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Protestaktion gegen Schließung der Hamburger Elternschulen

7 Kommentare

Spontane Protestaktion vor der Finanzbehörde am Hamburger Gänsemarkt gegen die harten Sparmaßnahmen der Schließung der Hamburger Elternschulen. Hundert Eltern mit kleinen Kindern versammelten sich zu einem gehörigen Protest und lautstarkem Happening vor der Hamburger Finanzbehörde – und dem Rechnungshof. Bezirksamtsleiter Markus Schreiber stellte sich den empörten Eltern und versucht zu beschwichtigen. Hier sein Interview mit dem NDR.

Hamburger Elternschulen müssen bleiben
Hamburger Elternschulen müssen bleiben

Plötzlich am Nachmittag eine Nachricht alarmierende Nachricht. Eine Rundemail aus der Facebook-Gruppe Gegen die geplante Erhöhung der Kita-Gebühren: Heute 15:30 Protestaktion vor der Finanzbehörde! Hamburger Elternschulen auf der Streichliste des Hamburger Senats.

Meine Freundin besucht mit unserer Tochter hin und wieder die Elternschule in Altona oder hat dies getan und ist angetan von dem Angebot und den Kontakten, die sich hier ergeben. Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass die Hamburger Elternschulen nicht nur außerordentlich wichtige und absolut sinnvolle Einrichtungen sind und ihre Schließung ein Offenbarungseid der Politik wäre.

Hamburg muss sparen, das ist uns allen klar. Jeder schreit auf, wenn er verzichten und Einsparungen hinnehmen muss. Aber hier? Bei dern Hamburger Elternschulen? Es wäre ein Skandal sondergleichen. Also rauf auf den Roller und ab auf den Hamburger Gänsemarkt – Flagge zeigen, Solidarität und berichten über diesen spontanen Protest gegen eine absurde Sparmaßnahme.

Worum es geht, erläutert in einem Interview zu den Sparplänen bei den Hamburger Elternschulen die Leiterin der Elternschule Bergedorf-West
[audio:http://sommer-in-hamburg.de/wp-content/uploads/2010/09/Elternschule-Cafe-Bergedorf-West.mp3]

Bezirksamtsleiter Markus Schreiber stellt sich dem Protest gegen Schliessung der Elternschulen
War auch in Kind in der Elternschule: Bezirksamtsleiter Mitte Markus Schreiber (SPD) stellt sich den Eltern und dem NDR

Es war sehr (positiv) überraschend, dass sich plötzlich der Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte Markus Schreiber unter die Protestler mischte und dem anwesenden Hamburg Journal vom NDR ein Interview gab. Ich hielt gleich mein Aufzeichnungsgerät dazwischen. Erhellend. Doch nun war unklar, wer den Sparvorschlag zur Auflösung der Hamburger Elternschulen gemacht hat. Natürlich sind die Behörden und auch die Bezirke aufgefordert, Sparpläne vorzulegen bzw. aufzulisten, wo sie sparen könnten. Waren es also die Bezirksamtsleiter, die die Elternschulen schließen wollten oder die Finanzbehörde, die seit dem beinahe Verkauf des Hamburger Gängeviertels einen miserablen Ruf bei Hamburgs Bürgern genießt.

Statement des Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte Markus Schreiber zur Schließung der Elternschulen:
[audio:http://sommer-in-hamburg.de/wp-content/uploads/2010/09/Bezirksamtleiter-Mitte-Markus-Schreiber.mp3]

Was machen Elternschulen überhaupt? Elternschulen gibt es in Hamburg in allen Bezirken. Sind sind ein Angebote für Eltern. Ihr Aufgaben und Angebote beziehen sich auf Geburtsvorbereitung, Babytreffen, Eltern-Kind-Gruppen, Informationen, Beratung und Veranstaltungen zum Thema Elternschaft, Kinder und Familie.

