UDO. Die Ausstellung
Udo Lindenberg malt schon lange. Deutschlands obersten Panikrocker, der einst Bundeskanzler werden wollte, als Maler zu bezeichnen, scheint etwas weit hergeholt. In seiner Ausstellung, die seit dem 21. Dezember 2011 und verlängert bis 9. April 2012 im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (MGK) zu sehen ist, werden jedoch nicht nur seine gewöhnungsbedürftigen Gemälde ausgestellt. Sie ist vielmehr „eine Reise in das 40-jährige Wirken von Udo Lindenberg, ein Gesamtkunstwerk aus Rock ’n‘ Roll, Poesie, Coolness, Malerei und Zeitgeschichte.“
Udo Lindenberg ist eine Legende und gehört zu Hamburg dazu. Obwohl er seit einigen Jahren mehr in Berlin lebt, als hier im Hotel Atlantic. In meiner Jugend habe ich jedes, wirklich jedes Konzert in Hamburg gesehen, auch die legendären. Er hat mich sehr inspiriert, vor allem sprachlich. Ja, die deutschsprachige Rockmusik ist ohne ihn nicht denkbar. Abgesehen davon, dass nicht wenige Künstler – Musiker – dem Udo eine Menge zu verdanken haben!
Als Künstler kann er sich beinahe alles leisten. Schlechte Kinofilme zu machen ebenso wie schreckliche Bilder auszustellen, sich öffentlich zum Kiffen bekennen, selbst ein Musical, die grausamste Form von Singspiel. Alles wird zu Gold. Ein Künstler mit dieser Geschichte – im wahrsten Sinne des Wortes, denken wir nur an seine Konzerte in der DDR und seinen Sonderzug nach Pankow – und seinem Renommee darf und kann nahezu alles machen. Dennoch haben wir uns ganz besonders gefreut, als seine letzte Scheibe Stark Wie Zwei einschlug wie eine Bombe: Ein Panikplatte wie aus seinen besten Jahren.
Udo Lindenberg auf dem Dach des Atlantic. Foto: Tine Acke
In UDO. Die Ausstellung begegnen wir all dem auf verschiedene Weise wieder. Im Rundgang durch die Ausstellung entsteht ein Panorama, das die vielen Facetten des Werkes von Udo Lindenberg beleuchtet und mit seiner Lebensgeschichte verknüpft. Die Ausstellung gliedert sich in vierzehn Kapitel, die jeweils den Titel eines Udo-Songs tragen. Ihnen werden Exponate zugeteilt, bei denen es sich um bedeutende und vielschichtige Stücke handelt, die im Bezug zum Wirken und Leben des Künstlers stehen und gleichzeitig ein Stück deutsche Nachkriegsgeschichte dokumentieren.
Der Rundgang wird mit Ausschnitten des eigens für die Ausstellung geführten Interviews von Bernd Kauffmann und Manfred Besser mit Udo Lindenberg ergänzt. Die Ausstellung kann zudem mit zwei Sonderbereichen aufwarten, dem „Fanbereich“ und der „Suite“. Der Fanraum zeigt einen erheblichen Teil der Sammlung der Familie Seidler aus Penig in Sachsen. Die Familie sammelt seit den achtziger Jahren Druckzeugnisse, Tonträger, Zeichnungen, Gemälde und Devotionalien rund um das künstlerische und persönliche Leben Udo Lindenbergs. Die Schau der Sammlung bezeugt eindrucksvoll, welche bedeutende Rolle der Künstler für das Leben seiner Fans spielt. Die Suite versammelt Mobiliar und persönliche Gegenstände Udo Lindenbergs aus seinem Appartement im Hamburger Hotel Atlantic, das er vor gut 15 Jahren als Wohnsitz auserkoren hat. Dort hat er seit 1996 auch sein festes Atelier, im so genannten Spitzwegstübchen eigens vom Hotel für Künstler eingerichtet, welches vor ihm schon Max Liebermann und Oskar Kokoschka genutzt haben, dem Spitzwegstübchen. Für Udo Lindenberg ist das Leben im Hotel eine Quelle der Inspiration und Imagination. Der Nachbau der Hotelsuite in der Ausstellung vermittelt eine Vorstellung vom Alltagsleben des Künstlers.
Die Ausstellung besteht aus den folgenden vierzehn Kapiteln:
- Tatort Lindenberg – Am Anfang war das Schlagzeug
- Wenn ich mir was wünschen dürfte
- Meer der Träume – Karriere
- Alles klar auf der Andrea Doria – Das Panikorchester
- Honky Tonky Show – Bühnenshow
- Mädchen aus Ostberlin / Sonderzug nach Pankow – Die DDR
- Wozu sind Kriege da? Sie brauchen keinen Führe – Politik in der BRD
- Hermine / Gusta – Die Eltern
- Stark wie zwei – Der Bruder
- Ich schwöre – Freunde und Weggefährten
- Gott, wenn es Dich gibt – Spiritualität und Religion
- Unterm Säufermond – Alkohol und Malerei
- Wo ich meinen Hut hinhäng’ – Leben im Hotel
- Du knallst in mein Leben – Der Fanraum
Die Zeitung zur Ausstellung: herausgegeben von der Stiftung Schloss Neuhardenberg, mit dem Abdruck eines Interviews mit Udo Lindenberg, das Manfred Besser und Bernd Kauffmann mit dem Panikrocker geführt haben, Texten zu den einzelnen Kapiteln der Ausstellung, einer Hommage von Udos „Kantenmann“ sowie Fotos von Tine Acke, Gestaltung: hawemannundmosch, Berlin,Texte und Redaktion: Caroline Gille, Berlin/Neuhardenberg, 17 teils farbige Abbildungen, 8 Seiten, 2 Euro.
Udo. Die Ausstellung vom 21.12.11 – 9.4.2012
Museum für Kunst und Gewerbe
Öffnungszeiten: Di – So von 11–18.00 Uhr, Do von 11–21 Uhr
Eintrittspreise: 8,- € / 5,- €, Do ab 17.00 Uhr 5,- €, bis unter 18 Jahre frei
Fotos: Dennis Conrad und Susann Rutscher