Ikea den Punks in Altona
Die Entscheidung darüber, ob die Bezirks-Politiker den Stadtentwicklungs-Nobelpreis für die Ansiedlung des schwedischen Möbelriesen Ikea in der beschaulichen und traditionsreichen Altonaer Alstadt bekommen, sollte man denen überlassen, die das Bild vieler Einkaufsstraßen in Altona von jeher prägen: den Punks.
Außer ihren verletzten Seelen, den zerstörerischen Trotz, ihre zottigen Hunde, den Suff und die Bettelei besitzen sie nichts. Da sind sie auf warme Mahlzeiten angewiesen. Und die gibt es bei Ikea für einen Euro satt!
Es ist ja bekannt, dass man bei Ikea für einen glatten Euro einen saftigen Hotdog erhält, den man auch selbst belegen darf. Zusätzlich gibt es ein Kaltgetränk, dass man so lange nachfüllen kann, bis es einem zu den Ohren wieder rausläuft. Ein Paradies für die Punks von den Straßen Altonas. Auch das Stehspeisen-Ensemble, in dem man seine Hotdogs bei Ikea verdrückt, das sich neben Unmengen von Röstzwiebeln und ganz viel Remoulade in einer Ecke hinter den Kassen aufbaut, wäre ein Glücksfall für die eher anspruchslosen Freigeister.
Die leben ja bekanntlich vom Hartz-IV der SPD – und da kann man keine großen Sprünge von machen. Vor allem dann nicht, wenn einem die frustrierte Tante vom Amt eine Sanktion nach der anderen reinhängt, weil man den beschissenen 1-Euro-Job nicht angetreten ist. Zwangsarbeit nennen das nicht nur Punks und zur Zwangsarbeit geht man nun mal nicht hin. Zum Krieg geht man ja auch nicht hin. Sollen sie doch selber hingehen, die verschissenen Spießer. Die trifft man dann eh alle bei Ikea. Also was solls. Kann man auch gleich den ganzen Tag bei Ikea abhängen. Zur Not versteckt man sich nachts in der Matratzen-Abteilung und den verlausten Köter lässt man im Kinderpardies weiterpennen. Das merkt keiner.
Am Ausgang gibt es sogar etwas zu lesen. Die Hinz&Kunzt-Verkäufer, die sich sicher schon um manch lukrativen Standplatz bei Ikea in Altona und in der nun endlich aufstrebenden Großen Bergstraße streiten, lassen einen sicher mal ins Heft luschern.
Gut, andere 1-Euro-Jobber, die ihre Seelen allzu schnell und billig an dubiose Sicherheitsfirmen verschachtert haben, könnten einem im Auftrag des Bezirksamtsleiters und seiner werten Gemahlin noch gefährlich werden. Aber dann gibts eben öfter mal aufs Maul. Als Punk weiß man das zu schätzen. Schließlich hat man ja kein Fernsehen.
Und wenn sie einen hier verscheuchen, taucht man halt dort wieder auf. So ein Ikea-Klotz ist groß genug und die dann überbordende Einkaufmeile der Großen Bergstraße bietet Taschendieben und Bettelpunks genügend Platz um konkurrenzfähig zu bleiben in der alten Heimat Altona-Altstadt. Jeden seinen Teil vom Kuchen. Und am Ende des Tages wartet ein wunderbares, billiges Essen, mit dem man so herrlich rumschmieren kann. Und wenn ein angeschickerter Kollege mal guten Umsatz gemacht hat und einen ausgibt, kann man ihn zur Feier des Tages mit Hotdogs bewerfen und die Getränkemaschinen so richtig schon absprudeln lassen.
Also, Ikea-Gegner, haltet nur still. Alles wird gut. Ikea wird ein ganz neuer Treffpunkt für die Hamburger Punks.
Gut zu erreichen, groß, trocken und lecker.
Ikea den Punks!
Fotos: D. Sharon (Girl main picture)