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So war die Hamburger Nacht der Wohnungsnot vor dem Michel

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Wir befinden uns in der Woche massiver Proteste in Hamburg nicht nur gegen die Politik in Berlin, sondern vor allem gegen die skandalösen Sparbeschlüsse des schwarz-grünen Senats unter Hamburgs neuem Bürgermeisters Christoph Ahlhaus. In den Arsch gekniffen – um es auf Deutsch zu sagen – sind natürlich am Ende immer die, die gar nichts haben. Gerade sie brauchen unsere Solidarität in diesen Zeiten am Dringendsten. Die Hamburger Nacht der Wohnungsnot erinnerte eindringlich daran.

Diese Hamburger Nacht der Wohnungsnot fand am vergangen Donnerstag, den 23. September 2010, im Rahmen des Aktionstages gegen Armut und Wohnungsnot vor dem Hamburger Michel, der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis, statt. Der Erzengel Michael schützt nicht nur gegen die Macht des Teufels, er ist auch gleichzeitig der Schutzpatron Deutschlands.

Da aber gerade so viel von Sozialstaat und Kürzungen der Kultur in Hamburg die Rede ist, sollte man meinen, seien die Menschen sensibilisiert für das Thema. Aber bei dieser Nacht der Wohnungsnot hat man keinen Künstler, keine Museumsangestellten und keine Politiker aus der Bürgerschaft gesehen. Oder habt ihr welche gesehen? Gegenüber Obdachlose und den wirklich „armen“ Menschen scheint es an Solidarität zu mangeln. Aber nicht bei allen. So hielt der bekannte Schauspieler Rolf Becker an diesem Abend folgende Rede:


Der Schauspieler Rolf Becker spricht in der Nacht der Wohnungsnot auf dem Platz vor dem Hamburger Michel

Der gestandene Schauspieler Rolf Becker (75) wirkte aufgeregt, weil er so tatterte. Sein Pullover bekleckst und hinter dem Bühnenwagen rauchend, fiel er im Dunkel untern den Habenichtsen nicht weiter auf. Doch seine Stimme fest und deutlich und seine strahlenden, blauen Augen funkelnd vor Leidenschaft.

Es sagt ein paar wichtige Dinge und nennt ungeheure Zahlen. Becker erwähnt zurecht das Hafenkrankenhaus und mitten in St. Pauli und seine skandalöse, umstrittene und umkämpfte Schließung im Jahre 1997. Es kommt uns alles so bekannt vor. Und es wird einem schlecht. Rolf Becker erwähnte mit viel Respekt und Bewunderung den Paulianer und Aktivisten Holger Hanisch und das CAFÉE mit Herz auf dem Gelände des ehemaligen Hafenkrankenhauses, tägliche Anlaufstelle und „sozialer Hafen“ für arme, arbeits- und obdachlose Menschen aus Hamburg. Das ist dem Rolf Becker hoch anzurechnen, dass er sich auf diese Geschichte und die Einrichtungen bezieht.

Doch ich kann nicht allem zustimmen, was er erzählt, aber das muss ich ja nicht. Das Zeitalter der Ausbeutung, in dem wir angeblich leben, dauert tatsächlich schon mehrere 1000 Jahre. Berthold Brecht, den er dauernd zitiert, lebte in anderen Zeiten und es kann ja nicht angehen, dass Kirche und Kommunisten Mitgefühl mit und Solidarität für die Ärmsten der Armen allein für sich gepachtet haben! Aber weiter mit seiner Rede (2. Teil):


Hamburger Nacht der Wohnungsnot vor dem Michel mit Rolf Becker 2. Teil

Was Rolf Becker hier an Zahlen über die Anzahl der Sozialwohnungen in Hamburg berichtet ist bitter.

Es war ein guter Abend, wenn man das so sagen darf. Der Vollmond schien und es trafen sich einige hundert Menschen, Interessierte, Engagierte und Betroffene. Hilfsorganisationen war vor Ort und zeigten ihre Arbeit, etwas das Zahnmobil, den Mitternachtsbus oder die Suppernküche der Malteser. Ein Infozelt stand auf dem Platz mit den Feuertonnen und wer wollte, konnte hier eine Nacht lang draußen schlafen, bei einem Sleep Out. Sieh auch Sleep out am Michel – ohne Obdach für eine Nacht von Katrin Wienefeld.

Übrigens: Viele Einrichtungen der Obdachlosenhilfe, wie etwa das CAFÉE mit Herz, der Mitternachtsbus und das Zahnmobil u.v.a.m., werden oder wurden vom Hamburger Spendenparlament, für das ich im Öffentlchkeits Ausschuss aktiv sein darf, wirkungsvoll unterstützt. Deshalb jetzt Musik:


SPANDAU in Konzert bei der „Hamburger Nacht der Wohnungnsnot“ am 23.9.2010

Eine sinnvolle Aktion, ein tolles „Event“. Wir brauchen in unserer Stadt und überhaupt mehr Solidarität, mehr Engagement, mehr Mitmenschlichkeit, mehr Wärme, mehr Liebe und mehr Licht. Vielleicht auch mehr Geld. Denn der Rubel muss ja irgendwie rollen. Dabei dürfen wir aber niemals vergessen wer wir sind: Verletztliche Wesen, die auf Mitgefühl und eine feste Gemeinschaft, in der sie sich aufgehoben fühlen, angewiesen sind. Jeder Einzelne kann seinen Beitrag dazu leisten.

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