Nachklapp Internationales Sommerfestival Kampnagel – MY Room 2 Dream

Nachklapp Internationales Sommerfestival mit Akua Naru in K6
Internationales Sommerfestival. Foto by Mark Max Henckel. All rights reserved

Hamburg hat eine ganze Reihe wundervoller Festivals übers Jahr. Zu den Highlights im Jahr gehört dabei eindeutig das Internationale Sommerfestival. Tanz, Theater, Kunst, Performance, Musik, Theorie. Meine Momente in diesem Jahr zeige ich in diesem Nachklapp Internationales Sommerfestival Kampnagel 2025.

Ich habe Bilder geschossen, Videos gemacht, Konzerte genossen, Performances besucht, gegessen und getanzt im Sommergarten auf Kampnagel, bin tollen Menschen begegnet und war nachgerade begeistert vom Internationalen Sommerfestival. Ich freue mich auf das nächste Jahr und nehme mir fest vor, diesmal nichts mehr zu verpassen, den normalerweise kann man nicht alles sehen. Sollte es aber.

1 Room 2 Dream: Der Avant-Garten – das Festivalzentrum der Sommerfestivals

Ich nenne ihn Sommergarten. Er ist wunderschön. Vielfältig, bunt, belebt, spannend, entspannend, künstlerich, natürlich – Der Avant-Garten im hinteren Teil des Kampnagel-Geländes.

Hamburgs Perle der Kunstfreizeitparks. Geöffnet an allen Festivaltagen ab eine Stunde vor Beginn der ersten Vorstellung. Eintritt frei! Der Avant-Garten ist das große Zentrum des Festival-Geländes auf Kampnagel und sowohl Hamburgs schönster Sommer-Spot mit großer Außengastronomie des Peacetanbul-Restaurants als auch Erlebnispark mit Kunst, Konzerten und Installationen – kostenlos und geöffnet abends an allen Festivaltagen! Gestaltet wird der Avant-Garten diesmal von 4E – einem Team aus Architekt*innen der HafenCity Universität Hamburg.
(Zitat von der Kampnagel-Website)

In – der auf – der Waldbühne im Avant-Garten gibt es kostenlose Konzerte und Lesungen. Ja, auch Hamburg hat eine Waldbühne und schließt damit international an die Hauptstadt auf 😉

Toll fand ich das Projekt “Schatz Gmbh – für die, die mehr als nur Bilder sehen”. Eine Partnervermittlung der anderen Art. Kostete 1 Euro und wenn man einen schrägen Fragebogen ausgefüllt hatte, würde man am Ende eine SMS mit einem Vermittlungsvorschlag erhalten. Man konnte auch für 20 Euro buchen und hätte mehrere Vorschläge erhalten, aber irgendwie traute ich der Sache nicht. Tja, ich hatte für einen Euro mitgemacht, aber bis heute leider keinen Vorschlag erhalten. Kunst ist eben kein Kindergeburtstag.

Ich liebe diesen Garten, diesen Avant-Garten. Spielt das Wetter mit ist er tatsächlich ein ROOM 3 DREAM, vor allem wenn die Nacht eingebrochen ist und der Nebel mit der Kopfhörerparty steigt. Das essen ist lecker, das Programm, sowie die Gäste bunt. Einer DER Orte, an denen man sich im SOMMER IN HAMBURG gern versammelt und einen entspannten Abend miteinander verbringt. Wir brauchen eigentlich mehr dieser Ort, regelmäßig und warm. Aber immerhin haben wir dieses Internationale Sommerfestival mit diesem einmaligen Sommergarten. Hier ein paar Eindrücke:

Akua Naru / Tyshawn Sorey / Anta Helena Recke / Ensemble Resonanz: longing to tell – a blues opera in K6

Was für ein grandioses Konzert in K6. Akua Naru mit ihrer Band, drei SängerInnen und dem Hamburger Ensemble Resonanz performten ihre “Blues Opera” LONGING TO TELL, nach einem Buch, der anwesenden Autorin und Aktivistin Tricia Rose. “Eine Konzertinszenierung auf der großen Bühne über Schwarze weibliche Intimität — sowohl für Hip-Hop- als auch Jazz- und Klassikfans.”

