Gibt es in Hamburg diebische Elstern?
Schon seit vielen Jahrhunderten, genauer gesagt seit dem Mittelalter, haftet an der Elster ein schlechter Ruf. Sie ist ein Nesträuber und ein Schmuckdieb, dazu auch noch ein schlechter Sänger: keine Frage, der Vogel gehört eigentlich hinter Gitter. Doch ist es gar nicht so einfach, der Elster auf die Schliche zu kommen, denn sie gehört zu den intelligentesten Vögeln der Welt.
Genauer betrachtet könnte man sogar sagen, dass die Elster einem Menschen gar nicht mal so unähnlich ist, denn sie hat ein „Ich-Bewusstsein“. Der Biopsychologen Onur Güntürkün von der Ruhr-Universität Bochum und der Psychologen Helmut Prior von der Goethe-Universität Frankfurt haben in einem Experiment herausgefunden, dass sich eine Elster vor einem Spiegel erkennt – und zwar schneller als Menschenaffen und Delfine, die eigentlich zu den intelligentesten Tieren zählen. Da stellt sich mir doch die Frage, ob es Elstern deshalb immer auf den Schmuck der Menschen abgesehen haben, weil sie sich damit am liebsten vor dem Spiegel schmücken? Lustiger Gedanke, oder? Aber mal im Ernst: Gibt es in der Hansestadt überhaupt noch Elstern? Und wenn ja, haben sie es auf den Schmuck in Hamburg, wie er beim Juwelier in der Mönckebergstraße angeboten wird, abgesehen?
Die Elster: Schmuckdieb oder unschuldiges Opfer?
In der Zeit vom 9. bis zum 11. Mai 2014 fand ein weiteres Mal die „Stunde der Gartenvögel 2014“ in Hamburg statt: Alle Vogelfreunde der Hansestadt wurden dazu aufgerufen, jene Vögel zu zählen, die sie in ihrem Garten oder auf ihrem Balkon gesichtet haben – und ihre Ergebnisse an den NABU zu schicken. In diesem Jahr haben sich immerhin 677 Bürger an dem Projekt beteiligt und 12.200 Vogelbeobachtungen eingesendet. Herausgekommen ist dabei, dass unsere Stadt gut zu Vögeln ist (die Zweideutigkeit ist nicht gewollt, aber trotzdem passend): Auf dem 1. Platz landet die Amsel, auf dem 2. die Kohlmeise, auf dem 3. die Blaumeise, auf dem 4. der Haussperling auf dem 5. Platz die Elster. Also lautet die Antwort: Ja – in unserer Stadt gibt es noch sehr viele Elstern.
Müssen wir deshalb um unseren Schmuck in Hamburg fürchten, wenn wir nichts ahnend im Park sitzen? Natürlich nicht! Forscher haben herausgefunden, dass sich eine Elster tatsächlich magisch von glitzernden Gegenständen angezogen fühlt und auch körperlich in der Lage wäre, unseren Schmuck zu stehlen und in ihrem Nest zu horten. Trotzdem müssen wir nicht um unsere Ringe und Ketten bangen, sondern vielmehr um unser Essen: Wer bei einem gemütlichen Picknick im Hamburger Stadtpark Wurst und Käse frei herumliegen lässt, muss mit einem Besuch der Elster rechnen – denn sie hat es auf unsere Lebensmittel abgesehen …
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