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Buchcover: Das Bio-Pizza Dilemma

Das Bio-Pizza Dilemma

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In dem Nachhaltigkeitsbuch Das Bio-Pizza-Dilemma geht es nicht darum, wo du eine nächste Bio-Pizza am Besten bestellst. Es ist auch keine Geschichte über einen nachhaltiges Startup-Lieferservice. Es geht um viel mehr!

Allzu oft scheint es so, dass alles, was der einzelne Mensch tun kann, um die Welt, Eisbären, Wale und den Regenwald zu retten, der Kauf von nachhaltigen und fairen Produkten ist. Aber reicht es wirklich, wenn die Pizza bio ist? Ganz gleich, wie viel grünes Wachstum, grüne Technologie oder Mobilität wir entwickeln – ein Weiter-so wird es nicht geben können. Bleibt die Frage: Wie geht’s weiter?

Bio, vegan, Fair-Trade – ein Besuch im Supermarkt oder in Online-Shops gaukelt uns als Konsument*innen oft vor, nachhaltig zu leben. Aber retten wir wirklich die Welt, wenn wir das Produkt mit den meisten grünen Stickern oder den innovativsten Verkaufsversprechen erwerben? In „Das Bio-Pizza-Dilemma. Der überraschende Wegweiser zu mehr Nachhaltigkeit“ wollen Thekla Wilkening und Robin Haring mit dem Irrglauben aufräumen, dass einzelne Konsument*innen gleichzeitig die Verantwortung für den Untergang und die Rettung der Welt trägt. Sie geben den Lesenden einfache Tipps und Tricks an die Hand, nachhaltiger zu leben und einzukaufen, sich dabei aber vom Zwang und Druck, die Welt retten zu müssen, zu lösen. Dafür gibt das Buch humorvoll aufbereitete Informationen, Checklisten und Inspirationen für den Alltag.

Sie ist die „Princess of Sustainability“: Mit 25 gründete Thekla Wilkening in Hamburg die „Kleiderei“, in der man Kleidung ganz einfach immer wieder neu ausleihen kann. Die Nachhaltigkeitsaktivistin und Autorin plädiert für eine kreislauffähige Mode-Industrie, die den Fokus auf langlebige, fair produzierte Kleidung frei von giftigen Chemikalien und aus recycelbaren Materialen legt. Wilkening kritisiert das Greenwashing vieler Unternehmen und den undurchschaubaren Dschungel der Fair-Trade- und Nachhaltigkeitssiegel. Als Expertin für Kreislaufwirtschaft in der Mode berät sie Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit.

Der Trend des grünen Bewusstseins muss zum lebbaren Alltag werden. Dafür steht auch ihr Co-Autor Robin Haring, der sich als Professor für Gesundheitswissenschaften mit Leidenschaft den Themen Global Health, Digitalisierung und nachhaltige Entwicklung widmet. „Das Bio-Pizza-Dilemma. Der überraschende Wegweiser zu mehr Nachhaltigkeit“ ist ihr erstes gemeinsames Buch.

Wozu das dieses Nachhaltigkeitsbuch?

Natürlich zum Verschenken. Auch sich selber. Denn wir lernen damit, die Sache mit der Nachhaltigkeit beim Konsum besser zu verstehen. Es liegt nicht alles an uns und die Last, die uns kleinen Bürgern, die nun einmal einkaufen müssen, aufgebürdet wird, mittels Shopping für eine bessere Welt zu sorgen, ist zu hoch. Sie geht eben nicht auf.

Weshalb aber dieser Begriff: Bio-Pizza Dilemma? Nun bin ich persönlich kein Pizza-Freund und bestelle mir niemals eine Pizza beim Lieferdienst. Ich finde, dass diese Aussage im Buch zentral ist, darum kreisen die Geschichten:

„In erster Linie geht es darum herauszufinden, was gut für dich ist. Für dich, ganz persönlich. Niemand weiß, wie »perfekter « Konsum geht und wie viel Macht wir überhaupt haben.

In den sozialen Netzwerken trended der Ausspruch: »Dein Kassenzettel ist dein Stimmzettel.« Aber gibt es überhaupt eine Wahl zu diesem Stimmzettel? Oder ist unser Kassenzettel am Ende nur unsere Meinung. Und kann eine Meinung überhaupt Strukturen ändern? Oder braucht es mehr? Perfekter, nachhaltiger Konsum ist nicht die Lösung, soviel möchten wir schon mal vorab feststellen. Du kannst es also nur falsch machen. Und niemand, glaube mir, wirklich niemand weiß, wie es richtig geht. Wenn dir also jemand bei der nächsten WG-Party (hoffentlich ist es bald wieder soweit), erklärt, wie mensch ein anständiger Veganer wird oder dass Hafermilch einfach so viel besser ist als Mandel- oder Sojamilch, dann sag höflich: »Danke«, und geh.“

Macht neugierig, nicht wahr? Ich finde das gut, so soll auch ein Sachbuch mit einem trendigen und rechts ernsten Thema aufgebaut sein. Wir werden neugierig, fühlen Resonanz und wollen mehr darüber erfahren. Ist die Argumentation genauso nachhaltig wie das Thema? Nehmen uns die Geschichten mit und ernst? Bekommen wir Informationen, die uns im Alltag helfen und unser Leben bereichern? Die Antwort spoilert, verrät aber nicht zu viel, denn sie lautet: Ja!

