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HafenCity Diskution

Subvision: HafenCity Bleibt! Ein Streitgespräch im Baltic Raw Tower

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Ein Streitgespräch zwischen den internationalen Künstler des Subvision-Festivals, Offiziellen der HafenCity GmbH und PR-Spezialisten der Subvision-Veranstalter … und einer Anwohnerin! Da musste man hin, denn hier stellten sich die Verantwortlichen den bohrenden Fragen der Bürger und Künstler zum „Skandal“ HafenCity. Oder?

Es kommt nicht häufig vor, dass ich überhaupt keinen Bock habe über das zu berichten, was ich erlebt, gesehen und gehört habe. Dieses „Streitgespräch“ gehört dazu. Warum? Weil ich geballte Abstraktion, wortgewandte Hirnwichserei und eiskalt kalkulierte PR in dieser Mischung sehr abstoßend finde. Oder sagen wir es anders: Die anwesende Bewohnerin einer Genossenschaftswohnung für € 9,50/qm2 begeistert in der HafenCity lebt, schien völlig deplaziert und spielte auch gar keine Rolle in den Diskussionen.

Nein, das Video hier oben ist vom Eröffnungstag, fängt ein wenig die Atmosphäre auf solch einem Kunst-Festival ein und drückt auch meine Begeisterung für Subvision in Hamburg aus. Diese bekam bei der beschriebenen „HafenCity bleibt!“-Runde einen deutlichen Dämpfer.

Subvision. Kamera. On.

Man entschied sich rasch – aus Gastfreundschaft von mir aus – für eine Diskussion in englischer Sprache. Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, obwohl ich es weder gern noch aktuell gut spreche. Bin etwas aus der Übung. Aber wenn nur zwei, drei Leutchen kein Deutsch verstehen, ergibt das ein Ungleichgewicht. Und Ungleichgewicht macht auch meine Enttäuschung über diese „Diskussion“ über Sinn und Zweck, Wahrheit und Ergebnis von HafenCity in Hamburg aus. Denn es waren ja nur eine handvoll Hamburger, die das Thema naturgemäß eigentlich angeht dort. Die Offiziellen nicht mitgezählt. Die Subvision-Künstler bildeten die wissbegierige Mehrheit und zeigte bei manch einem eine bestimmte intellektuelle Verschrobenheit, die eine fruchtbare, erkenntnisreiche und konstruktive Diskussion massiv erschwerte.

Revolution nicht in der HafenCity

Es erschien ein zorniger junger Mann, der mir irgendwie bekannt vor kam und den ich den Künstlern nicht zuordnen konnte. Man sollte sich vor einem Wortbeitrag kurz vorstellen – konnte ich mir hier nicht merken. Er hatte eine sehr agressive und deutliche Attitüde und wollte unbedingt „politisch“ diskutieren in dem er die Frage aufwarf: „Wem gehört die Stadt?“ Er zeichnete sich durch seinen gerechten – und bewährten – agitatorischen Zorn aus und seine Humorlosigkeit. Er machte mich an, weil ich mich über „Das Böse“ der HafenCity lustig machte. Jedenfalls beklagte er sich später leicht beleidigt darüber, dass er überhaupt eine politische Diskussion angemahnt hatte … und verschwand klammheimlich in stürmischer Nacht.

Gut, es gab auch kluge und sinnvolle, ja spannende Einwürfe – neben dem politisch unkorrekten Gefühlen des Benutzwerdens durch die HafenCity GmbH um diese selbst und die Stadt Hamburg ein freundliches und „gutes“ Image zu verleihen (sollen die doch in eine Höhle auf den Kanaren Kunsthandwerken!).

HafenCity bleibt Diskussionshaus

„Warum supportet die HafenCity eigentlich ein einmaliges Festival, anstatt langfristig Strukturen und Produktionsorte für Kunst innerhalb des Stadtraums zu schaffen?” Diese Frage stand im Zusammenhang mit der Begeisterung für die Prozesse im Hamburger Gängeviertel, wo „Off-Künstler“ Häuser besetzten und öffentliche Aufmerksamkeit sowie staatliche Toleranz gewann. Nur konnte keiner die Frage wirklich beantworten, weil ja weder ein Politiker, noch ein Vertreter der Stadt anwesend war. Macht dann solch ein Treffen noch einen Sinn?

Kunstvoll: Die Hamburger HafenCity am Abend

Natürlich, die vehement wiederholte Frage eines lustig behuteten Künstlers, ob im Planungsstab der HafenCity neben Architekten auch Künstler beteiligt sind. Ja und nein, war dann endlich die Antwort, bei der konkreten Planung der Bauten irgendwie nicht, bei der Gestaltung der Öffentlichen Räume dann aber doch. Irgendwie so.

Öffentlichen Räume war natürlich das zentrale Thema in dieser Künstlerrunde. Ist ja auch wichtig und berechtigt und aus Künstlersicht nachvollziehbar. Genauso wie das Thema der Gentrifizierung, was aber meines Erachtens nicht für die HafenCity gilt, die ja jahrzehntelanges Brachland bewohnt. Ich habe als erster Redner erwähnt, dass das schlechte Image der HafenCity unmittelbar mit der Gentrifizierung des Elbufers zwischen St. Pauli, dem Fischmarkt und Övelgönne zu tun hat. Wo man alternative Projekte, Clubs, wie auch günstigen Wohnraum in St. Pauli zerstört und tief in gewachsene Stadtteil eingreift OHNE die angestammte Bevölkerung einzubinden oder zu berücksichtigen. Das ist ein nachhaltiger Skandal … und nicht die vielfältige, offenen HafenCity.

Aufmerksames Publikum bei der Subvision HafenCity Bleibt Diskussion

Damit hat die HafenCity nichts zu tun, auch wenn es vielleicht ähnliche Finanziers aufweist. Doch interessant ist in diesem Zusammenhang – wie der junge PR-Spezialist Olaf Bargheer geschickt einstreute – dass die Jungs der GWA St. Pauli, die Macher des Films Empire St. Pauli (ein Dokumentierfilm über die Gentrifizierung St. Paulis), die Einladung zu diesem Gespräch lapidar und trocken ablehnten. Sehr bedauerlich, wie ich finde.

Ja, gut, vielleicht lass ich mich am Ende dieses Artikels erweichen und fand das „Gespräch“ nicht ganz so fatal, wie eingangs beschrieben. Immerhin habe ich viel Erfahren an diesem Tag. Ich lernte über Kunst und Künstler, über einige Zusammenhänge, über Denken und Fühlen, über Licht und Schatten, über mein geliebtes Hamburg und wie es sich lebt als ganz normaler Mensch m(!) in der HafenCity. Sehr nachbarschaftlich, in einer kreativen Gemeinschaft und in einer spannenden Zeit …

Ich hoffe, dass ich noch einige O-Töne an dieser Stelle nachreichen kann. Dauert etwas!

Mehr über die Diskussion im Blog auf Subvision-Hamburg.

http://www.hafencity.com
http://www.empire-stpauli.de

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