Trostwerk: Schöner trauerfeiern
Die Anläße Trauer zu feiern sind naturgemäß bitter, schmerzlich und unschön. Niemand will das wirklich erleben, auch wenn es hin und wieder recht lustig sein kann. Nicht wegen des Hinscheidens, sondern wegen des Lebens. Dabei gibt es natürlich ganz tragische Fälle, die sehr traurig sind und bei denen einem die Worte fehlen. Doch es gibt auch „andere Bestattungen“. Ein tatsächlich ganz besonderes Beerdigungsinstitut ist das Hamburger Trostwerk.
Ich meine, wir sollten uns hin und wieder fragen, wie wir mit dem Tod, mit dem Sterben umgehen wollen. Auf vielen Ebenen. Klar, es passt nicht wirklich in unsere Kultur, in unsere jungdynamische Erfolgskultur, in die Feierlaune, in den Partyalarm, ins Spaßhaben. Aber das Bewußtsein von Endlichkeit kann zu einer sehr furchtbaren Haltung dem Dasein gegenüber beitragen.
Die schlechte Nachricht, dass wir alle das Ende nicht überleben, wird natürlich von den meist dafür zuständigen Religionsgemeinschaften in eine erträglichere verwortet. Doch nicht nur wir selber segnen früher oder später das Zeitliche und nähern uns mit jedem Atemzug dem letzten Glockschlag. Auch unsere Lieben werden uns dereinst verlassen. Wir verdrängen das alles gerne, denn wir haben viel zu tun – und das ist auch gut so.
So weit nichts Neues. Wenn ist so weit ist, ist es meist zu spät, sich mit dem Beerdigungsritual wirklich auseinanderzusetzen. Der Kopf ist dann nicht mehr frei, der Blick nicht mehr klar. Also warum nicht versuchen, einen anderen Ansatz dazu, eine andere Sicht auf jene letzten Dinge zu entwickeln? Denn auch hier können wir mit einem sehr „hohen Maß an Selbstbestimmung“, was den Kern unserer Kultur eigentlich auszeichnet, Form und Inhalt unserer Traufeier festlegen.
Wie es in dem Konzept vom Trostwerk heißt: „Soll die Trauerfeier vielleicht gar nicht unbedingt auf einem Friedhof stattfinden? Wünschen Sie sich ein leidenschaftliches und dem individuellen Lebensstil Ihrer oder Ihres Verstorbenen entsprechendes Abschiedsfest?“
Ich finde das richtig gut und es beruhigt mich. Auch der nächsten Satz: „Mit unserer Unterstützung können Sie die Grenzen allzu standardisierter Bestattungsroutine überschreiten, um in lebendiger Weise einen wirklich persönlichen Abschied von Ihrer oder Ihrem Verstorbenen zu nehmen.“
Ja. Und den Sarg selber bemalen. Man kann so viele Dinge tun, die gut sind, die helfen, die den Lebenden helfen, das Abschiednehmen auf eine wirklich angemessene Weise zu zelebrieren.
Übrigens: Das Trostwerk befindet sich inmitten des Szenestadteils SCHANZE/Eimsbüttel. Dieser Kontrast gefällt mir sehr. Und um noch etwas Persönliches beizusteuern: Ich hatte mal zu tun mit Sterbebegleitung …