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Buchcover: Der große Rausch

Buchvorstellung: Der große Rausch – warum Drogen kriminalisiert werden

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Historikerin Helena Barop offenbart uns die Ursprünge internationaler Drogenverbote und plädiert für einen neuen Umgang mit berauschenden Substanzen. Ihr neues Buch „Der große Rausch“ ist ein aktueller Beitrag zur Debatte um die Cannabis-Legalisierung.

Hat man schon einmal darüber nachgedacht, dass Droge nicht gleich Droge ist und manches Verbot hier mehr Unheil, als Segen ist? Manchmal ist es genau umgekehrt, etwa wenn wir an LSD denken. Das Problem beim Drogenverbot ist, dass es organisierte Kriminalität fördert. Der große Rausch kann nicht verboten werden. Was wäre geschehen, „Drogen“ nicht verboten worden wären? Lebten wir dann alle in einem großen Rausch.

Wie es dazu kam, dass Medikamente zu Rauschmitteln, Rauschmittel zu Rauschgift und aus Rauschgift illegale Drogen wurden, erklärt uns in „Der große Rausch“ Helena Barop in dieser fantastisch geschriebenen Geschichte der Drogenpolitik.

Eine Tragödie der Sucht und Kontrolle – im Rausch der Verbote

Die Geschichte der Drogenpolitik ist durchzogen von einer tragischen Zwiespältigkeit zwischen dem Wunsch nach Kontrolle und der Realität der Sucht. Im Laufe der Jahrhunderte haben Gesellschaften weltweit versucht, den Konsum von psychoaktiven Substanzen zu regulieren und zu begrenzen. Die Gründe für Drogenverbote sind vielfältig und reichen von moralischen Bedenken über gesundheitliche Aspekte bis hin zu sozialen und wirtschaftlichen Überlegungen.

Die Anfänge der modernen Drogenprohibition können auf das frühe 20. Jahrhundert zurückgeführt werden, als verschiedene Länder begannen, Gesetze zu erlassen, um den Handel und Konsum bestimmter Substanzen zu beschränken. Der Fokus lag oft auf Opium, Kokain und später Marihuana. Ähnlich wie bei der Prohibition in den USA führte die Drogenpolitik zu einem blühenden illegalen Markt und trug zur Entstehung von organisiertem Verbrechen bei. Der große Rausch führte zu großem Gewinn.

Die Kehrseite der Drogenpolitik

Die Drogenpolitik hat jedoch auch schwerwiegende soziale und gesundheitliche Konsequenzen. Die Kriminalisierung von Drogenkonsum führte zu einer Zunahme von Gefängnisstrafen für Drogenvergehen, was wiederum ganze Gemeinschaften negativ beeinflusste. Der „War on Drugs“, der in den 1970er Jahren in den USA ausgerufen wurde, führte zu einer massiven Inhaftierung von Drogenkonsumenten, während die tatsächlichen Probleme der Sucht vernachlässigt wurden.

In den letzten Jahren hat sich eine Bewegung für eine neue Perspektive auf Drogenpolitik entwickelt. Länder wie Portugal haben den Fokus von der Bestrafung auf die Behandlung verlagert und den Besitz kleiner Mengen bestimmter Drogen entkriminalisiert. Diese Ansätze zielen darauf ab, die sozialen und gesundheitlichen Auswirkungen der Sucht anzugehen, anstatt sie durch Strafverfolgung zu verschärfen.

Ein Blick in die Zukunft

Die Geschichte der Drogenpolitik ist geprägt von Höhen und Tiefen, von gescheiterten Verboten bis hin zu fortschrittlichen Ansätzen für eine humanere Behandlung von Drogenkonsum. Während einige Länder weiterhin auf restriktive Maßnahmen setzen, gibt es auch eine wachsende Erkenntnis darüber, dass die Lösung des Drogenproblems mehr erfordert als Verbote und Strafen. Eine umfassende und evidenzbasierte Herangehensweise könnte letztendlich zu einer effektiveren Kontrolle von Sucht und ihren Auswirkungen führen. Der große Rausch könnte so zu einem kleinen werden.

Eine Reise durch die Ära des Alkoholverbots

Die Prohibition, auch als alkoholische Trockenlegung bekannt, war eine historische Periode in den Vereinigten Staaten, die von 1920 bis 1933 andauerte. Diese Ära wurde durch den 18. Verfassungszusatz eingeführt und verbot die Herstellung, den Verkauf und den Transport alkoholischer Getränke im gesamten Land. Die Ursprünge dieses bemerkenswerten gesetzlichen Verbots können auf eine Vielzahl von sozialen und moralischen Bewegungen zurückgeführt werden, die sich während des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts in den USA entwickelten.

Die Wurzeln der Prohibition reichen bis in die vorhergehenden Jahrhunderte zurück, als verschiedene temperanzbewegte Gruppen die Gefahren des Alkoholkonsums hervorhoben. Der Begriff „Temperanz“ bezieht sich auf die Idee der Selbstbeherrschung und Mäßigung, insbesondere in Bezug auf Genussmittel wie Alkohol.

Die Bewegung erreichte in den späten 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt, als Organisationen wie die Anti-Saloon League politischen Einfluss gewannen und die Idee der alkoholfreien Gesellschaft propagierten. Die überzeugenden Argumente dieser Gruppen führten schließlich zur Verabschiedung des 18. Verfassungszusatzes, der die Prohibition landesweit einführte. Der große Rausch sollte endgültig und für alle in den USA beendet werden.

