Protestaktion gegen Schließung der Hamburger Elternschulen
Spontane Protestaktion vor der Finanzbehörde am Hamburger Gänsemarkt gegen die harten Sparmaßnahmen der Schließung der Hamburger Elternschulen. Hundert Eltern mit kleinen Kindern versammelten sich zu einem gehörigen Protest und lautstarkem Happening vor der Hamburger Finanzbehörde – und dem Rechnungshof. Bezirksamtsleiter Markus Schreiber stellte sich den empörten Eltern und versucht zu beschwichtigen. Hier sein Interview mit dem NDR.
Hamburger Elternschulen müssen bleiben
Plötzlich am Nachmittag eine Nachricht alarmierende Nachricht. Eine Rundemail aus der Facebook-Gruppe Gegen die geplante Erhöhung der Kita-Gebühren: Heute 15:30 Protestaktion vor der Finanzbehörde! Hamburger Elternschulen auf der Streichliste des Hamburger Senats.
Meine Freundin besucht mit unserer Tochter hin und wieder die Elternschule in Altona oder hat dies getan und ist angetan von dem Angebot und den Kontakten, die sich hier ergeben. Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass die Hamburger Elternschulen nicht nur außerordentlich wichtige und absolut sinnvolle Einrichtungen sind und ihre Schließung ein Offenbarungseid der Politik wäre.
Hamburg muss sparen, das ist uns allen klar. Jeder schreit auf, wenn er verzichten und Einsparungen hinnehmen muss. Aber hier? Bei dern Hamburger Elternschulen? Es wäre ein Skandal sondergleichen. Also rauf auf den Roller und ab auf den Hamburger Gänsemarkt – Flagge zeigen, Solidarität und berichten über diesen spontanen Protest gegen eine absurde Sparmaßnahme.
Worum es geht, erläutert in einem Interview zu den Sparplänen bei den Hamburger Elternschulen die Leiterin der Elternschule Bergedorf-West
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War auch in Kind in der Elternschule: Bezirksamtsleiter Mitte Markus Schreiber (SPD) stellt sich den Eltern und dem NDR
Es war sehr (positiv) überraschend, dass sich plötzlich der Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte Markus Schreiber unter die Protestler mischte und dem anwesenden Hamburg Journal vom NDR ein Interview gab. Ich hielt gleich mein Aufzeichnungsgerät dazwischen. Erhellend. Doch nun war unklar, wer den Sparvorschlag zur Auflösung der Hamburger Elternschulen gemacht hat. Natürlich sind die Behörden und auch die Bezirke aufgefordert, Sparpläne vorzulegen bzw. aufzulisten, wo sie sparen könnten. Waren es also die Bezirksamtsleiter, die die Elternschulen schließen wollten oder die Finanzbehörde, die seit dem beinahe Verkauf des Hamburger Gängeviertels einen miserablen Ruf bei Hamburgs Bürgern genießt.
Statement des Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte Markus Schreiber zur Schließung der Elternschulen:
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Was machen Elternschulen überhaupt? Elternschulen gibt es in Hamburg in allen Bezirken. Sind sind ein Angebote für Eltern. Ihr Aufgaben und Angebote beziehen sich auf Geburtsvorbereitung, Babytreffen, Eltern-Kind-Gruppen, Informationen, Beratung und Veranstaltungen zum Thema Elternschaft, Kinder und Familie.
Oder in offizieller Lesart:
Der Austausch über Fragen der Kindererziehung steht im Mittelpunkt der Elternschularbeit. Bereits 1961 wurde die erste Elternschule (ES) in Hamburg eröffnet. In den Einrichtungen treffen sich (allein-) erziehende Eltern, tauschen ihre Erfahrungen aus und helfen sich gegenseitig bei der Überwindung von Schwierigkeiten. Selbstverständlich gibt es hier auch die Möglichkeit einer fachlichen Beratung. Neben diesen zwanglosen Zusammenkünften bieten die Elternschulen ein umfangreiches Kursprogramm für Mütter, Väter, Elternpaare oder ganze Familien (Eltern-Kind-Gruppen) an. Für die Teilnahme an den Kursen wird eine geringe Gebühr erhoben.
Quelle: hamburg.de
Elternschulen in Hamburg – Und was können unsere Kinder dafür (für den Sparzwang!)
Immer wieder ist zu vernehmen, dass diese Elternschulen vornehmlich für „sozial schwache“ Familien eingerichtet sein. Oder dass sie intergrativ wirken auf Familien mit Migrationshintergrund. Mir aber ist das zu kurz gefasst. „Bildung beginnt bei 0“, stand auf einem Plakat heute und das ist der Schlüssel. Wenn man von Bildung redet und Intergration – und wir gerade den Fall Sarrazin (!) vor Augen haben – kann man nicht hingehen und eine solche Einrichtung in Hamburg streichen. Sie ist für alle Eltern und alle Familien eine wichtige Sache, ein Anlauf- und Treffpunkt über Standes- und Schichten- und Einkommengrenzen hinaus.
Ein Abschaffung der Elternschulen würde finanziell und gesellschaftlich überhaupt keinen Sinn machen. Im Gegenteil. Das was man mit der Auflösung der Elternschulen zerstört und erzeigt, wird in Zukunft an andere Stelle neue Kosten erzeugen und deshalb ist dies eine klassische Milchmädchen rechnen. Durch die Schließung der Elternschulen in Hamburg würde man die soziale Spaltung weiter vorantreiben und der Entsolidarisierung Vorschub leisten. Wir haben nur eine Chance, wenn wir früh anfangen, Familien zu stützen und zu schützen und so Kinder zu fördern und zu würdigen. Oder will man das etwa nicht?
Musik, 2-3-4. „Alle Leut“ singen ihren Elternschulen-Protest auf dem Gänsemarkt!
[audio:http://sommer-in-hamburg.de/wp-content/2010/09/Alle-Leut-Elternschulen-Protest-Gaensemarkt.mp3]Bildergalerie der Spontanen Protestaktion auf dem Hamburger Gänsemarkt:
Zur Info siehe auch: Eltern laufen Sturm gegen Schließung der Elternschulen