Oder in offizieller Lesart:
Der Austausch über Fragen der Kindererziehung steht im Mittelpunkt der Elternschularbeit. Bereits 1961 wurde die erste Elternschule (ES) in Hamburg eröffnet. In den Einrichtungen treffen sich (allein-) erziehende Eltern, tauschen ihre Erfahrungen aus und helfen sich gegenseitig bei der Überwindung von Schwierigkeiten. Selbstverständlich gibt es hier auch die Möglichkeit einer fachlichen Beratung. Neben diesen zwanglosen Zusammenkünften bieten die Elternschulen ein umfangreiches Kursprogramm für Mütter, Väter, Elternpaare oder ganze Familien (Eltern-Kind-Gruppen) an. Für die Teilnahme an den Kursen wird eine geringe Gebühr erhoben.
Quelle: hamburg.de

Elternschulen in Hamburg
Elternschulen in Hamburg – Und was können unsere Kinder dafür (für den Sparzwang!)

Immer wieder ist zu vernehmen, dass diese Elternschulen vornehmlich für „sozial schwache“ Familien eingerichtet sein. Oder dass sie intergrativ wirken auf Familien mit Migrationshintergrund. Mir aber ist das zu kurz gefasst. „Bildung beginnt bei 0“, stand auf einem Plakat heute und das ist der Schlüssel. Wenn man von Bildung redet und Intergration – und wir gerade den Fall Sarrazin (!) vor Augen haben – kann man nicht hingehen und eine solche Einrichtung in Hamburg streichen. Sie ist für alle Eltern und alle Familien eine wichtige Sache, ein Anlauf- und Treffpunkt über Standes- und Schichten- und Einkommengrenzen hinaus.

Ein Abschaffung der Elternschulen würde finanziell und gesellschaftlich überhaupt keinen Sinn machen. Im Gegenteil. Das was man mit der Auflösung der Elternschulen zerstört und erzeigt, wird in Zukunft an andere Stelle neue Kosten erzeugen und deshalb ist dies eine klassische Milchmädchen rechnen. Durch die Schließung der Elternschulen in Hamburg würde man die soziale Spaltung weiter vorantreiben und der Entsolidarisierung Vorschub leisten. Wir haben nur eine Chance, wenn wir früh anfangen, Familien zu stützen und zu schützen und so Kinder zu fördern und zu würdigen. Oder will man das etwa nicht?

Musik, 2-3-4. „Alle Leut“ singen ihren Elternschulen-Protest auf dem Gänsemarkt!

[audio:http://sommer-in-hamburg.de/wp-content/2010/09/Alle-Leut-Elternschulen-Protest-Gaensemarkt.mp3]

Bildergalerie der Spontanen Protestaktion auf dem Hamburger Gänsemarkt:

Zur Info siehe auch: Eltern laufen Sturm gegen Schließung der Elternschulen

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7 Kommentare

  • 7. September 2010 zu 21:25
    Claudia Wackendorff

    Super! So schnell ein Bericht über die Protestaktion! Danke an alle, die hingegangen sind! Hat jemand die „Protestler“ gezählt?

    Ich habe heute mit „unserer“ Leitung der Elternschule gesprochen. Sie würde „Unterstützungsadressen“ ganz toll finden! Also, haut in die Tasten, egal ob Sportverein, Elternrat, Rebus-Mitarbeiter: Sagt warum die Elternschulen bleiben müssen, was sie für euren Stadtteil tun und schickt es an eure Elternschule und euren Bezirksamtsleiter!

    Wir Eltern müssen den tollen Elternschulen den Rücken stärken und dabei unüberhörbar sein! Hamburg braucht die Elternschulen!

    Antwort
  • 8. September 2010 zu 00:05
    bird

    Herr Schreiber bringt es auf den Punkt:
    Einsparung bei den Elternschulen bringen minimale Einsparungen bei maximalem Schaden!

    Andersherum gesagt:
    Die Elternschulen leisten mit geringsten finanziellen Mitteln bisher eine tolle Arbeit, die anders nur mit viel mehr Budget erreichbar wäre. Wer hier noch sparen will , dem ist nicht mehr zu helfen.

    Antwort
  • 8. September 2010 zu 14:22
    anke

    Ich stimme bird zu.
    Von mir aus kann es auch teurer sein, denn manche denken ja, das was „billig“ ist, ist auch nichts wert. Zum K*****.
    Das ist so ein toller Treffpunkt für Eltern und Kinder!