Die Prohibition hatte jedoch unerwartete Konsequenzen. Statt den Alkoholkonsum zu eliminieren, trug sie zur Entstehung von illegalen Bars, sogenannten Speakeasies, und einer florierenden Schmuggelindustrie bei. Gangsterbosse wie Al Capone erlangten Berühmtheit, indem sie den illegalen Alkoholhandel kontrollierten. Diese Zeit des Alkoholverbots war von Paradoxien und Widersprüchen geprägt, da das Gesetz die Kriminalität förderte, anstatt sie zu verringern.

Nach einer Dekade voller Unruhen und sozialer Veränderungen wurde die Prohibition schließlich aufgehoben. Der 21. Verfassungszusatz im Jahr 1933 beendete offiziell das Experiment, alkoholische Getränke zu verbieten. Die Prohibition hinterließ jedoch dauerhafte Spuren in der amerikanischen Geschichte und betonte die Schwierigkeiten, die mit dem Versuch verbunden sind, moralische und soziale Werte durch Gesetzgebung zu erzwingen.

Es gibt ja noch viel mehr zu berichten um die Drogenverbote, denn der große Rausch wahr manchmal auch eine Bedrohung der Gesellschaft und der medizinischen Versorgung. Es musste zuweilen verhindert werden, dass die Menschen in Elend, Krankheit und Tot stürzten.

Beispielhaft sei hier die Opiumkriege in China erinnert

Die sogenannten Opiumkriege fanden in den Jahren 1839 bis 1842 und später in den 1856 bis 1860 zwischen China und Großbritannien statt. Der Ursprung des Problems liegt in der Einführung von Opium durch britische Händler, die es aus Indien nach China brachten.

Opium wurde im 19. Jahrhundert in China zu einem ernsthaften sozialen und gesundheitlichen Problem. Der große Rausch nahm damals in China verheerende Ausmaße an. Britische Händler betrieben einen florierenden illegalen Handel mit Opium, und der massive Konsum der Droge führte zu weitreichenden gesellschaftlichen Problemen, darunter soziale Instabilität, Gesundheitsprobleme und wirtschaftlicher Verfall.

Die chinesische Regierung versuchte, den Opiumhandel zu kontrollieren und einzuschränken. Im Jahr 1729 wurde der Opiumhandel in China offiziell verboten. Trotzdem stieg die Einfuhr von Opium in den folgenden Jahrzehnten stark an. Die Briten ignorierten die chinesischen Gesetze und setzten den Opiumhandel fort, was zu Spannungen und schließlich zu den Opiumkriegen führte.

Nach dem Ersten Opiumkrieg (1839–1842) wurde der Vertrag von Nanking unterzeichnet, der den Zugang britischer Händler zum chinesischen Markt erweiterte und den Opiumhandel legalisierte. Dies verstärkte das Opium-Problem in China weiter. Der Zweite Opiumkrieg (1856–1860) verschärfte die Situation zusätzlich.

Die Auswirkungen des Opiumproblems waren verheerend, da Millionen von Chinesen süchtig wurden und die soziale Ordnung zerrüttet wurde. Das Opium-Problem hatte langfristige Konsequenzen für China und trug zur Schwächung der Qing-Dynastie bei.

Die Geschichte des Opiums in China ist ein schmerzhafter Teil der chinesischen Vergangenheit, der die komplexen Auswirkungen des Drogenkonsums, des illegalen Handels und der zwischenstaatlichen Konflikte illustriert. Diese Episode zeigt auch die komplexe destruktive Seite der Drogen, die immer auch politisch sind. Der große Rausch verspricht nicht nur schöne Illusionen, sondern auch gigantische Gewinne …

»Nach der Lektüre von Barops Buch „Der große Rausch“ denkt man über Drogenverbote und unsere Erzählungen von Substanzkonsum und -missbrauch anders nach. Insbesondere für Politiker und Drogenbeauftragte … Pflichtlektüre.«

Frankfurter Allgemeine Zeitung über „Der Große Rausch“

Was das Buch der große Rausch von Helena Barop auszeichnet

Wie ambivalent die Geschichte der Drogenpolitik ist und warum es Zeit ist, diese neu zu sortieren, zeigt Helena Barop in ihrem neuen Buch „Der große Rausch“.

Die Historikerin zeigt, wie vor allem die US-amerikanische Drogenpolitik ihren Weg nach Deutschland und in den Rest der Welt fand und Drogen vielerorts zu einem gesellschaftlichen Problem erklärte. Fesselnd schildert Barop, wie die Angst vor Drogen sich zuverlässig in politisches Kapital umwandeln ließ und lässt. Dabei räumt sie mit Vorurteilen und Halbwahrheiten auf und verdeutlicht an zahlreichen Beispielen: Die Geschichte der Drogenpolitik ist eine Geschichte der schillernden Ambivalenzen – und es ist an der Zeit, sie neu zu sortieren.

Helena Barop, geboren 1986, studierte in Freiburg und Rom Geschichte und Philosophie. Ihre Doktorarbeit »Mohnblumenkriege. Die globale Drogenpolitik der USA, 1950–1979« hat viel Beachtung in den Medien gefunden und wurde mit gleich drei renommierten Preisen ausgezeichnet: Mit dem Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung (2. Platz Geistes- und Kulturwissenschaften), dem Gerhard-Ritter-Preis der Universität Freiburg und dem Preis der AG Internationale Geschichte im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands. Helena Barop lebt in Freiburg und arbeitet seit 2021 als freie Autorin.

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