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Holy.Shit.Shopping Hamburg – so war die Weihnachts-Shopping-Lounge im Otto von Bahrenpark

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Wenn es eine Hölle für exzessives Shoppen gibt, dann sieht sie so aus, wie die 3-Euro-Eintritts-Weihnachts-Shopping-Lounge am 2. Adventswochenende im Otto von Bahrenpark. Hunderte von tausenden Besuchern, tonnenweise Kinderwagen und zahlungskräfitige Pinneberger verstopften diese Shopping-Hölle kurz vor Weltuntergang bei Kopenhagen! So wars.

Schlange langen an verregneten, dunklen Nachmittagen vor dem alten Gaswerk in Hamburg-Bahrenfeld. Schön ist er schon, der Otto von Bahrenpark, schön, wie die Schlangengäste, die geduldig im Schmuddelwedder warteten bis sie an der Reihe waren, die Börse zu zücken und völlig enthemmt zuzuschlagen. Das Publikum strömte herbei – wie das Video belegt – und koff (oder wie ist die Steigerungsform von kaufen ins Gigantonamische in der Vergangenheit?) was glitzerte, nach Kunst roch, unter einen Baum oder an eine Frau passte.

Die doch irgendwie an die Schlangenkultur im ehemaligen Ostblock erinnernden Anstehungen, waren aber doch gar nicht wirklich nötig. Denn die allermeisten Verkäufer haben ihre Läden im Hamburger Bermuda-Dreieck des Shoppens zwischen der Marktstraße im Caro-Viertel, Schanzenstraße und drumherum in der Schanze und versteckt im alten St.Pauli jenseits der Reeperbahn. Also gar nichts los. Außerdem gibt es haufenweise Online-Shops, viele Aussteller haben einen solchen bei DaWanda. Doch trotz dem.

Natürlich gab es beim Holy.Shit.Shopping, das in der warmen Jahreszeit Summer.Pop.Shopping heißt und mit den Terminen in Hamburg, Berlin, Köln und Stuttgart eine bundesweite Geldmaschine ist, ganz wundervolle Sachen zu erstehen. Wenn man, so wie ich, eine Ader für „das Andere“ hat, fischt man in der Hechtsuppe auch Seltenes heraus. Wie beispielsweise dieses „Hamburger-Hemdchen“, das nicht nur eine originelle Grafik ausweist, sondern auch von außerordentlicher Stoffqualität ist. Frau Pimp Your Karma meinte allerdings, dass das Kaufen ihrer Waren zu gutem Karma führen würde, was mich dazu veranlasste, sie darauf hinzuweisen, dass genau diese Behauptung ihr zum schlechten Karma gereichen könnte, weshalb sie vorsichtig mit diesen Dingen – von denen sie ganz offensichtlich nichts versteht – sein solle. Das blies sie jedoch in den Wind. Gut: Pimp ist porno und Karma ist auch porno – was soll da schief gehen?

St.Pauli Total 2010-Kalender von Ulf Harten, einem Hamburger Comic-Zeichner. Eine sympathische Frau mit Bauchladen verkäufte mir diesen limitierten Kalender. Sie habe sich zu spät angmeldet, deshalb der Bauchladen und deshalb steht sie an der Wand bei der Treppe. Das Bild von Februar 2010, das wir hier sehen, zeigt das unsägliche neue Brau-Quartier in St.Pauli im Sturm. Es erinnert an die tanzenden Türme, die gerade am Anfang der Reeperbahn gebuddelt werden. Subtile Kritik. Der Sturm unserer Entrüstung – Stichwort: Recht auf Stadt – wird das Brau-Quartier leider nicht hinwegfegen. Aber er wird schlimmeres verhindern.

Und genau das hätte ich gerne die Masse der Besucher (wie bespielsweise Quiddje)gefragt, die jung, modern, chic und schnack sich hier die heilige Scheiße zurecht shoppt, als gäbe es kein Gestern mehr: Seit ihr noch ganz dicht? Was macht ihr außer Scheiße-Shoppen, wenn ihr nicht in euren Medien-Büros hockt und Scheiße baut? Wo steht ihr? An?

Habs aber dann doch nicht gefragt. War ja froh, als ich aus der Hölle wieder raus war.

Trifft hier der Spruch zu, dass man in unserer Welt Dinge kauft, die man nicht braucht, vom Geld, das man nicht hat, um Leute zu beeindrucken, die man nicht mag? Ich meine: Türlich, türlich. Mich tröstet, dass das Zeugs am Ende auf dem heiligen Haufen der Zivilisation landet, wo er in einem seltsam geheimen Ritual, unter dem traurigen Jaulen von Eisen, Hartplastik und dem betrunkenen Abteilungsleiter, geofpert wird und als gefilterter Rauch dem Wohlgefallen der Herstellgötter dient.

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