    Antwort
  • 8. September 2010 zu 21:38
    bird

    Nun kann man ja sagen (wie es Herr Ahlhaus und Herr Frigge tun): Egal wo man sparen will überall findet sich ein Grüppchen oder ein Lobby, die dagegen anstinkt und in der Sparmaßnahme den Untergang des Abendlandes sieht.

    Im Prinzip haben sie damit recht – aber eben nur im Prinzip. Man muß schon genau hinsehen.

    HH ist eine Stadt mit einer breiten „sozialen Spreizung“, hoher Segregation, offensichtlichen Problemen im Bildungsbereich (irgendwo 20 bis 30% Risikoschüler ohne Abschluß und oder Rudimentärkenntnissen in Rechnen, Schreiben, Lesen und vielfach mit geringer Sozialkompetenz. Das alles vor dem Hintergrund eines hohen Migrantenanteiles in diesen Risikogruppen und einer (in Deutschland) ungünstigen demografischen Entwicklung.

    In den ganzen Gemenge steckt also eine zentrale Zukunftsaufgabe der Politik, deren Lösung von großem Interesse für alle Bürger ist.

    Vor diesem Hintergrund wirken viele der (Spar)maßnahmen doch eindeutig kontraproduktiv und vor allem wie konzeptionsloses Stückwerk.

    – geplante Einsparung der Elternschulen
    – geplante Einsparung Kinder Jugendhilfe (Häuser der
    Jugend)
    – Einsparung Elternberatung
    – Erhöhung der Kita Gebühren, der Hort Gebühren und der Anteile für Essengeld
    – Hort Reform (zwar eine Ausweitung der Horte) allerdings in völlig anderen Strukturen und bei Kostenneutralität- also Einsparung bei Personal. Wobei die Kosten für die Hortreform nach den neuesten Angaben der Senates (Hortbetreuung auch in Klasse 5 und 6 der weiterführenden Schulen) die Kosten über Investitionen in Beton und Personal weiter als bisher geplant Erhöhen).

    Das Gutscheinsystem für den Kita Bereich in Summe grenzt tendenziell Kinder von (warum ach immer) nicht arbeitenden Eltern aus.

    All diese Sparmaßnahmen sehe ich als eindeutige Sparmaßnahmen im Bildungsbereich (und nur den Sozialbereich tangierend).

    Angesichts der ja nun allgemein akzeptierten Erkenntnis, daß SINNVOLLE Investitionen in Bildung (die meist nicht so viel mit Struktur und Beton zu tun haben) der zentrale Lösungsansatz zur Minimierung der langfristigen Probleme und Kosten in den Sozialsystemen ist und sich auch auf die Migrationsproblematik positiv auswirken dürfte ist doch ganz klar, daß die derzeitige (wie auch die vorherigen) Landesregierungen hier ohne jedes klare Konzept agieren. Im Bund ist e aber auch nicht besser.

    Einsparungen und Umverteilungen aus den Etat „Soziales“ (z.B. sinnvoll einkommensgestaffeltes Kindergeld etc.) zugunsten des Bereiches Bildung dürfen kein Tabu sein. Allerdings nur dann, wenn ein schlüssiges Konzept vorliegt.

    Antwort
  • 13. September 2010 zu 12:33
    Christiane Dornecker

    es gibt bereits Unterschriftenlisten gegen die Schließung der Elternschulen, leider kann man sie im Internet nicht finden. Ich würde gerne aktiv werden und in der Nachbarschaft Unterschriften sammeln. Vielleicht kann mir jemand einen Link mailen? Ich bin bei Facebook “ gegen die geplante Erhöhung der Kita-Gebühren “ registriert. Vielleicht hat jemand einen Link, den er dort einstellen kann.
    Meine Tochter und mein Enkelkind nutzen die Elternschule Eidelstedt und deshalb weiß ich, dass es eine Sünde wäre, dieses Angebot zu streichen. Hier treffen sich Eltern aller sozialen Schichten, dies hat mehr integratives Potential als die Sonntagsreden unserer Parlamentarier.
    lg
    Christiane Dornecker

    Antwort
    • 13. September 2010 zu 12:52

      Vielleicht kannst du deinen Aufruf bei Facebook noch einmal einstellen!?

      Antwort

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