Das war ein echtes Highlight bei diesjährigen internationalen Sommerfestival auf Kampnagel. Einmal mehr eine wundervolle Bereicherung Hamburgs und seiner Gästinnen. Aber nicht nur das Konzert, das sich immer weiter steigerte – eine Art Gesangstheater mit Monique B. Thomas, Raymond Thompson, Journi Sings – war grandios. Auch die hernach vom künstlerischen Leiter des Internationalen Sommerfestivals András Siebold mit der Sängerin, Tricia Rose, Anta Helena Recke und einer weiteren feministischen Gästin geführten Publikumgesprächs (siehe Bild unten) war toll, spannend, bereichernd, ergreifens.

Oona Doherty: Ein ganztägiger Performance-Parcours in allen sechs Häusern der Kunstmeile Hamburg

Ein Sonntag mitten im Internationalen Sommerfestival. Kostenlos und in allen Häusern der sog. Hamburger Kunstmeile: Bucerius Kunst Forum, Hamburger Kunsthalle, Kunsthaus Hamburg, Museum für Kunst & Gewerbe, Kunstverein in Hamburg, Deichtorhallen.

Was für eine grandiose Idee: Einen “Performance-Parcour” kostenlos für alle in der Hamburger Museumsmeile anzubieten. Um 11.00 Uhr ging die Sache im Bucerius Kunst Forum und Ende, wie unten zu sehen, im Kunstverein am Klosterwall zwischen Deichtorhallen und Hauptbahnhof.

Ab diesem Tag, den 17. August 2025 konnte ich erst ab 17.00 Uhr dem “Performance-Parcour” folgen. Leider kam ich zu spät ins vollgestopfte MK&G und wurde nicht mehr eingelassen. Dafür konnte ich dann aber in den Deichtorhallen die gigantomanische WUNDERBILD von Katharina Grosse in Ruhe inspizieren. Das war krass. Sehr beeindruckend, einfach toll. Und dann die Performance dazu. das Duett in dieser grandiosen Umgebung.

Abschlussperformance im Kunstverein

Der Höhepunkt war die Performance NAVY BLUE im Kunstverein, immer noch gratis für alle. Ich hätte mehr Menschen erwartet, aber so hatte man genug Platz und Möglichkeiten, die brillante Tanzperformance der 9-köpfigen Truppe aus dem originalen Cast der Sommerfestivaleröffnung 2022 intensiv zu verfolgen. Hier traf ich auch den wundervollen künstlerischen Leiter des Internationalen Sommerfestivals András Siebold und gratulierte ihm zu diesem Sommerfestival und vor allem zu dem gelungenen Interview mit der Truppe um Akua Naru in K6 (siehe oben).

Einer solchen Tanzperformance beizuwohnen, ist etwas ganz Besonderes. Ich hatte noch einen Trupp aus der MEET5-Verabredungsapp dabei, die alle dabei und ebenfalls begeistert waren. Denn so etwas sieht man nicht oft – vor allem gratis nicht. Eine solche Inszenierung bringt einen raus aus einen gewohnten Denkmustern, aus seinem Alltag, aus seinen Verkrampfungen, Verzerrungen, Kämpfen, Zwisten und Verknotungen – raus aus seiner Box. Und füllt sie mit ganz anderen Ideen, Bewegungen, Mustern, Rythmen und Impulsen. Ich kann so etwas nur empfehlen. Und für diese Perle wundervoller Kunst, waren das dann doch zu wenig Zuschauer …

Zitat von der Kampnagel-Website: NAVY BLUE ist sowohl eine persönliche Reflexion über den Tanz als auch über die Zustände unserer Zeit und eine Suche nach kollektiver Heilung. Zu Sergei Rachmaninows Klavierkonzert No. 2, das er schrieb, nachdem er eine schwere Depression und künstlerische Schaffenskrise überwunden hatte, schafft Oona Doherty eine fast spirituelle Dimension, in der die emotionale Kraft der Musik auf den Tanz der Gruppe und deren Fragilität trifft. Durchzogen mit einem existenziellen Grauen tönt zu ihrem Versuch der Freiheit der galaktisch-dunkle Sound des britischen Musikers und DJs Jamie xx mit einem Text von Oona Doherty.

