„Sexarbeiterin“ – Crowdfunding-Doku von Sobo Swobodnik
Der längst überfällige Film zur aktuellen Debatte um die Sexarbeit, ihren Platz in der Gesellschaft, sowie das sogenannte Prostituiertenschutzgesetz der Regierung. „Wenn Sexarbeit entkriminalisiert wird, können Sexarbeiter_innen besser zusammenarbeiten und ihre Rechte einfordern.“ Amnesty International zu ihrem Beschluss, sich für die volle Dekriminalisierung einvernehmlicher Sexarbeit einzusetzen.
Prostitution, Sexarbeit, horizontales Gewerbe sind wie keine andere Berufsbranche von Klischees, Stereotypen und Ressentiments geprägt. In den Medien, vor allem des Boulevards, spielen im Diskurs um Sexarbeit in der Regel ausschließlich Zwangsprostituierte, drogenabhängige oder missbrauchte Sexarbeiter_innen eine Rolle. Dabei werden Sexarbeiter_innen nahezu immer als Opfer dargestellt. Dass es darüber hinaus auch andere Sexarbeiter_innen gibt, die freiwillig und selbständig der Sexarbeit nachgehen, zeigt der Film Sexarbeiterin von Sobo Swobodnik. Der Film begleitet die studierte Informatikerin und Berliner Sexarbeiterin Lena Morgenroth über mehrere Monate hinweg durch ihr Leben, bei ihrer Arbeit und im „ganz normalen“ Alltag. Dabei entstand ein vielseitiges menschliches Porträt einer Sexarbeiterin, im Kontext von Familie, Freunden und Partnerschaft, als Teil der erstarkenden politischen Bewegung der selbstbestimmten Sexarbeiter_innen und bei ihrer tatsächlichen Sexarbeit.
„Den Doku-Film finde ich gut, weil er die Wirklichkeit der Prostitution von einer anderen Seite zeigt. Dem Thema Menschenhandel, sexuelle Ausbeutung, Entwürdigung und moderne Sklaverei müssen wir uns stellen. Ebenso aber auch der Wirklichkeit, die anders ist, als wir denken und befürchten, die mit Selbstbewusstsein und Würde verbunden ist, wozu wesentlich Achtung und Anerkennung gehört.“ Pfarrer Hans Mörtter, Lutherkirche Evangelische Gemeinde Köln
SEXarbeiterin – Offizieller TrailerSexarbeiterin Lena Morgenroth
Sexarbeiterin, Jahrgang ’84, lebt und arbeitet in Berlin. Während ihres Informatikstudiums in Dresden fing sie an in einem Erotik- und Tantramassagestudio zu arbeiten. Mit dem Informatik-Diplom in der Tasche entschied sich Lena Morgenroth schließlich gegen die Karriere im Studienfach und für ihre Lebensabschnittsberufung: Sexarbeit. Nach Streifzügen durch Bordell und SM-Studio machte sie sich mit erotischen Massagen, BDSM und bizarrer Erotik selbständig. Sie bietet Coachings und Workshops zu Themen rund um Sexarbeit und Sexualität an. (sensexual.de) Als Mitglied im Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen engagiert sie sich für gesellschaftliche Anerkennung und rechtliche Gleichstellung von Sexarbeiter_innen.
„Wir sind keine Opfer! Wir sind Menschen, die selbstbestimmt ihren Beruf gewählt haben, wie andere dieses auch tun. Wir nennen uns Sexworker, Sexarbeiter_innen oder Sexdienstleister_innen, und diese Dienstleistung bieten wir professionell an.“ Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V..
Der Film wurde völlig unabhängig und frei finanziert und produziert. Dabei beschritten die Teammitglieder des Films Neuland. Nicht nur, dass der Film z.T. über Crowdfunding realisiert wurde – das ist inzwischen ein Trend. Als Gegenleistungen für finanzielle Unterstützung boten die Teammitglieder selbst auch sexuelle Dienstleistungen an. Dabei ging es nicht nur darum, Geld für den Film zu beschaffen. Durch die Angebote erfolgte auch ein formal-künstlerischer Zugriff, um der Erfahrungswelt Sexarbeit näher zu kommen.
Sexarbeiterin
mit Lena Morgenroth
Sobo Swobodnik: Buch, Kamera, Regie
Autor und Regisseur, lebt in Berlin.
Mittwoch, 2. März 2016 um 20.00 Uhr
Kino-Tour mit Lena Morgenroth, Sobo Swobodnik in Zusammenarbeit mit bufaS -Bündnis der Fachberatungsstellen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter e.V. sowie BesD – Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V. mit anschließender Podiumsdiskussion.
Eintrittskarten an der Abendkasse
Aula der HAW
Berliner Tor 21, 20099 Hamburg