Wacholder on the rocks – oder, warum im Gin heute viel mehr steckt
Berühmte Männer haben legendäre Aussagen über Gin getroffen.
Winston Churchill meinte einst “Gin und Tonic hat mehr Engländern das Leben und den Verstand gerettet, als alle Ärzte im Imperium.”
Billy Joel widmete dem Wacholderschnaps eine Line in seinem Klassiker Piano Man: “There’s an old man sitting next to me. Makin´ love to his tonic and gin.”
Sogar der große Ernest Hemingway sagte über seinen Cocktail “Death in the Gulf Stream”: “Ein belebender und erfrischender Highball auf Gin-Basis, der das Blut kühlt und erneutes Interesse an Essen, Gefährten und Leben weckt.”
Bei Gin-Tastings von Tins & Tales Hamburg geht es genau darum. Geschichten erzählen, den Cocktail im Licht seiner Entstehung betrachten. Alles über die Wurzeln von legendären Drinks erfahren.
Stars und Bartender – der Gin des Lebens
Gin und Tonic klingt zuerst nach einem einfachen Getränk. Doch es geht um die Mischverhältnisse, Ginkategorien und die Wahl des passenden Tonics. Viele Bartender haben sich in den vergangenen, rund 300 Jahren mit Gin beschäftigt und so legendäre Cocktails kreiert. James Bond trinkt gerne eine Mischung aus Gin und trockenem französischen Wermut, geschüttelt, nicht gerührt. Ebenso bekannt sind der Long Island Ice Tea, White Lady oder Negroni.
Die Geschichte des Gins
Bereits im 16. Jahrhundert gab es in den Niederlanden den Jenever. Ein Kornbrand, der mit Kräutern und Gewürzen angereichert wurde. Geschmacklich unverkennbar: die Wacholder-Grundnote. Über diverse Kriege und trinkfeste Feldherren gelangte der Jenever schließlich im 17. Jahrhundert nach England, wo er auch seinen endgültigen Namen bekam: Gin.
Doch hier wurde der billige Gin schnell zum gesellschaftlichen Problem. Erst schlechte Ernten führten dazu, dass man sich auf hochwertige Produktionen mit Lizenzen besann. Der London Dry Gin war geboren.
Die unterschiedlichen Kategorien des Gins
Früher war Gin per Definition ein Destillat mit Wacholdernote. Heute können beim Gin-Tasting ganz neue Geschmäcke den Gaumen kitzeln.
- Old Tom Gin: Er kitzelt auch den Gaumen, aber mit seiner Zuckernote. Früher galt Old Tom Gin als billiger Gin, dessen schlechte Qualität mit Zucker überdeckt wurden. Heute wird der Old Tom Gin aufwendig hergestellt, sogar zweifach destilliert und es wird nur noch wenig Zucker verwendet.
- London Dry Gin: Wichtigstes Kennzeichen: Es darf maximal 0,1 Gramm Zucker einem Liter Gin beigefügt werden. London Dry Gin ist der klassische Gin, auf qualitativ hochwertigen Niveau. Die Bezeichnung “London” ist nicht geschützt, also kann dieser Gin theoretisch auch in Italien hergestellt werden.
- New Western Gin: Seit der Jahrtausendwende wird mit neuen Botanicals gespielt: Rose, Lemongras, Gurke oder die Yuzu Frucht ersetzen den Wacholder als Hauptgemack und degradieren ihn zur Unternote.
- Sloe Gin: Auch wenn Gin im Namen steckt ist es eigentlich ein Schlehen (Sloe)-Likör. Die Beeren werden in Gin eingelegt, bis der Gin sich Farbe und Geschmack angeeignet hat. Dann wird der Geschmack mit Zucker abgerundet.
Gin Tastings
Gin-Tastings eignen sich für private Feiern, Geburtstagsgeschenke oder auch für Firmenveranstaltungen. Wichtig ist nur: Alle Teilnehmer müssen über 18 Jahre alt sein. Hier erfährt man alles über die Herstellung von Gin, tastet sich an die unterschiedlichen Geschmacksnoten heran und erfährt, welches Tonic man am besten wählt.
Zum Ausklang einen Gin
Mixt man 3 cl Gin, 2 cl Chartreuse grün, 2 cl Maraschino und 2 cl frischen Limettensaft, lässt man im eigenen Zuhause ein Stück Geschichte der 20er Jahre auferstehen.
Dunkle, verrauchte, illegale Bars schenkten ihn zu Zeiten der Prohibition aus. 50 Jahre lang blieb der “Last World Cocktail” nach dieser Zeit ungemixt und geriet in Vergessenheit. Erst 2004 hat der Bartender Murray Stenson den Drink in einem alten Buch wiederentdeckt, dem “Bottoms Up!” von Ted Saucier.