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Polanskis Venus im Pelz

Polanskis Venus im Pelz

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Roman Polanskis neuer Film Venus im Pelz ist ein zwei Personenstück. Für einen Kinofilm recht ungewöhnlich, eher was fürs Theater möchte man meinen. Und dann der Hauptdarsteller: Ist das nicht er selbst? Oscar®-Preisträger Roman Polanski? Der muss doch viel älter sein. Aber er sieht ihm sehr ähnlich und ich kenne ihn irgendwo her. Den französischen Schauspieler Mathieu Amalric kennen wir aus „Ein Quatum Trost“, er spielt in Venus im Pelz den Theaterregisseur Thomas. Sein Gegenüber ist sogar Polanskis Frau Emmanuelle Seigner als Vanda. Sie spielen in einem wunderbaren, sehenswerten Film.

Der Plot ist einfach erzählt. Die Vanda kommt durchnässt zu spät zu einem Casting. Thomas sucht für sein neues Stück, eine Adaption des Romans Venus im Pelz von Leopold von Sacher-Masoch, eine Hauptdarstellering. Das Theater ist leer, das Casting gelaufen, Thomas packt schon die Sachen und will nach Hause, als Vanda kommt und ihn sehr geschickt dazu bringt, ihr eine kleine Chance zu geben. Dabei stapelt sie ziemlich tief. Nach ein paar Minuten des Textes aus dem Stück, ist Thomas gefesselt von der Schauspielkunst … und der Erotik Vandas. Ab diesem Zeitpunkt lösen sich die quasi alle Grenzen langsam auf: Kino, Theater, Realität, Schauspiel, Vergangenheit, Gegenwart, die Figuren der beiden Schauspieler … Und genau das, zusammen mit der knisternden und unberechenbaren Erotik Emmanuelle Seigners macht die Spannung dieses Spiels aus. Wir sind gerne seine Zuschauer.

Das Thema ist scheinbar Sadomasochismus. Aber es geht auch um Beziehungen, Sex und Sexismus, Pornografie, Ehe, Klischees, Gier, Lust, Theater, Drama, Begehren, Macht und Ohnmacht, Inszenierung und Bedürfnis, Schwäche und Stärke, beherrschen und beherrscht werden, Geheimnisse und Offenbarungen, Zwispalt und Spiel, Flirt und Erregung, Nähe und Distanz, Abwehr und Verzauberung … kurzum, es geht um den ganz normalen Wahnsinn des menschlichen Paarungsverhaltens. Vor dem Hintergrund des offenbar sadomasochistischen Romains Venus im Pelz. Offenbar ist der Roman sehr erotisch, der Film jedenfalls arbeitet die Lust beider Protagonisten, beider Figuren und beider Schauspieler langsam, doch konsequent heraus. Immer wieder erstaunlich, wie geschickt hier Fiktion und Wirklichkeit sich vermischen, wie Spiel und Ernst eins werden, wie sich die Persönlichkeiten verlieren und … selbst beherrschen.

Er will sich ausliefern, will Sklave sein. Sie ist hin und hergerissen zwischen der Möglichkeit von Macht und dem Wunsch nach Liebe und Sex. Aber eigentlich scheint er hin und hergerissen von seinem Bedürfniss der Unterwürfigkeit und seiner Rolle als Regisseur. Das erzeugt eine sehr dynmamische Spannung, die sich in emotionelen Spiralen immer weiter einem Höhepunkt entgegenwächst. Manchmal unterbrochen durch … das Telefon. Kaum war eine Film-Klingelton nervtötender als in diesen Szenen. Thomas muss seine Frau verströsten, da er entgegen dem Plan einfach nicht aus dem Theater kommt. Kehr er zur Szene zurück, telefoniert Vanda. Offenbar mit ihrem Mann. Das macht sie aber so brillant, dass nicht nur Thomas das Gefühl haben muss, dass sie nur vortäuscht zu telefonieren. Wir Zuschauer glauben das nämlich auch. Subtiler kann man diese Dinge nicht spielen, dieses Zwischenreich „Könntesein“ und „Vielleichtauchnicht“. Fantastisch.

Ja, ich glaube, ein solches 2-Personen-Stück in dieser, nämlich in Polanskis Form, ist im Theater gar nicht möglich. Im Theater sind wir oft viel zu weit weg von den Gesichtern und den subtilen … körperlichen „Ausdrucksformen“ der Schauspieler. Die Filmkamera aber fängt ein, was sie einfangen soll, wenn die Schauspieler dazu in der Lage sind, das umzusetzen. Nun, ich will auch nicht zu viel verraten. Venus im Pelz ist unbedingt sehenswert und für Filmliebhaber ein Leckerbissen. Für Polanski-Fans, wie mich, ein Muss!

Venus im Pelz von Roman Polanski

Ab Spät-Herbst 2013 in den deutschen Kinos
Mit Emmanuelle Seigner als Vanda
und Mathieu Amalric Thomas

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