Geht die Welt unter oder auf?

Berührt wurde ich außerdem durch einen weiteren Teil der Einführung. Beide Autoren, Thekla Wilkening und Robin Haring, erklären sich, warum sie dieses Buch gemacht haben. Robin beschäftigt – genau- wie mich und er hat eine Tochter genau- wie ich – die Frage, „warum gerade die jüngsten Mitglieder einer Wohlstandsgeneration mehrheitlich
davon überzeugt sind, dass ihre Welt untergeht.
“ Ich denke, dass die Antwort klar ist. Die Welt wird nicht untergehen und außerdem wir alle können eine Menge dagegen tun. Gerade dieses Buch macht Hoffnung. So ist denn auch das Anliegen Theklas, dass dieses Buch „dein ständiger Begleiter“ sein wird, „auf der Suche nach deinem
Weg für ein gutes Leben, für dich und deine Umwelt.“ Ein hoher Anspruch, aber schaun wir mal.

Überraschend ist, dass das Buch nicht mit einem Batzen guter Ratschläge startet, sondern zunächst versucht, den Kern der Sache zu erreichen. Worum geht es uns allen eigentlich, alle, die wir für eine bessere, sicherere und nachhaltige Zukunft streiten? Im Kapitel „Suche Zuversicht – biete Zukunft“ stehen wir der Frage gegenüber: „Siehst du den nächsten zwölf Monaten mit Hoffnungen entgegen?“ Was wäre das für ein Leben ohne Zuversicht, ohne Hoffnung auf eine gute Zukunft?

Natürlich wird dort aufgezählt, was das Problem ist: Artensterben, Waldvernichtung, Überfischung, Plastikmüll, Klimawandel, Extremwetter. Aber, und das ist neu und sehr wichtig, es wird am Ende die Frage gestellt, was DIR Hoffnung macht. Das ist wirklich wichtig. Und wir lesen was Thekla Hoffnung macht, was Robin Hoffnung macht und es gibt es Feld, wo der Leser hineinschreiben kann, was ihr Hoffnung macht.

Danach wird die Entwicklung in die aktuelle Weltkrise gezeichnet und die Frage erörtert, ob es „natürliche Grenzen des Wachstums“ gibt. Das munitioniert natürlich die Pessimisten und es wird noch einmal zusammengefasst, was das Problem ist. Obwohl es, was das Wachstum angeht, interessante Gedanken gibt, die endloses Wachstum innerhalb natürlicher Grenzen beschreibst (siehe „Die Faltung der Welt„, FAZ vom 11.7.21)

Nach diesem Kapitel kommt eine extrem wichtige Aussage, die man viel zu wenig hört: Es ist nicht deine Schuld! Noch einmal zum Mitschreiben für alle: Es ist nicht deine Schuld!

Viele kluge Gedanken und Inspirationen für mehr Nachhaltigkeit

Immer wieder, kann du selber deine Gedanken in das Buch schreiben. Immer wieder werden die Autoren sehr persönlich und konkret. Das ist erfrischend. Und tatsächlich: Wir lesen viele interessante Informationen und … Anregungen für den Alltag.

Was auch nicht selbstverständlich ist bei Nachhaltigkeitsbüchern, sind weiterführende „Links“, Hör- und Lesetipps. Diese führen sie aber an unter dem Stichwort. Sehr inspirierenden die Hinweise zum so wichtigen, wie komplexen Thema „Die dunkle Seite der Mode„. Sehr löblich.

Weiter geht es mit „Lobbyismus“. Dieser wird anhand mancher Skandale erklärt und am Ende wirst du selber wieder gefragt, was dir wichtig ist.

Nach weiter Songliste und der Aufforderung zum Tanzen, wird das Bio-Pizza Dilemma unter Folgender Rahmung sehr konkret:

„Als Leitsatz können wir uns also schon mal merken: Weniger ist mehr.„!

  • Weniger kaufen ist mehr.
  • Weniger Verpackung ist mehr.
  • Weniger Transportweg ist mehr.
  • Weniger Chemikalien ist mehr. Weniger Müll ist mehr.

Mit gefällt diese konkrete und persönliche Ansprache: „Mit diesem Buch wollen wir fragen, was dein persönliches »weniger« ist oder wo mehr für dich dann eben doch mehr ist.“ Ich erkenne hier, eigentlich geht es nicht anders. Denn mittlerweile wissen wir immer mehr, aber wir müssen es auch tun, mehr tun oder mehr lassen. Daher sollten Bücher, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen, Mitmachbücher sein. Dieses ist eines. Es ist tatsächlich ein Wegweiser, der die Leser konkret beteiligt und mitnimmt. Nicht, in dem er sagt, was gut und richtig, und was schlecht und böse wäre, sondern was im Alltag möglich ist und was deine Gedanken dazu sind. Nur so geht es, aus meiner Sicht.

