Unlearn Patriarchy: Buchvorstellung im feministischen Co-Creation-Space an der Strese
Große Erkenntnisse im Eeden: „Obwohl wir inzwischen im 21. Jahrhundert leben, herrscht noch immer das Patriarchat.“ Das habe ich mir mal näher angesehen.
Wenn man sich die Buchbeschreibung des Verlags reingezogen hätte, wäre ich nicht im feministischen Co-Creation-Space an der Stresemannstraße in Altona erschienen. Denn das ist schon ziemlich viel Blabla:
„Warum zur Hölle ist das so? Und was kann jede: r persönlich dazu beitragen, die häufig unbewussten toxischen Strukturen zu erkennen und aufzulösen? Dieser Sammelband mit bekannten Autor:innen bietet Hilfestellung. Sich gegen das Patriarchat zur Wehr zu setzen, ist besonders im Alltag schwierig. Denn Vieles ist uns so vertraut, dass wir es gar nicht hinterfragen. Sogar bekennende Feminist:innen tappen immer wieder in die gleichen Fallen. Wir schließen Frauen durch Sprache aus, folgen veralteten Vorstellungen von einer glücklichen Kleinfamilie inklusive traditionellen Rollenbildern. Oder wir passen uns männergemachten und kapitalistischen Strukturen an, wenn wir im Beruf erfolgreich sein wollen. Die Beitragenden der Anthologie UNLEARN PATRIARCHY berichten von ihren Erfahrungen und spüren eigenen fatalen Denkmustern nach. Sie zeigen, wie über alle Gesellschaftsbereiche hinweg von Sprache und Liebe über Arbeit bis hin zu Politik, Bildung oder Identität die patriarchalen Handlungsmuster gebrochen werden können und ein besseres Leben für alle möglich wird.“
Gott sei Dank 😉 waren die Texte der Lesung nicht so banal und stereotyp. Wohl aber manche Autorin.
Zuerst las die einigermaßen bekannte Kübra Gümü?ay, die den Femispace Eeden mitgegründet hat. Kübra ist bekennende Muslima und ohne Kopftuch nicht denkbar. Wie sie die Widersprüche vereint, konnte ich sie leider nicht fragen. Aber eine monotheistische Religion wie der Islam ist die Hauptträgerrakete des Patriarchats. Die großen Religionen funktionieren nur im Patriarchat (wie Carel van Schaik und Kai Michel in ihrem Buch Das Tagebuch der Menschheit: Was die Bibel über unsere Evolution verrät brillant nachgewiesen haben) und wenn wir das verlernen wollen, müssten wir als erstes die Religion und auch die Kopftüchter ablegen. Aber das war hier leider nicht das Thema.
Auch bei Lisa Jaspers traten nachdem sie ihren Text gelesen hatte, Widersprüche auf. Das ist auch in Ordnung, weil wir alle unvollkommene Menschen sind. Aber als sie von ihrem Mann, dem Vater ihrer Kinder, verhedderte sich etwas in ihrer Haltung zu … Männern. Klar, bei einem solchen Buch und in einem feministischen Umfeld mit 120 jungen Ladies im Saal. Sie fand, ihr Mann sei liebenswert und sei eine tolle Persönlichkeit, es schwang da nur dieses ABER mit. Ich fühlte mich bemüßigt aufzustehen und eine Lanze für uns Männer zu brechen. Denn auch wir sind Opfer des Patriachats und unterstützen unsere Mütter, Frauen, Töchter, Tanten, Nichten, Cousinen, Nachbarinnen und Arbeistkolleginnen.
Bemerkenswert fand ich bei dieser Lesung Margret Rasfeld, pensionierte und gesellschaftlich sehr engagierte Schulleiterin. Ihr Thema war ein anders, nämlich Schule und Bildung. Sie fungiert daher auch als Leiterin der Bewegung Schule im Aufbruch. Ich beschrieb einige Aktionen und Initiativen, die das Potential haben, WIRKLICH etwas in unserer Gesellschaft etwas zu verändern.
Unlearn Patriarchy – Feministische Impulse für Wege aus dem Patriarchat
Mit Beiträgen von Madeleine Alizadeh, Teresa Bücker, Kübra Gümü?ay, Emilia Roig, Kristina Lunz u.v.a.
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320 Seiten, Ullstein Hardcover (2022)
ISBN 3550202199
Taschenbuch 22,99 Euro