Entdeckungen auf der Designmesse blickfang Hamburg 2025

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blickfang 2025. Foto by Mark Max Henckel. All rights reserved

Ich bin sehr gerne auf der blickfang-Designmesse in Hamburg, die in diesem Jahr zurück in den Deichtorhallen ist. Sie passt dort sehr gut hin und hat einiges zu bieten.

Für mich sind gute Ideen, NEUE Ideen, frische Ideen und ihre Macher immer wieder ein Highlight dieser tollen Messe. Ich liebe die Begegnungen dort. Manchmal sind es auch weniger neue und nicht wirklich frische Ideen, sondern eher konsequente und charakterstarke. Das mag ich auch. Das findet man aber nur heraus, wenn man mit den Machern, den Designerinnen spricht.

Mein Hauptlearning auf der blickfang in diesem Jahr waren zwei wichtige Aspekt:

  1. Kauft lokal. Unterstützt lokale Hersteller, die lokal mit nachhaltigen Werkstoffen fair produzieren und die Arbeitsplätze bei uns erhalten. Das ist sehr wichtig – nicht zuletzt für unsere Demokratie. Die Designmesse ist zwar unpolitisch, aber wenn man nachdenkt, kommt man zu dem Schluss, dass “Slow Fashion” am Ende auch unserer Demokratie dient.
    Slow Fashion ist eine Gegenbewegung zur schnellen Wegwerf-Mode. Sie setzt auf langlebige Materialien, faire Löhne entlang der gesamten Lieferkette und Designs, die nicht nach einer Saison aus der Zeit fallen. Statt sich alle paar Wochen neu einzukleiden, setzt Du bei Slow Fashion auf zeitlose Stücke, die repariert, getauscht oder upgecycelt werden können. Der Gedanke dahinter: weniger konsumieren, dafür bewusst auswählen und so die ökologischen Fußabdrücke von Baumwollfeldern bis zum Kleiderbügel drastisch verkleinern.
    Dabei spielt Transparenz eine Schlüsselrolle. Marken, die Slow Fashion ernst nehmen, legen offen, woher ihre Fasern stammen, wie viel ihre Näherinnen verdienen und welchen CO?-Ausstoß jedes Kleidungsstück verursacht. Als Konsument*in bekommst Du damit die Macht, Dein Geld als Stimme für menschenwürdige Arbeitsbedingungen, giftfreie Färbeprozesse und zirkuläre Produktkreisläufe einzusetzen. Kurz: Slow Fashion ist Mode, die nicht nur gut aussieht, sondern auch gut tut.
  2. Pforzheim ist DIE Goldstadt in Deutschland. Die Geschichte, die Pforzheim zur Goldstadt wurde, zur Stadt der Gold- und Silberschmiede – es hatte offenbar mit einem Schienendrehkreuz zu tun und mit einem Kinderheim – erfuhr auf der blickfang ich zufällig am Stand von Klara Blau.
    Pforzheim trägt den Spitznamen „Goldstadt“, weil hier seit 1767 nahezu alles um Edelmetall kreist. Damals erlaubte Markgraf Karl Friedrich von Baden dem französischen Uhrmacher Jean François Autran, im Landeswaisenhaus am Enzufer eine Taschenuhren- und kurz darauf eine Schmuckmanufaktur aufzubauen – die verwaisten Kinder lernten dort ihr Handwerk und lieferten der jungen Fabrik zugleich die ersten Fachkräfte. Aus dieser Keimzelle entwickelte sich binnen weniger Jahrzehnte eine Industrie, die heute rund 75 Prozent aller deutschen Schmuckwaren fertigt, eine eigene Goldschmiede- und Uhrmacherschule unterhält und mit Betrieben wie der Allgemeinen Gold- und Silberscheideanstalt (Agosi) bis heute Edelmetall von der Rohbarren-Analyse bis zum fertigen Ring veredelt.
    Dass Pforzheim so früh groß werden konnte, lag auch an den Schienen: 1861 wurde die Stadt an die Bahnstrecke Karlsruhe–Mühlacker angeschlossen, kurz darauf folgten Enz- und Nagoldtalbahn. Die neue Drehscheibe verband die Goldstadt direkt mit den Rheinhäfen bei Karlsruhe, den Diamantschleifern in Idar-Oberstein und den Schweizer Raffinerien; Waggons voller Rohgold, Silber und Edelsteine rollten hinein, während feine Ketten, Uhren und Trauringe wieder hinausgingen. Der Hauptbahnhof bekam in den 1950ern sogar den Beinamen „Gold-Bahnhof“, seine Glasfassade schmückten vergoldete Mauersteine – ein sichtbares Statement, dass hier ein ganzer Industriezweig über die Gleise pulsierte.
    Die Wurzeln im Kinderheim sind also mehr als eine Anekdote: Sie erinnern daran, dass das Gold von Pforzheim immer auch eine soziale Komponente hatte – Ausbildung, Aufstiegschancen und bis heute ein dichtes Geflecht mittelständischer Werkstätten, die aus wenigen Gramm Feingold Werte schaffen, die weit über Schmuck hinausgehen.

Meine Bildergalerie Designmesse blickfang 2025

Fakten zur blickfang 2025 in Hamburg

Hamburg, Deichtorhallen, Frühlingssonne: 140 unabhängige Labels schraubten an Stühlen, nähten an Statements und gossen Porzellan in Poesie. Das Konzept? Kreative treffen Endkund:innen ohne Zwischenstufe, Ideen zum Anfassen, Kaufentscheidungen direkt am Messestand.

Highlights in Kürze

  • 9 800 Besucher:innen an drei Tagen – trotz Konkurrenzprogramms.
  • 140 Aussteller:innen aus Möbel, Fashion, Schmuck & Produktdesign.
  • Fokus auf Nachhaltigkeit – von Upcycling-Mode bis Betten, die quasi schweben.
  • BLICKFANG Designpreis 2025
    • Honi Studio (Wohn- & Modeaccessoires) – Kollektion YUAN: minimalistisches Porzellan voller Poesie.
    • HEL (Mode) – Slow Fashion aus Stoffüberschüssen, Gender-inklusive Schnitte, lokal produziert.
    • Pa:ul Design (Möbel)Architektenbett: Holz, das schwebt, durchdachte Konstruktion, nachhaltige Materialien.
  • 3 000 € Preisgeld gestiftet von der D.E.S.I.G.N. Foundation & BLICKFANG.

Warum das wichtig ist

Hamburg zeigt, dass unabhängiges Design mehr kann als nur hübsch aussehen: Es spart Ressourcen, hinterfragt Konsum und formt neue Ästhetik. Besucher:innen verließen die Hallen mit vollen Taschen, leuchtenden Augen – und vielleicht dem Plan, ihr Schlafzimmer in ein schwebendes Loft zu verwandeln.

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