15 49.0138 8.38624 1 4000 1 https://sommer-in-hamburg.de 300 1
theme-sticky-logo-alt
containerschiffe hamburger hafen

Fukushima im Hamburger Hafen

0 Kommentare

Gestern vor zwei Jahre lösten ein schweres Erdbeben und in dessen Folge ein verheerender Tsunami die Zerstörung des Atomreaktors in Fukushima. Ich weiß, dass es nicht populär ist eine andere, als eine furchterfüllte Meinung zu dieser Katastrophe und zur Atomkraft zu haben. In Deutschland. Es ist ein Tabu und es scheint leider immer noch nicht so, dass Tiefenschärfe und Unterscheidungsvermögen bei diesem heiklen Thema gefragt sind.

Vielleicht aber lohnt mal ein Blick über den Tellerrand hinaus, was den Deutschen traditionell schwer fällt. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal daran erinnern, dass in Deutschland Panik herrschte und man sogar befürchtete, der Hamburger Hafen und die Hafenarbeiter könnten durch Schiffe aus Japan atomar verseucht werden.

Um das klar zu stellen: Ich will keine Kernkraft, sie ist gefährlich, vor allem ihr Müll ist ein gigantisches Problem. Es ist richtig, aus der Atomkraft auszusteigen, wie es „Rot-Grün“ im Jahr 2000 beschlossen hatte. Die deutsche Hysterie aber nach „Fukushima“, den panischen Ausstieg aus dem Ausstieg vom Ausstieg, die mediale Katastrophengier – mit schlechten Nachrichten verdient man sehr viel Geld und deshalb muss man stets nachlegen um das Feuer zu erahlten – und den allgemeine Alarmismus mag ich überhaupt nicht. Ich fand und finde den Umgang mit diesem Thema in Deutschland anmaßend und beschämend. Die 20.000 Tote in Japan sind durch den Tsunami umgekommen, nicht durch die Atomkatastrophe. Aber genau das scheint hier gar nicht wirklich wahrgenommen zu werden. Sondern die teilweise panische Angst vor dem Strahlentod, die die Deutschen befallen hat, ist so dominant, dass man Feinheiten gar nicht mehr wahr nimmt und denkt, die eigene Sicht der Dinge ist die richtige. Das deutsche Wesen, an dem die (kranke) Welt genesen soll. Das ist aus meiner Sicht typisch Deutsch und davon will ich mich abgrenzen. Damit habe ich nichts zu tun.

Wir haben überlebt. Uns ist nichts geschehen. Niemand ist in Deutschland durch Fukushima den Strahlentod gestorben. Aber ist anders verlaufen, als 2011 erwartet wurde. Es ging sogar so weit, dass man hier in Hamburg Angst hatte, der Hamburger Hafen und mit ihm alle Menschen in und an ihm, würden verseucht durch Japanische Frachtschiffe, dir dort nach der Katastrophe fest machten (Folgen von Fukushima: Hamburg rüstet sich für verstrahlte Schiffe). Die Deutschen kaufen sämtliche Geigerzähler aus den Baumärkten und deckten sich mit Jod-Tabletten ein. Man kam nicht zum Nachdenken, den täglich gab es neue Diskussionen, Meldungen und Bilder aus Fukushima. Offenbar hielt man hier in Hamburg die Japaner für rückständige Idioten, die ihre radioaktive Fracht mehr oder weniger um die halbe Welt schifften, was nur wir in Hamburg hätten entdecken können. Ich fand das damals schon dermaßen absurd und konnte nicht anders, als mich zynisch über diese hysterische Angst, die jeder realen Grundlage entbehrte, lustig zu machen. Kostete mich einige „Facebook-Freunde“.

Im Sommer darauf machten wir Urlaub im kanadischen Vancouver. Diese charmante Metropole hat einen großen Hafen und liegt an der Nordamerikanischen Westküste. Es ist zwar der Pazifische Ozean dazwischen, aber von hier aus ist es nicht so weit nach Japan, wie von Hamburg aus. Wind und Strömung im Nord-Pazifik haben von Japan aus genau diese Richtung. Die Küsten und Häfen von Alaska, Britisch Columbia, Washington, Oregon und Kalifornien können von Wasser, Wind und Wetter von Japan aus erreicht werden. Wenn also Menschen in Hafenstädten abgesehen von Japan Panik haben sollten, dann diese. Doch in Vancouver keine Spur davon. Man war besorgt, aber die Experten wiesen im Fernsehen nach, dass die Strahlung aufgrund der Entfernung keine Gefahr darstellt. Damit war der Fall erledigt. Wobei wir wissen müssen, dass Vancouver eine sehr große japanische Gemeinde hat. Wir besuchten sogar ein großes Fest in Vancouver. Da gab es einen kleinen Spendenstand für die Opfer der Katastrophe im fernen Japan. Das wars dann.

Es sieht so aus, als ließen sich diese Zusammenhänge dem Gros Deutschen nicht vermitteln: Es bestand keine Gefahr für den Hamburger Hafen und das ist ganz natürlich. Deutschland ist nicht in Gefahr von einem schweren Erdbeben oder gar einem Tsunami getroffen zu werden. Deutschland ist nicht das einzige Land mit Atommeilern. Anderswo haben Menschen keine Angst, sie geraten nicht in Panik, wenn am anderen Ende der Welt etwas Schlimmes geschieht. Ich würde mir das auch für uns Wünschen. Das wir mehr Oberwasser haben … und besser reflektieren können. Dass wir weniger anfällig für Populismus und Ideologie wären … und die Kirche im Dorf lassen.

Foto: souho

flip flops
Vorheriger Beitrag
Flip Flops in Hamburg – Ein paar warme Gedanken
Helmut Schmidt fotografiert von Ivo von Renner
Nächster Beitrag
Hamburg feiert 20 Jahre Hinz&Kunzt

0 Kommentare

Antworten

Sommer in Hamburg
Newsletter erhalten
Wir freuen uns über neue Leser, die den Hamburger Sommer lieben und die schöne Seite der Stadt mehr abgewinnen wollen
15 49.0138 8.38624 1 4000 1 https://sommer-in-hamburg.de 300 1