Der Schluss der Inszenierung war für mich besonders berührend. Ein Mann mit nacktem Oberkörper tanz wild, zuckend und wirr auf einer leeren Fläche. Er dreht völlig frei, würden wir sagen, flippt aus, kriegt sich nicht mehr ein, ist aufgeregt, aufgeputscht, desorientiert, sich selbst überlassen, dereguliert, am Durchdrehen. Dann kommt die Gruppe, berürht ihn, beruhigt ihn und nimmt ihn sanft in seine Mitte – er ist beruhigt, nicht, mehr allein, die Gemeinschaft, die sorgenden Menschen, sein Stamm reguliert ihn, weil er Teil des Ganzen, der Gruppe ist und eben nicht isoliert und damit dereguliert.

Das ist Heilung, das ist die Heilung in dieser Inszenierung. Und das ist, wie ich meine, genau das, was uns allen fehlt. Uns und allen einsamen, kranken, isolierten, belasteten, gestressten, entfremdeten Menschen, aber auch jenen, die zu viel arbeiten, zu viel Ehrgeiz zeigen, um das Goldene Kalb tanzen. Ich versteige mich sogar dazu zu behaupten, unsere gesamten Gesellschaften kranken genau daran: dass wir uns gegenseitig nicht mehr berühren, wärmen, unterstützen, halten. Aber es haben noch nicht alle verlernt. Und wer, wenn nicht die KünstlerInnen, können uns immer wieder daran … erinnern!

KONZEPT & CHOREOGRAFIE Oona Doherty 
MUSIK Jamie xx, Sergei Rachmaninoff.
TANZ Mohamed Makhlouf, Tomer Pistiner, Andréa Moufounda, Hilde Ingeborg Sandvold, Magdalena Öttl, Joseph Simon, Ryan O’Neill, John Scott, Sam Finnegan, N.N.

NONAME hat mich dramatisch enttäuscht mit schlechtestem Sound in der ELBPHILHARMONIE

Um es vorweg zu sagen: ich bin mittlerweile zu der Überzeugung gekommen, dass der Große Saal der Elbphilharmonie für elektrische Bands, für elektronische Musik, für Pop-, Rock- oder Jazz-Bands insbesondere, nicht geeignet ist. Ich habe schon einige Konzert elektrisch verstärkter Bands in diesem wundervollen Saal erlebt. Klezmer, Jazz, Pop, beispielsweise beim Elbjazz. Nie war der Sound besonders, nie richtig gut. In den oberen Rängen ist er meist einigermaßen erträglich, aber es gibt Bereiche im Saal, da ist der Sound nicht zu ertragen. So war es in der 3. Reihe beim NONAME-Konzert am 17. August 2025 im Rahmen des Internationalen Sommerfestivals. Der große Saal wurde, so weit mir bekannt, nicht für diese Musik gebaut. Ich werde ganz sicher, solche Konzerte dort nicht mehr besuchen. Nur noch Klassik, Akustik, nicht verstärkte Musik.

Waren die Tonleute der Band überfordert

Es ist für Tontechniker, die den Saal nicht kennen, eine ungeheure Herausforderung, elektrisch verstärkte Musik in der Elbphilharmonie zu mixen. Die Bands bringen das eigene Team mit und die unterschätzen die Sache vermutlich und/oder haben zu wenig Zeit, den Sound einzustellen. Als ich den Saal erließ, diskutierte ich noch mit dem Einlassteam der Elbphilharmonie (Eventteam) die Sache, die auch zu diesem Schluss kamen. Insgesamt sehr schade, denn die tolle Musik von NONAME kam hier Null zur Geltung. Trotzdem haben die Leute in den Rängen getanzt. Wie gesagt: ich besuche nur noch Klassik-Konzerte in der Elphi!

Mehr unter www.kampnagel.de/internationales-sommerfestival

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