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Rocker – Der Film aus 1972 von Klaus Lemke

2 Kommentare

Am letzten Freitag der Hamburger Filmnächte 2006 am Millerntor gab es noch einmal ROCKER zu sehen. Ein Autorenfilm von Klaus Lemke aus dem Jahre 1972, besetzt mit schlechten Laiendarstellern, echten Rockern und schmierigen Zuhältern. Die Handlung ist krud und belustigt uns heutige Zuschauer. Dieser Streifen ist deshalb Kult. Insbesondere in Hamburg, wo dieser Fernsehfilm spielt. Das Schöne daran sind die Originale, wie sie damals aussahen, auch die Straßen, die Autos, der Hamburger Kiez, die alte Straßenbahn, die Sprache – und die Musik. Einfach herrlich und super-interessant!

Die Handlung geht ungefähr so: Rocker Gerd wird aus dem Knast entlassen und von seiner wilden Horde auf alten Öfen biertrinkend und haschrauchend abgeholt. Gerd braucht einen Job, geht aber allen auf die Nerven. Gerd möchte seine kulleräugige Freundin zurück, die jetzt bei Hertie Polyesterklamotten verkauft. Er zehrt sie aus dem Kaufkaus und will sie mit Gewalt.

Rocker 1972Deren neuer Liebhaber ist ein attraktiver, großkotziger Kleinkrimineller, der seinem 14jährigen Bruder Mark 410 Mark klaut. Vorher hatte Modschiedler in einer Tiefgarage ziemlich frech einen Mercedes Cabriolet aufgeknackt und wollte das Auto einem Zuhälter verkaufen. Diese sind aber nicht blöd, diese Jungs, sondern böse, und schmeißen ihn während einer Probefahrt am Hafen einfach aus der Karre.

Also wird die Kohle des kleinen Bruders durchgebracht. Modschiedler verführt ihn zum Saufen, rauchen tut der 14jährige, der so werden will, wie sein großer Bruder, aber schon. Sie fahren U-Bahn. In dieser 70-er-Jahre-U-Bahn quatscht Modschiedler ein Mädel an, das in einem Heft liest: „Hast du schon mal gebumst?“. Später poppen sie auf der Toilette einer Kneipe, bevor sie in die Schule muss.

Die total betrunkenen Geschwister torkeln nachts übern Kiez und entdecken den Mercedes. Sie setzten sich rein und schlafen ein. Dann kommen die Luden und zehren sie aus dem Auto. Modschiedler wird mit einem Totschläger von einem Totschläger auf offener Straße totgeschlagen.

Der kleine Bruder flippt aus. Seine Schwester will ihn nach Cuxhaven schicken, gibt ihm 20 Mark mit und setzt ihn in die Straßenbahn. Er aber ist immer noch besoffen und pennt ein. Endstation Fuhlbüttel, neben dem Flughafen. Dort trifft er auf Gerd, der mit zwei Rocker-Kollegen den Tag versäuft. Gerd mag den kleinen, der noch nichts gegessen hat. Sie dealen aus, dass Mark das Taxi zu Gerd zahlt, dafür dann Frühstück bei ihm bekommt.

Dumm gelaufen. In Gerds Haus ist gerade Razzia. Die Bullen schleppen widerständische Hippies aus dem Gebäude. Abgehauen von Hause, heißt es. Unglücklicherweise sitzen in Gerds Bude drei Typen aus Afrika und wollen Stoff abholen. Der Dealer wollte gerade das Zeugs aus dem Garten hinterm Haus ausbuddeln, als die Bullen kamen. Jetzt sitzen sie fest und warten.

Gerd nutzt die Gunst der Stunde und dreht den Afrikanern den Klamottenkoffer von Mark an und kassiert dafür die Drogenkohle von 4000 Ditschern. Er kauft sich einen neuen Ofen und will Mark nach Cuxhaven fahren. Unterwegs in einer Raststätte mimt Gerd den Helden und macht die Leute an. Ein LKW-Fahrer macht gute Mine zum Bösen Spiel und überfährt hinterher Gerds neues Motorrad.

Mit Gerd als Anhalter ist auch nicht gut Kirschen essen. Er zwingt den Fahrer, die zwei zurück nach Hamburg zu fahren. Sie landen auf dem Kiez. Vor dem Puff. Mark erkennt eine Nutte wieder, die beim Totschlagen seines Bruders mit dabei war. Kurzerhand wird beschlossen, dass Mark die Luden im „Schnack“ aufhalten soll, während Gerd seine Gang holt. Dann brausen die Rocker mit den heißen Öfen an und es entbrennt eine wüste Schlägerei mit den Zuhältern. Tja, Mark zerdeppert die Frontscheibe des Mercedes und geht. Der Film ist aus.

Der Film ist voller Gewalt, doch deren Darstellung damals ist einfach nur absurd bis lustig. Seinerzeit war der Film durch seine Gewaltszenen und dem wilden Rockerleben im Kleinkriminellen-Milleu sehr umstritten. Aber, wie gesagt, allein die Ausstattung und die Athmosphäre des Films lohnen sehr. Ich habe ihn genossen und mich wirklich amüsiert. Auch die Musik des Films ist groß. Was waren das noch für Zeiten! Richtig gute Musik wurde da – noch per Hand – gemacht. Hat mich sehr gefreut wiederzuhören: Led Zepplins „Rock´n Roll“ mit dem weltberühmten Schlagzeugintro. Diesen Film muss man gesehen haben.

Als Gimmick gab es das Domfeuerwerk im Hintergrund. Der Film wurde deshalb unterbrochen. Es wurde AC/DC aufgelegt, High Voltage und meine neuen alten Lieblingssongs: Gone Shootin´und Gimme A Bullet! Eine herrliche Reise in die Vergangenheit war das.

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2 Kommentare

  • 16. Mai 2019 zu 10:22
    Herbert Diedrich

    Ich habe den Film nach über 40 Jahren heute wieder im Fernsehen anschauen können. Gerade die Musik ließ viele Erinnerungen wach werden. Was mich aber am meisten interessiert ist, was aus den Schauspielen geworden ist. Leben Sie noch? Wie alt sind sie usw. Habe nirgends was finden können. Weiß hier jemand mehr?

    Antwort
    • 16. Mai 2019 zu 13:16

      Hallo Herbert. Sehr gut und schwierige Frage. Fürchte, die ist nicht so leicht zu beantworten. Man müsste den Regisseur direkt fragen, denke ich.

      Antwort

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