen durften, war das manchmal sehr schwierig mit den ‚Besuchern'“, erzählt der Vater seinen Kindern, denn damals „haben diese Menschen gar nichts von uns lernen wollen.“ Wie gut, dass die Regierung dafür sorgte, dass die Deutschen wieder ganz und gar unter sich bleiben können.
Jetzt aber kommt eine Besucherin, der von den Deutschen lernen will. Frau Ting, eine Chinesin, wurde von ihrem Land beauftragt, das Geheimnis des großen deutschen Glücks zu erforschen. Sie soll für einige Zeit bei der Familie wohnen und sie beobachten. Doch schon ihre Gastgeschenke aus dem fernen China versetzen die supergesunde Familie in Aufruhr: Puppen und Autos aus Plastik, ein staubsaugender Roboter, deftige Speisen und Kleider aus Polypropylen. Die Kinder haben diese Dinge noch nie gesehen und entwickeln schnell Begehrlichkeiten. Ganz und gar ungesunde Begehrlichkeiten, finden die Eltern. Und erstaunlich rasch beginnt die Mauer bröckeln …
Der Autor Benjamin Lauterbach (geboren 1975) entwirft in dieser Farce die Zukunftsversion eines Deutschlands, das sich komplett abgeschottet hat. Komisch, bitterböse, aber leider allzu wahr: Von dem Reinheitsgebot, das hinter der Mauer des Glücks herrscht, wird heutzutage nicht mehr nur an Stammtischen und in Hinterzimmern dräuend fabuliert; es wird längst wieder überlaut auf etlichen Straßen gefordert: „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“ Und dazu passt eine Komödie? Unbedingt. Das Lachen darf man sich nicht nehmen lassen. Der Witz und die Groteske kann sich gegen solche braune Anmaßung stemmen, denn Lachen legt immer etwas frei.
Benjamin Lauterbachs Stück wurde 2012 unter dem Titel „Der Chinese“ am Staatstheater Darmstadt uraufgeführt. Schon 2011 nimmt Benjamin Lauterbach mit „Der Chinese“ am Berliner Stückemarkt teil, und 2013 erhält er für das Stück den Preis der Hessischen Theatertage.
Hinter der Mauer ist das Glück
von Benjamin Lauterbach
Regie: Murat Yeginer – Ausstattung: Telse Hand
mit Konstantin Graudus, Meike Anna Stock, Yvonne Yung Hee Bormann, Rabea Lübbe, Dominik Bliefert
Premiere: 24. August 2016
August 26. / 27. September 1./2./3./7./8./9./14./15./17./21./22./23./24./25./28./29./30.
Oktober 5./6./7./8./12./13./14./15./19./20./21./22./23./25./26.
Beginn jeweils 19.30 Uhr, sonntags 18 Uhr Eintritt: 26,- Euro und ermäßigt 19,- Euro
Theater KONTRASTE im Winterhuder Fährhaus
Hudtwalckerstraße 13, 22299 Hamburg