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Der Traum vom Ehrbaren Kaufmann

Buchtipp: Der Traum vom Ehrbaren Kaufmann

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Der brillante Titel Der Traum vom Ehrbaren Kaufmann macht neugierig auf ein brillantes Sachbuch über die Deutschen und die Hanse!

Habe ich schon erwähnt, dass mein „Onkel“, mein Groß-Cousin Dieter Zimmerling, mit dem ich relativ eng verbunden war, in den 70er-Jahres des letzten Jahrhunderts einen Bestellter über Die Hanse schrieb? Damals neu und viel beachtet. Es liegen noch Exemplare auf meinem Dachboden. In jedem Fall war ich früh mit dem Thema der mittelalterlichen Nord-Europäischen „Handelsmacht im Zeichen der Kogge“ konfrontiert und finde es nach wie vor faszinierend, auch wenn man Onkel Journalist und kein Historiker war. Doch immerhin ist Hamburg, unser geliebtes Hamburg, immer noch sehr stolz auf den Titel „freie und Hansestadt“.

Und natürlich die Sache mit Störtebecker, der unwiderruflich und auf immer mit der Hanse verbunden ist, begegnet dir zumindest in der HafenCity immer wieder. Kürzlich habe ich eine Führung durch den neuen und ebenfalls faszinierenden Stadtteil teilgenommen. Das ist die Sache mit dem Klaus immer ein Thema. Und so schlug ich als erstes in dem brillant geschriebenen Sachbuch von Hiram Kümper Der Traum vom Ehrbaren Kaufmann das Kapitel „Kaperbriefe und Kanonen: Hansestädte im Krieg“ die Geschichte über Klaus Störtebecker auf und las. Und was soll ich sagen? Soll ich? Nein, lest es bitte selber, es lohnt sich.

Daran wie Kümper die Sache mit dem Störtebecker aufbereitet und erklärt, wird deutlich, das der Autor ein Profi (Professor für Geschichte des Spätmittelalters) ist. Und als Historiker hält er sich an die belegbaren Fakten und nennt Spekulationen Spekulationen. Und das mit feinem Humor und lebendig erzählt. Das ist Zeiten der Mythen und Fakenews sehr erfrischend und macht Spaß zu lesen.

Hier sei erwähnt, dass Prof. Kümper seinem Buch über 100 Seiten Anmerkungen, Literaturnachweise samt Register anhängt. Das ist für Laien wie mich vielleicht etwas viel und wird wenig genutzt, aber es unterstreicht die Ernsthaftigkeit, mit der das Thema Hanse und Mittelalter behandelt wird. Ich finde das gut.

Die Deutschen und die Hans

In einer globalisierten Welt verkörpert die Hanse das Ideal vom verantwortlich handelnden Unternehmer nicht weniger als die Sehnsucht nach einer starken europäischen Wirtschaftsmacht. Doch was war die Hanse wirklich?

„Sey mit Lust bey den Geschäften am Tage, aber mache nur solche, dass wir bey Nacht ruhig schlafen können.“ Mit diesen berühmten Worten übergibt der Ehrbare Kaufmann Johann Buddenbrook die Geschäfte an seinen Sohn. Nicht erst seit den Zeiten Thomas Manns ist die Hanse ein beliebter Erinnerungsort der Deutschen. Noch jede Generation hat sie als vermeintlich zeitgemäße Antwort für die Herausforderungen ihrer Gegenwart herangezogen. Aktuell erlebt das Ideal des Ehrbaren Kaufmanns eine beispiellose Renaissance. Doch was wissen wir tatsächlich von den hansischen Kaufleuten im Mittelalter? Wie dachten sie, unter welchen Voraussetzungen handelten sie? Hiram Kümper erklärt, warum uns die Hanse noch Jahrhunderte nach ihrem stillen Verschwinden fasziniert. Und er zeigt, wie uns die alte ‚Seidenstraße des Nordens‘ helfen kann, die Wirtschaft Europas besser zu verstehen.

Prof. Dr. Hiram Kümper, geboren 1981 in Bochum, ist seit 2013 Professor für Geschichte des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit und hat seit 2019 die Carl-Theodor-Stiftungsprofessur an der Universität Mannheim inne. 2017 wurde er von den Studierenden für sein Engagement mit dem Lehrpreis der Universität ausgezeichnet. Er hüpft mit Leidenschaft über Epochengrenzen und spielt noch heute in der Garagenband seiner Schulzeit.

Fazit
Der mittelalterliche Handel ist eine beeindruckende Sache. Es ist UNSERE Geschichte, die gerade wir Hamburger gerne verklären und uns die kaufmännische Ehrbarkeit umhängen, als hätten wir sie gepachtet. Ich darf das sagen, denn ich bin Hamburger. Und Prof. Dr. Hiram Kümper darf den Traum vom ehrbaren Kaufmann gepflegt und belegt auseinander nehmen, erklären, zurecht rücken und uns die „rosarote Brille“, wie er es in seiner Einführung schreibt, von der Nase argumentieren. Er hält den ehrbaren Kaufmann schlicht für „ökonomischen Kitsch“. Allein diese Haltung bringt einiges in Wallung, entfacht die Neugier. Man möchte nun unbedingt herausfinden, wie das alles zusammenhängt, welche Wurzeln unsere Kaufmannsehre hat und wie es damals wirklich war – so weit sich das rekonstruieren lässt.

Ich bin ein großer Fan historischer Sachbücher und habe schon einige gelesen. Daher kann ich mit Fug und Recht und sehr gutem, ehrbaren Gewissen behauptet, dass dieser Schinken hier zu den besten Sachbüchern über das Spätmittelalter und seiner Gepflogenheiten zählt, das man heute so lesen kann. Ich würde sogar sagen, dass das Buch unter jeden hansestädtischen Weihnachtsbaum gehört. Aber dazu ist das Thema vielleicht wieder zu speziell. Lernen können wir indes alle was daraus. Nämlich wer wir sind und warum manches ist, wie es ist. Ein großes Buch, ein schweres Buch, aber leicht zu lesen, begeisternd und für die dunkle Jahreszeit eine wundervolle Lektüre. Bitteschön.

Der Traum vom Ehrbaren Kaufmann – Die Deutschen und die Hanse

Buch hier kaufen
von Prof. Dr. Hiram Kümper
544 Seiten, Propyläen Verlag (16. November 2020)
ISBN 3549076495
Gebundenes Buch 22,- Euro

Hiram Kümper „Der Traum vom Ehrbaren Kaufmann“

Lese auch dass interessante Interview mit dem Historiker und Autor des Buchs auf Wirtschaftswoche.de: „Auch ein Mafioso kann ehrbar sein“

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