Wer sich je gefragt hat, wie aus einem kleinen Familienbetrieb eine der bekanntesten Schokoladenmarken Deutschlands entstand, bekommt in „Ritter Sport – Ein Traum von Schokolade“ eine ebenso berührende wie informative Antwort. Der historische Roman des Autorenduos Romy Herold – hinter dem sich Eva-Maria Bast und Jørn Precht verbergen – widmet sich dem Leben von Clara Ritter, der visionären Mitgründerin des Unternehmens.
Eine Heldin mit Geschmack und Haltung
Clara Göttle verliebt sich schon als Kind in die süße Verführung Schokolade. Als sie 1912 mit ihrem Mann Alfred Ritter den Grundstein für eine Schokoladenfabrik legt, ist nicht absehbar, wie bedeutsam ihre Leidenschaft einmal werden soll. Die Erfindung der quadratischen Tafel – ein Meilenstein, der das Fundament für das spätere Markenbild von Ritter Sport bildet – ist dabei nur ein Höhepunkt in einem bewegten Unternehmerinnenleben. Clara muss sich in einer Zeit behaupten, in der Frauen selten wirtschaftliche Entscheidungen treffen, und navigiert das Unternehmen durch Weltkriege, Inflation und Wirtschaftskrisen.
Recherche trifft Erzählkunst
Was diesen Roman besonders lesenswert macht, ist die gekonnte Verbindung von historischen Fakten mit fiktiver Ausschmückung. Das Autorenduo beweist nicht nur profundes Wissen über die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umstände des frühen 20. Jahrhunderts, sondern versteht es auch, daraus eine Geschichte zu formen, die fesselt – stilistisch präzise und atmosphärisch dicht.
Besonders gelungen ist die Integration des Zeitgeschehens: Wirtschaftliche Umbrüche, der Einfluss des Ersten Weltkriegs auf den Alltag und die Herausforderungen weiblicher Selbstbestimmung fließen organisch in die Handlung ein. Auch der Gebrauch des schwäbischen Dialekts bei einzelnen Figuren – insbesondere Claras Mutter – verleiht der Geschichte Bodenhaftung und Charme.
Eine starke Protagonistin in einem starken Buch
Clara Ritter ist das Herz dieser Erzählung. Sie wird nicht zur makellosen Ikone verklärt, sondern als glaubwürdige, tatkräftige Frau gezeigt, die mit Rückschlägen ringt, Visionen verfolgt und dabei auch familiäre und gesellschaftliche Grenzen überwindet. Die Nebenfiguren – etwa Alfred Ritter oder Claras engstes Umfeld – sind ebenso fein gezeichnet, ohne dass der Roman überladen wirkt.
Lesetipp?
„Ritter Sport – Ein Traum von Schokolade“ ist weit mehr als ein Unternehmensporträt. Es ist ein Buch über Mut, Innovation, Partnerschaft und die süße Macht eines Lebenstraums. Ein Stück deutscher Wirtschaftsgeschichte in literarischer Verpackung – und ein absolutes Muss für Fans historischer Romane, Unternehmerbiografien und natürlich: Schokolade.
Ritter Sport – Ein Traum von Schokolade
von Romy Herold
512 Seiten, Blanvalet Taschenbuch Verlag (26. Februar 2025)
ISBN 373411232X
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