Die Kissenschlacht am Gänsemarkt
Gut, dass es am Ende sehr gesittet zuging und die Mädels den Platz, der nach langerzeit endlich wieder Gänsefedern auf seinem Pflaster spürte. Hier die Bilder und mein etwas grobschlächtiges Video des Pillow Fights 2011 auf dem alten Gänsemarkt, der Kissenschlacht in der Hamburger Innenstadt.
Kissenschlacht Hamburg Gänsemarkt 2.4.2011 Pillow Fight Day
Seltsam. Die hundert Piepel, die sich die Stoffballen um die Ohren schlagen, sind alle sehr jung. Nur wenige Olle oder sagen wir „ältere“ Semester. Die allermeisten sind Mädels, Schüler oder Studierende der ersten Semester. Das spiegelt natürlich die Social Community im Internet wieder, Facebook, Studi- und SchülerVZ. Der Pillow Fight Day ist die Variante eines größeren Flashmobs. Und damit hauptsächlich von jungen Internetnutzern begeistert in die Tat gesetzt. Genau dieser Umstand scheint jedoch typisch für Deutschland zu sein. Während in anderen Ländern beim Flashmob oder einer öffentlichen Kissenschlacht die Community altersmäßig gut gemischt ist, drängt sich in Hamburg zu diesen Ereignissen überwiegend nur junges Gemüse auf die Straße. Vielleicht auch gut so, dann tun die Kissenschlachten nicht so weh …
Interview mit dem jungen Gemüse nach der Kissenschlacht am Hamburger Gänsemarkt
Die Veranstalter eines solchen Flashmobs sind auch nicht viel älter als die Piepel, die auf Signal aus der Menge hüpfen. Sie hatten offenbar an diesem Samstag nicht mit dem Antikmarkt auf dem ehrwürdigen Gänsemarkt gerechnet. Oder haben sie es doch gewusst, weil sie ganz natürlich recherchiert haben und gedacht, bei den 100 Leutchen kommen wir mit einer Ecke zur Poststraße locker aus? Jedenfalls war der Gänsemarkt mit offenen Zelten bestanden, in denen mit „antiken“ Waren gehandelt wurde. Wobei Antik selbstverständlich Biedermeier meint oder Jugendstil. Man traf sich mit den alten Kissen im Gepäck am alten Lessing und gab sich zunächst verwirrt. Niemand wusste, was geschehen wurde, ob sich die Veranstalter geirrt hatten, die Kissenschlacht verlegt oder die ganze Sache abgeblasen worden war. Bis die Trillerpfeife ertönte – das im Online-Forum verabredete Zeichen zum Beginn des Pillow Fights 2011, der Kissenschlacht am Gänsemarkt.
Lessing und die Hamburger Pillow Fighters 2011 mit Trillerpfeifenfrau
Natürlich haben die Spaßaktivisten Kameras dabei. Teuere Kameras. Oftmals haben die Fighter jemanden dabei, der mit Spiegelreflex draufhält. Außer das Gemüse, das hat nur Geld für eine kleine Kompakt-Kamera. Mancher ist auch extra angereist, um Material für seine Social-Media-Aktivität zu erschießen. Nicht kämpfen – nur zuschauen. So, wie ich. Die Kissenschlachtteilnehmer waren in Null Komme Nichts umringt von Fotografen und Camcorders. Im Zentrum, um das Lessing-Denkmal auf dem Gänsemarkt verzierten Kameradrachen den Sockelbau des großen Künstlers. Manch Wagemutiger der Bürgerjournalisten tauchte mit seinem seltsamen Kasten vor dem Auge in die Menge ein, mischte sich unter das Gekreische und die fliegenden Federn. Hinter wurden dann die Helden in Pose fürs Lokalblättchen abgelichtet oder für Youtube ein Interview mit dicker Videokamera aufgezeichnet. Kann man ja leihen solche Dinger. Insgesamt also ein Medienereignis der Netzgemeinde, ein Blogger-Special, ein Who-is-who der Facebook-User.
Pillow Fighters an Pillow Fight 2011 am Gänsemarkt Hamburg