Dein Ikigai

Überrascht war ich tatsächlich über diesen Begriff: Ikigai. Kennt ihr? „Ikigai (japanisch ???? ‚Lebenssinn‘) ist frei übersetzt „das, wofür es sich zu leben lohnt“, „die Freude und das Lebensziel“ oder salopp ausgedrückt „das Gefühl, etwas zu haben, für das es sich lohnt, morgens aufzustehen“. (Quelle WIKIPEDIA). Nun kann es natürlich nicht angehen, dass dein Lebenssinn darin besteht, möglichst korrekt und sauber zu leben. Vielleicht gibt es aber etwas anderes. Liebe, Kinder, deine berufliche Mission, Tanzen, soziales Engagement – darauf muss jeder Mensch seine eigene Antwort finden und ich finde es hervorragend, dass diese Frage in so einem Buch verhandelt wird.

Im Buch wird dieses Thema, der Lebenssinn, natürlich (!) ausführlich behandelt. Ich finde das gut. Weiter geht es dann damit, dass „Kein Mensch ist eine Insel“ ist. Eine ebenfalls sehr wichtige Sache, die aus meiner Sicht gerade beim Thema Weltrettung schnell untergeht. Es geht im Gerechtigkeit und Solidarität – und zwar im Kleinen. Auf deiner Arbeit, in deiner Haltung und deinem Engagement. Und es ist alles sehr schön erklärt. Für mich gehört auch dieses Thema noch zum Ikigai, obwohl es ein neues Kapitel im Buch ist. Und das führt konsequent zum Fairtrade, das hier auch mit weiterführenden Hinweise sehr gut beschrieben ist.

Und Yoga?

Mit Yoga kann ich nun leider nicht viel anfangen und glaube, so etwas braucht man in einem solchen Buch nicht. Für mich ist Yoga aufgepimpte indische Dehnungsgymnastik. Aber leider wird es bei uns in 1000 Varianten ideologisch verbrämt, was bedeutet, dass ich mit Yoga eigentlich alles machen kann: Erleuchtung und meinen Guru finden, die Welt retten und wirklich wirklich ein besserer Mensch werden. Muss das sein? Nein, muss es nicht, denn es gibt neben Yoga noch viele andere, sehr gute und schöne gymnastische Verrenkungen.

Ich, du, wir Bürger*innen

An dieser Stelle möchte ich meine Buchbesprechung von Das Bio-Pizza Dilemma beenden. Ihr habt gesehen, wie vielfältig dieses Buch ist. Nicht jedes Kapitel muss gefallen, die allermeisten sind sehr inspirierend und klug. Das Dilemma wird sehr oft konkret und sondern versucht, einen weiten Bogen um das Thema Nachhaltigkeit zu spannen. Den Blick weiten, nicht so Kleinlich denken, Fragen stellen und beantworten, sich Gedanken machen. Auch und gerade als Bürger und Bürgerinnen.

Wo und wie kann ich mich beteiligen, einbringen. Wo und wie finde ich weitere Informationen, wie hängt dieses oder jenes zusammen. Denn neben dem ökologischen Fußabdruck gibt es auch den sozialen Händedruck, was schnell vergessen wird.

Es handelt sich hier beinahe um ein philosophisches Buch und ich glaube, ohne, dass ich Recherchiert habe, wie alt die Autoren sind, es richtet sich an die Generation zwischen 30 und 40. Kann mich auch Irren. Das Buch lohnt sich und ist für einen prominenten Platz auf dem Gabentisch hervorragend geeignet. Es würde Öko-Ideologen ganz gut tun zu lesen, aber auch Skeptikern, also Menschen, die sich vor Hardcore-Nachhaltigkeit fürchten, aber einsehen, dass sich etwas ändern muss, dass sich ändern muss, wie wir mit uns und unserer Erde umgehen.

Ich Ende mit einigen Fragen aus diesem wundervollen Buch und hoffe, du kaufst es dir und wir diskutieren bei nächster Gelegenheit darüber:

  • Was fühlst du?
  • Was denkst du?
  • Was tust du?
  • Und warum eigentlich?

Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Thema der Wirtschaft, der Politik und der Technologie. Es geht um dein Leben und das deiner Mitmenschen, um das deiner Kinder und deren Kinder – und um das Leben selbst!

Das Bio-Pizza Dilemma – Der überraschende Wegweiser zu mehr Nachhaltigkeit

von Thekla Wilkening und Robin Haring
Buch hier kaufen
272 Seiten, Redline Verlag (13. Juli 2021)
ISBN 3868818480
Taschenbuch 18,- Euro

Leseprobe Das Bio-Pizza Dilemma

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Das Bio-Pizza Dilemma – Virtuelle Lesung mit Autorin Thekla Wilkening

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